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Am Anfang war das Feuer

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Was heute wie Lagerfeuerromantik wirkt, war vor Jahrtausenden ein Meilenstein der Menschheitsgeschichte.

Von Rolf Heßbrügge

Der Homo sapiens hat das Kochen erfunden? Nein, das Kochen hat den Homo sapiens erst hervorgebracht.

Vielleicht gab es ihn, diesen einen Moment, der eine „kochende Leidenschaft“ entfachte: den Blitzeinschlag in einen Baum, auf dem ein frühmenschlicher Jäger und Sammler seine tierische Beute in Sicherheit gebracht hatte. Und danach wollte er kaum noch etwas anderes essen als dieses herrliche geröstete Fleisch. Verführt von den Bräunungseffekten – Lebensmittelchemiker nennen es Maillard-Reaktion –, die unsere Sinne stimulieren und uns bis heute den Düften eines Grillsteaks erliegen lassen.

Weil aber ein Feuer durch Blitzeinschlag ein eher seltenes Ereignis ist, musste der Mensch erst lernen, die züngelnden Flammen dauerhaft zu erhalten oder sie gar selbst zu erzeugen. Um seine Nahrung entsprechend veredeln zu können, musste er nicht nur darauf kommen, dass es besser war, ein Stück Fleisch auf eine Astgabel gespießt über der heißen Glut zu rösten, als es direkt in die Flammen zu werfen. Er musste entdecken, dass man zwischen zwei im Feuer erhitzten flachen Steinen backen konnte. Dass sich Wasser mit heißen Steinen in einer Felsmulde zum Sieden bringen ließ, um Pflanzenkost darin aufzuweichen. Oder dass man Eier einfach in der Asche am Rand eines Feuers mitgaren konnte.

Zum Kochen (von lat. „coquere“ = kochen, sieden, reifen) brauchte es also menschlichen Grips; umgekehrt benötigte der Mensch dafür aber das Kochen: Erst die erhitzte Nahrung hat bei unseren Vorfahren jene Entwicklung befeuert, die ihnen ein beeindruckendes evolutionäres Wachstum ihrer Hirnkapazitäten brachte. Wo der Mensch sich ohne die Kochkunst befände? Womöglich auf dem kognitiven Niveau eines Schimpansen, vermutet Suzana Herculano-Houzel. „Die Entwicklung des menschlichen Gehirns dürfte nur durch das Kochen der Nahrung möglich gewesen sein“, sagt die Neurowissenschaftlerin von der US-amerikanischen Vanderbilt University und gründet ihre These auf einer äußerst „delikaten“ Untersuchungsmethode: Herculano-Houzel pürierte Gehirne von Menschen und Menschenaffen und zählte mittels eines Isotropischen Fraktionators die vorhandene Zahl der Nervenzellkerne aus. Demnach umfasst die Hirnmasse des Homo sapiens rund 86 Milliarden Neuronen und verbraucht ca. 500 Kilokalorien täglich – ein gutes Fünftel unseres Energiebedarfs von rund 2300 Kilokalorien. Die Gehirne von Menschenaffen sind zwar ähnlich dicht verschaltet, jedoch um zwei Drittel kleiner: Je nach Gattung weisen sie zwischen 28 Milliarden (Schimpanse) und 33 Milliarden Neuronen (Gorilla) auf, verbrauchen dafür auch nur rund 200 statt der menschlichen 500 Kilokalorien am Tag.

Damit bewegen sich tierische Primaten auf einem ähnlichen kognitiven Level wie der Australopithecus afarensis, ein früher Vorfahre des Menschen, der vor 3,8 bis 2,9 Millionen Jahren durch Ostafrika streifte und eine vergleichbare Hirngröße sowie ein ähnliches Nahrungsspektrum aufwies wie heutige Schimpansen: Letztere kauen zur Deckung ihres Tagesbedarfs von 1800 Kilokalorien gut sechs Stunden lang auf zähem Rohfleisch, faserigen Blättern, gepanzerten Insekten oder harten Nüssen herum. Ein bedeutend größeres Gehirn könnten die Menschenaffen auf diese zeit- und kraftraubende Art kaum in Betrieb halten – jedenfalls nicht, ohne andere lebenswichtige Prozesse wie Nahrungssuche, Nachwuchsaufzucht, Körperhygiene oder Schlaf entscheidend zu vernachlässigen. Zum Vergleich: Der heutige Homo sapiens benötigt nicht einmal eine Stunde, um sich seine täglich benötigte 2300-Kilokalorien-Ration in Form von größtenteils gekochten oder gebackenen Lebensmitteln einzuverleiben. Würden wir die gleiche naturbelassene Kost zu uns nehmen wie Schimpansen, müssten wir mindestens acht Stunden pro Tag mit Kauen zubringen.


Der Australopithecus lebte vor etwa 4 bis 2 Millionen Jahren und gilt als früheste Hominiden-Art. Mit einem Volumen von 450 – 550 cm3entsprach sein Gehirn ungefähr einem Drittel der Gehirngröße des heutigen Homo sapiens. Homo erectus, der das Kochen schon kannte, hat ein Gehirnvolumen von 850 – 1225 cm3. Das Gehirnvolumen von Homo sapiens liegt bei 1300 – 1500 cm3.

Die Zukunft der Ernährung

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