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Das Medizinglossar

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In der Praefatio zum Medizinglossar1Camerarius d.Ä., JoachimCommentarii utriusque linguae wird die Imitatio-Frage auf eine nachgerade literarische Weise wieder aufgegriffen. Camerarius inszeniert sie als einen Dialog, indem er einen fiktiven Gesprächspartner einführt. Die Quintessenz aus dem Gespräch lautet, dass Sachverhalte (res) nur durch Sprache zu vermitteln seien, Sprache aber auf Imitatio beruhe, die ihrerseits Voraussetzung gegenseitigen Verstehens sei und auf gemeinsame ‚usancen‘ angewiesen sei: Nulla autem certe est ansa, qua apprehendi possit vera & certa sententia, & animi conceptio, & cogitationis inventum, nisi orationis (α4r). Nachahmung erscheint als eine Grundtatsache jeder Kulturentstehung.

Hinter dieser Argumentation, die Neuerung auf den Spuren der Tradition zulässt, steckt offensichtlich QuintilianQuintilian, auch wenn Camerarius ihn nicht explizit zitiert.2QuintilianPico della MirandolaDe hominis dignitate Der Autor der Institutio oratoria war seit rund hundert Jahren wieder bekannt. PoggioBracciolini, Poggio hatte einen Codex im Kloster St. Gallen entdeckt. Seitdem avancierte Quintilian zum maßgeblichen Schulautor. Camerarius selbst hatte 1527 seine erste Quintilian-Ausgabe besorgt und bei Johann Setzer in Hagenau drucken lassen.3Camerarius d.Ä., JoachimQuintiliani Oratoriarum institutionum liber decimus Zahlreiche Neuauflagen folgten. Schon Quintilian wusste, dass eine Sprache, die sich nur am Beispiel der Altvorderen orientiert, auf die Dauer sterben musste. Deshalb plädierte er für eine behutsame, aber am Geist der Vorfahren orientierte Weiterentwicklung der Sprache (inst. or. 10, 2). Nur wurde dies von vielen, die ihn rezipiert haben, nicht erkannt. Auf die großen Autoren seiner Zeit wie etwa TacitusTacitus und die Schriftsteller der nachfolgenden Jahrhunderte hatte Quintilian praktisch überhaupt keinen Einfluss. Dennoch konnte er sich mit seinen Standards durchsetzen, da seine Institutio oratoria sich als Schulbuch etablierte und den Abschluss des Rhetoren-Unterrichts bildete. Der Schulmeister Quintilian wurde zum Schulbuchautor; er wirkte aber eher auf der lebensabgewandten Seite des Unterrichts. Der Ciceronianismus setzte sich als Ideal der Schulprosa durch und behauptet diesen Rang bis heute in den universitären Stilübungen. Wir beobachten in der Geschichte des Lateins daher den erstaunlichen Umstand, dass das gelehrte und das in Schrift- und Alltagssprache verwendete Latein immer weiter auseinanderdrifteten. Man lernte das Latein der Schule, sprach und schrieb aber dasjenige des „Lebens“. Die Kontroverse, die ErasmusErasmus von Rotterdam, Desiderius und später Camerarius auszufechten hatten, wurzelt in dieser historischen Entwicklung.

Camerarius Polyhistor

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