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Arm isst einfach

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Dagegen war die Küche der Armen über die Jahrhunderte eintönig, und die Tischsitten blieben ungeschliffen. Die Basis bildeten Kohl, Wurzelgemüse und der unvermeidliche Getreidebrei. Häufig gab es Eintopf: Man konnte verwenden, was gerade gemäß Haushaltskasse und Jahreszeit zur Verfügung stand, brauchte nur eine einzige Kochstelle, und zur Essenszeit wurde einfach der Topf oder eine Schüssel auf den Tisch gestellt. Jeder Esser hatte seinen eigenen Löffel – oft ein Taufgeschenk –, leckte ihn nach der Mahlzeit sauber ab und hängte ihn an seinen Platz zurück. So gab es wenig aufzuräumen und alle konnten schnell wieder zu ihrer Arbeit. Außerdem musste die Familie kaum Geld für Geschirr und Besteck investieren.


Hungernde Bäuerinnen in Georgien. Ein Foto von 1932.

An Festtagen gab es etwas mehr – so man hatte. Fleisch gab es, wenn überhaupt, in gepökelter Form oder in jener des sprichwörtlichen Suppenhuhns, das keine Eier mehr legt. Fisch, meist Hering, kam gesalzen oder geräuchert auf den Tisch, die Kaufleute der Hanse machten gute Geschäfte mit dieser klassischen Armeleutespeise.

Nach dem Aufschwung im 13. Jahrhundert verlangsamte sich die landwirtschaftliche Expansion im 14. Jahrhundert wieder. Der Hunger kehrte zurück, in einem bis dahin unbekannten Ausmaß, gefolgt von Pestepidemien, die die geschwächte Bevölkerung hart trafen. Die Folge waren eine Verödung ganzer Landstriche und ein Niedergang des Getreideanbaus, was wiederum die Viehzucht begünstigte und den Fleischkonsum ansteigen ließ. Erstaunlicherweise verbrauchten die Menschen in Deutschland im 15. Jahrhundert durchschnittlich 100 Kilogramm Fleisch jährlich, weit mehr als jene sechzig Kilogramm, die heute jeder Deutsche pro Jahr vertilgt und eine Menge, die von heutigen Medizinern und Ökologen als ungesund und klimaschädlich verdammt wird.

Mit dem erneuten Bevölkerungswachstum und der damit einhergehenden Zunahme des Getreideanbaus gewann zwischen dem 16. und 18. Jahrhundert das sprichwörtliche „tägliche Brot“ seine alles überragende Bedeutung als europäische Alltagsspeise, mit der im deutschsprachigen Raum bis zu 75 Prozent der Kalorienzufuhr der Gesamtbevölkerung abgedeckt wurden. Zahlreiche Bräuche, Sprichwörter und Redensarten zeugen noch immer von der überragenden Bedeutung des Brots für die historische Alltagskultur Mitteleuropas. Die bei Kindern beliebte Nachspeise „Armer Ritter“ – alte Brotscheiben mit Milch und geschlagenem Ei durchtränkt, in Fett ausgebacken und gezuckert – erinnert daran, dass die Küche der einfachen Leute stets auch eine Resteküche war. Noch für unsere Großeltern war das Wegwerfen von Lebensmitteln, vor allem des „heiligen“ Brotes, ein Sakrileg. Heute gilt die allgegenwärtige Nahrungsmittelvergeudung als politisches und ökologisches Problem. Auch auf diesem Gebiet haben sich die Verhältnisse vollständig gedreht.


Eine alte Maggiflasche, etwa aus dem Jahr 1914. Die Maggiwürze gibt es seit 1886.

Die Zukunft der Ernährung

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