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Esskultur als Abgrenzung der Reichen

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Ab dem 11. Jahrhundert, nachdem in Ritterkreisen auch Frauen am Essen teilnehmen durften, galt die Regel, dass man in Anwesenheit einer Frau gewaschen zu Tisch zu erscheinen habe und nicht mehr mit der ganzen Hand, sondern nur noch mit Daumen, Zeige- und Mittelfinger in die Schüssel greifen dürfe. Daneben nutzte man nur Messer und Löffel. Die Gabel galt als Werkzeug und Symbol des Teufels und war im Mittelalter von der Kirche verboten. Erst im 16. Jahrhundert gelangte sie über Caterina de Medici an den französischen Hof. Zuerst noch als affig und weibisch verpönt wurde sie später zum Symbol des Feinen und Vornehmen.

Die Entstehung der Kochkunst datiert der Historiker Montanari auf das klimagünstige 13. Jahrhundert, wobei auch schon die Römer die Zubereitung feiner Speisen zu höchster Meisterschaft entwickelt hatten – von den Chinesen einmal ganz abgesehen, doch dieses Wissen war in unseren Breiten weitgehend verloren gegangen. Die „neue Naschhaftigkeit“ bewog Papst Innozenz III. zu einer scharfen Verurteilung weltlicher Eitelkeit, zu der er auch die „Sünden des Gaumens“ zählte. Damals kamen stark gewürzte Speisen – Gewürze waren Luxus – in Mode, der Konsum hochwertigen Fleisches stieg an, und die Köche ersannen kunstvoll geschichtete Kuchen, Torten und Pasteten. Eine reiche Tafel und dazu passende Tischmanieren wurden zu einem Abgrenzungsmerkmal des Adels, der hohen Geistlichkeit und des sich heranbildenden reichen Bürgertums.

Noch im 15. Jahrhundert setzte der burgundische Hof Maßstäbe für die Kunst der Tafel und die höfische Festkultur. Das Zeremoniell war durchorganisiert, die Rollen verteilt, und von der Sitzordnung bis zur Reihenfolge bei der Bedienung spiegelte es Machtkonstellationen und gesellschaftlichen Status. Feste dienten der Diplomatie, Bankette als Demonstration dessen, wer man war und was man hatte. Bis heute sind diese Aspekte Teil unserer Esskultur geblieben, auch wenn es sich nun Party oder Geschäftsessen nennt.

Die Zukunft der Ernährung

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