Читать книгу Literarische Mehrsprachigkeit im österreichischen und slowenischen Kontext - Группа авторов - Страница 27
Verlage
ОглавлениеDie überregional sichtbarsten zweisprachigen Verlage in Kärnten, Drava, Mohorjeva/Hermagoras und Wieser, stellen seit Längerem auch attraktive Publikationsorte für deutschsprachige Autor_innen dar und sind heute (bei allen gegebenenfalls bestehenden juristischen Verflechtungen mit Minderheitenorganisationen) nicht mehr in erster Linie als Minderheitenverlage anzusehen.Leben, Andreas1 Sowohl Drava als auch der 1987 gegründete Wieser Verlag erwarben sich internationales Renommee gerade auch mit der systematischen Übersetzung slowenischer Literatur ins Deutsche2 und gingen mit ihren interkulturellen Programmen bald über den regionalen Rahmen hinaus. Über eine starke deutschsprachige Verlagsschiene mit einem relativ hohen Anteil an genuin deutschsprachiger Literatur verfügt auch der katholische Hermagoras Verlag/Mohorjeva, der von allen genannten noch am meisten in slowenischer Sprache produziert und damit am ehesten dem „Muttersprachendiskurs“ (Dembeck/Parr 2017: 54) verbunden erscheint, sich jüngst aber auch für experimentelle Literatur geöffnet hat. Im Windschatten der zweisprachigen Verlage agierte 1999–2016 der Klagenfurter Kitab Verlag als interkultureller Verlag mit einem starken Akzent auf slowenisch-deutschen Wechselbeziehungen in Kärnten. 2010 kam mit der Reihe Edition Meerauge des Verlags Heyn ein weiterer Klagenfurter Verlag hinzu, der sich ausdrücklich der literarischen Zweisprachigkeit in Kärnten annimmt und damit das Angebot an mehrsprachiger Literatur erweitert. Gerade eine Reihe wie die Edition Meerauge zeigt, dass die oben angedeutete Kompartimentierung der Kärntner literarischen Öffentlichkeit, die lange Zeit eine mehr oder weniger rigorose Abgrenzung zwischen den Strukturen der Mehrheit und der Minderheit bedeutete, ihre Gültigkeit verloren hat. Vielmehr ist Zweisprachigkeit auch in deutschsprachigen Verlagsprogrammen manifest.