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Institutionen, Akteure, Modelle: Das Kärntner zweisprachige literarische Feld als Anziehungspunkt für deutschsprachige Autor_innen
ОглавлениеErwin Köstler (Wien)
Abstract: Compared with the situation in the 1970s and 1980s, the preconditions for the production of literature in the bilingual field in Carinthia, in terms of repertoires and institutions, have so profoundly changed that the description of this field today has to take into account literary practices, that go by far beyond the frame of the literature of the Carinthian Slovenes. Not only do we see code-switching and an increasing orientation of Slovene authors towards the German literary scene and book market, but also German-writing authors from in- and outside the region who engage themselves in the bilingual sphere and make use of its literary institutions. The following contribution thus outlines the institutional basis for literary interaction in the bilingual field and gives some examples of participation by German-writing authors, concerning co-operation on the institutional level, occupation with the contemporary history and memory culture of the Carinthian Slovenes and selected cases of actual literary bi- or multilingualism on the level of texts.
Keywords: literary interaction, bilingual field, Carinthia, German-writing authors, institutions
Wenn wir von zwei- oder mehrsprachiger Literatur in Kärnten sprechen, meinen wir ein transkulturelles literarisches Feld, in dem von getrennten, „mehr oder minder isoliert nebeneinander bestehenden literarischen Milieus“ (Amann/Strutz 1998: 581) längst nicht mehr die Rede sein kann. Die Sprache, in der geschrieben wird, ist vielfach nicht mehr der identitätsbestimmende Faktor, den sie für die meisten der in der Vorkriegs-, Kriegs- oder frühen Nachkriegszeit geborenen Kärntner slowenischen Autor_innen noch darstellte. Dies gilt reziprok auch für primär Deutsch Schreibende. So erachtet die in Kärnten aufgewachsene Autorin Lydia MischkulnigMischkulnig, Lydia die Tatsache, dass ihr die Sozialisation in slowenischer Sprache vorenthalten worden sei, sowie die daraus resultierende Verstrickung mit dem „sprachrassistischen“ Kärnten sehr wohl als prägend für ihr Schreiben, weist aber jede identitätsbezogene Prägung ihrer Literatur von sich, denn, so erklärt die Autorin, seit sie den Unsinn einer Ursprungklärung erkannt habe, bringen sie „Identitätsfragen nur mehr zum Lachen“ (Fischer 2016).
Dieser Umstand hat weitreichende Auswirkungen auf die Konzeption des überregionalen literarischen Interaktionsraums, in den die Literatur von Kärntner Slowen_innen eingebettet ist,Leben, Andreas1 ist aber auch für das Zustandekommen literarischer Interaktionen, die wesentlich auf dem Transfer von Repertoires und Modellen beruhen, von größter praktischer Bedeutung. Wir sehen nämlich nicht nur eine zunehmende Orientierung Kärntner slowenischer Autor_innen in den deutschsprachigen Raum, sondern auch deutschsprachige Autor_innen, die Publikationsmöglichkeiten und andere Repertoireangebote im zweisprachigen Bereich nutzen. Es ist deshalb sinnvoll, die institutionelle Basis zu skizzieren, die das zweisprachige Feld als Ausgangspunkt und Ziel überregionaler literarischer Interaktion kennzeichnet, bevor wir uns am Beispiel des Theaters und der Erinnerungskultur einzelnen Formen literarischer Mehrsprachigkeit vor allem bei primär deutschsprachigen Autor_innen zuwenden.