Читать книгу Die Zukunft der Ernährung - Группа авторов - Страница 16

Ackerbau verändert das Gesicht der Erde

Оглавление

Vor allem der Ackerbau hinterließ ein Bild der Verwüstung. Die schwerwiegendste Folge neben der Abtragung von Erdreich durch Wasser und Wind-Erosion war die Versalzung der Böden durch den sogenannten Kapillareffekt: In engen Ackerfurchen steigt Wasser entgegen der Schwerkraft auf, weil eine Adhäsionskraft zwischen dem Wasser und der Oberfläche wirkt. Auf bewässerten Flächen gelangt so auch salzhaltiges Grundwasser mit nach oben und verdunstet. Das aus dem Grundwasser gelöste Salz verbleibt an der Oberfläche und macht den Boden unbrauchbar. Rund 4000 Jahre alte Keilschrifttafeln aus Mesopotamien zeugen davon, dass „schwarze Felder weiß wurden“ und „Pflanzen an Salz erstickten“. Der israelische Historiker Yuval Noah Harari fällt in seinem Buch „Eine kurze Geschichte der Menschheit“ ein harsches Urteil: „Die landwirtschaftliche Revolution war der größte Betrug der Geschichte.“


Umweltschäden durch die Landwirtschaft sind kein modernes Phänomen, schon früh kam es beispielsweise zu versalzten Böden.


Die Linearbandkeramische Kultur ist die älteste bäuerliche Kultur der Jungsteinzeit Mitteleuropas. Die Menschen dieser Zeit bauten die ersten ständigen Siedlungen mit festen Häusern.

Ganz so weit will Prähistoriker Meier nicht gehen, aber: „Man kann mit Sicherheit sagen, dass viele der aktuellen Umweltprobleme ihren Ursprung weit vor Christi Geburt haben. Dass ausgerechnet die Wiege der Landwirtschaft heute zu den kargsten Landstrichen der Erde zählt, ist wohl auch eine Folge intensiver Bodennutzung.“ Die frühen Bauern aber ahnten nichts von den Konsequenzen ihres Handelns und erschlossen immer neues Land: War ein Acker nicht mehr fruchtbar, wurde er durch einen neuen ersetzt, man spricht von Wanderfeldbau. „Spätestens mit Bestehen des Römischen Reiches (ab 753 v. Chr.; die Redaktion) kam die großangelegte Abholzung von Wäldern hinzu.“ Derlei Eingriffe nahmen Einfluss auf regionale Niederschlagsmengen, führten zu Verödung und Versteppung und zogen massive Folgen in der CO₂-Bilanz nach sich, wie Archäologe Müller vorrechnet: „Im globalen Maßstab gab es schon sehr früh menschengemachte Klimaveränderungen. Das lässt sich schon für die Zeit ab 4000 v. Chr. feststellen, also noch im Neolithikum.“

Bis 5500 v. Chr. war das Lebensmodell Landwirtschaft über Anatolien und die Balkanregion bis in den heute deutschsprachigen Raum gelangt. „Gen-Analysen von Knochenfunden belegen, dass das Bauerntum durch einen Mix aus kultureller Anpassung und Migration vordrang“, erklärt Johannes Müller. „Schon um ca. 6000 v. Chr. hatte es größere Familienverbände aus Kleinasien gegeben, die eine erstaunliche Mobilität aufwiesen.“ Die ersten Landwirte im heutigen Deutschland waren die jungsteinzeitlichen Linienbandkeramiker (etwa 5450 bis 4900 v. Chr.); sie bauten Langhäuser aus Holz, beherrschten die Kunst der Töpferei und verzierten ihre Keramik mit Linienbandmustern, daher ihr Name.

„Diese Kultur hatte sich vom Neusiedler See aus gen Nordwesten verbreitet, ihre Rinder aber waren laut Gen-Abdruck anatolischen Ursprungs“, erklärt Müller. Der Vormarsch der Linienbandkeramiker nach Mitteleuropa endete erst mit den lockeren, sedimentreichen Lössböden, die im Westen bis ins Pariser Becken und im Norden bis etwa zur Elbe vorkommen. „Nördlich der Verbreitungsgrenze dieser Böden schweiften noch lange (bis weit nach 4000 v. Chr.; die Redaktion) Jäger und Sammler umher“, so Meier.


Jungsteinzeitliche Steinklingen variieren stark in Größe und Form, abhängig von ihrer Verwendung, etwa als Fällaxt oder Beil für kleinere Arbeiten. Abgebildet sind originale Klingen aus Stuttgart-Mühlhausen. An den beiden Nachbildungen quergeschäfteter Äxte sind die Klingen mit einer Schnur am knieförmigen Schaft befestigt.

Die Zukunft der Ernährung

Подняться наверх