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Was aus dem Baby werden wird? Frustesser? Gesundheitsapostel? Gourmet? Vegetarier?
Der Mensch muss essen
Ohne Nahrung kann der Mensch nicht leben. Während der Schwangerschaft ernährt ihn seine Mutter, doch auch wenn die Abhängigkeit von ihr endet, bleibt die Abhängigkeit von Nahrung dem Menschen ein Leben lang. Nur durch die Zufuhr von Nährstoffen kann der menschliche Körper seine Muskeln, Organe und Gewebe erhalten und können die Prozesse des Lebens in ihm ablaufen. Selbst zum Schlafen braucht der Körper Energie und für alle weiteren Aktivitäten darüber hinaus noch mehr.
So ist der Mensch ständig mit dem Thema Essen konfrontiert, normalerweise mehrmals täglich. Schaut man auf die Zeit, die Menschen pro Tag mit Gedanken übers Essen, Einkauf, Zubereitung und Mahlzeiten verbringen, ist diese zwar individuell und situativ unterschiedlich, aber auf die jeweilige Wachzeit bezogen erheblich.
Kurz gesagt: Das Thema Essen ist unser ständiger Begleiter. Ein Problem etwa für Esssüchtige, die – anders als bei Drogen- oder Alkoholsucht – das Thema Essen nie komplett meiden können.
Essen hat immer beide Seiten: die biologische und die psychologische Dimension mit Fragen wie: Was nützt dem Körper, was schadet? Zählt die Lust oder die Vernunft? Wie will ich persönlich damit umgehen? Und die gesellschaftlich-wirtschaftliche Seite: Welche Nahrung ist verfügbar? Was kann ich mir leisten? Was ist in meinem Umfeld üblich? Und darüber stehen Fragen wie entwicklungsgeschichtliche Zusammenhänge, gesellschaftliche Rahmenbedingungen, kulturelle Prägungen und Lebensstile, bis zu übergreifenden Themen wie der Volkskrankheit Übergewicht, Verantwortung für das Tierwohl oder die Ernährung der wachsenden Weltbevölkerung unter den Herausforderungen des Klimawandels.
Das Thema Essen ist ein Großes, hat ganz existenziell mit dem Menschsein zu tun und reicht von der persönlichen Lebensgestaltung bis tief in die Weltpolitik hinein. Jede Auseinandersetzung mit dem Thema Ernährung kann also nur begrenzt sein, nur Schlaglichter werfen. Was bedeutet das für Sie als Leser des Sonderbands Zukunft der Ernährung, den Sie in Händen halten? Er wird herausgegeben von der Wissenschaftlichen Buchgesellschaft (wbg) in Darmstadt in Verbindung mit der Zeitschrift bild der wissenschaft. Damit ist klar, dass es um Erkenntnisse und Forschungsfelder der Wissenschaft geht. Was die Zukunft sein wird, kann niemand sagen, aber die Wissenschaft kann Entwicklungen und Zusammenhänge analysieren, biologische und medizinische Erkenntnisse zusammenführen und neue Optionen erforschen. So ist es das Konzept dieses Bandes, einen Einblick in die Stränge zu geben, die bestimmend dafür sind, wie sich die Ernährung des Einzelnen und der Weltbevölkerung entwickelt.
Wir beginnen mit dem Blick zurück: Welche Rolle spielte die Ernährung in den vergangenen Jahrtausenden der Menschheitsgeschichte? Welche Weichen wurden gestellt und was bedeutet dies für heute und die Zukunft? Welche Gesetzmäßigkeiten und Strukturen überdauern – vielleicht in anderer Form – die Zeit? Die Autoren zeigen, welch zentralen Faktor der Menschheitsentwicklung die Ernährung darstellt und wie sie immer auch ein Spiegel der Gesellschaft ist.
Das zweite Kapitel macht den Sprung ins Heute, zur Ernährungslage der Welt und des Einzelnen in unserer Gesellschaft. Die Industrienationen stehen auf der Seite des Überflusses. Das Ernährungsverhalten ist einerseits von den Verführungen des Lebensmittelüberangebots geprägt, andererseits vom Streben nach Gesundheit und Fitness – beides große Märkte für die Nahrungsmittelindustrie. Dazu kommt bei vielen Menschen ein zunehmendes Verantwortungsgefühl angesichts des Zustands der Welt.
„Der Mensch ist, was er isst.“
Ludwig Feuerbach
Die zentrale Frage lautet: Wie kann eine wachsende Weltbevölkerung ernährt werden, ohne dabei die Erde zu zerstören? Wichtiger Punkt dabei ist das Thema Fleisch. Bei Fisch sehen die Wissenschaftler noch Entwicklungspotenzial, und innovative Konzepte zielen auf den Verzehr von Algen und Insekten. Dem Bedarf an immer mehr Nahrungsmitteln steht die Herausforderung der Landwirtschaft durch den Klimawandel gegenüber: Hitze, Dürre, Überschwemmungen. Wie kann die Landwirtschaft unter solchen Bedingungen ihre Erträge steigern? Die Forscher sagen: sie kann. Allerdings muss sie große Veränderungen schaffen, mit neuen, besser angepassten Pflanzen, mehr Digitalisierung in der Bewirtschaftung. Und immer mit Blick auf die ökologischen Konsequenzen.
Die Herausgeber dieses Buches – die Wissenschaftliche Buchgesellschaft und die Redaktion von bild der wissenschaft – danken den Autoren dieses Bandes. Sie lassen uns in ihren verschiedenen Bereichen an den spannenden Erkenntnissen und Zukunftsfragen in Forschung und Wissenschaft teilhaben. Und eines wird deutlich: Von Ernährungswissenschaft bis Agrarforschung gibt es so viele neue Erkenntnisse und Lösungsansätze, dass sie unser Leben schon in naher Zukunft verändern werden.
Eine anregende Lektüre
wünscht Ihnen Ihre
Andrea Stegemann