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Ereignismeldung UdSSR Nr. 163

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I. Standorte und Nachrichtenverbindungen:

Die mit Ereignismeldung Nr. 162 vom 30.1.42 gemeldeten Standorte und Nachrichtenverbindungen sind unverändert geblieben.

II. Meldungen der Einsatzgruppen und -kommandos:

Einsatzgruppe A: Standort Krasnogwardeisk.

Kirchen: Im Mittelpunkt des kirchlichen Interesses stand in der Berichtszeit selbstverständlich Weihnachten. Es wurde begrüsst, dass nunmehr Weihnachtsbäume, die schon seit Jahrzehnten in Lettland üblich sind, nicht verboten waren. Die Weihnachtsgottesdienste waren beherrscht von der Sehnsucht nach Frieden und ruhigen Verhältnissen. Grössere Beachtung in kirchlichen Kreisen fand auch die Wiedereröffnung der im Kriegsjahr 1941 zerstörten Rigaer Kreuzkirche am 21.12.41. Die kleine Rigaer Vorstadtkirche war bis zum letzten Platz besetzt. Die Feier trug stark national-lettisches Gepräge. Es wurde nicht der Befreiung durch die deutschen Truppen gedacht, was an diesem Tage durchaus am Platz gewesen wäre; überhaupt wurde alles Deutsche und der jetzige politische Zustand ignoriert. Probst Berg sagte u.a. in der Festpredigt: „Wir Christen brauchen keine Gesetze, denn wir haben unsere eigenen Gesetze.“ Für mehrere lettische Grundschulen wurden schulweise Kindergottesdienste mit „brennendem Weihnachtsbaum“ veranstaltet, wodurch der Kirche eine weitgehende konfessionelle Beeinflussung der Jugend möglich war. Metropolit Sergius von der orth. Kirche hat mit einer Aktion zur Beseitigung der „Karlowtschjany“ Bischof Seraphim Lade, Berlin, begonnen [sic]. Es ist deutlich, dass nach Erledigung der Bolschewisten die „Karlowtschjany-Frage“ irgendwie gelöst werden muss und man keine Erneuerung altrussischer theokratischer Bestrebungen, wie sie zur Zarenzeit allgemein waren, zulassen kann. Es zeigt sich heute deutlich, dass auf der Seite des gewesenen Metropoliten Augustin, des anglophilen Ulmanis-Parteigängers, nur 2 orth. Popen stehen. Die Mehrheit der orth. Geistlichen ist mit der getroffenen Lösung des baltischen Schismas durchaus zufrieden. Ein gewisses Hinneigen dieser Popen zu ihren russischen Volksgenossen und eine innere Teilnahme am Schicksal der russischen Kriegsgefangenen ist unvermeidlich. Dasselbe Verhältnis besteht zwischen den röm.-kath. Priestern und den Polen. Besonders auch weil viele Priester polnischer Volkszugehörigkeit sind, haben Gerüchte, dass sämtliche Polen ins Gouvernement ausgesiedelt oder ins Rigaer Ghetto gebracht würden, von wo aus sie dann exekutiert würden, Unruhe in katholischen Kirchenkreisen hervorgerufen.

Vollzugstätigkeit: Juden und Kirche: In Dünaburg wurde der Priester Brock, der polnisch orientiert ist und der die gesamte katholische Bevölkerung Lettgallens beeinflusst, festgenommen. 2 reichsdeutsche Juden, die aus dem Rigaer Ghetto entflohen waren, wurden festgenommen. Reaktion, Widerstandsbewegung: Es sind Anzeichen dafür vorhanden, dass in den ehemals lettischen Offizierskreisen die Widerstandsbewegung grösseren Umfang annimmt. Insbesondere sollen die alten Offiziere an dieser Bewegung beteiligt sein, während die jüngeren sich den Deutschen gegenüber loyal verhalten. Bisher sind nur wenige Namen von verdächtigen Offizieren bekannt geworden. Es ist damit zu rechnen, dass die Ermittlungen bald soweit gediehen sein werden, dass ein Einschreiten Erfolg verspricht. Nach vertraulichen Mitteilungen sollen auch Kreise der lettischen Ordnungspolizei, insbesondere Offiziere, der lettischen Widerstandsbewegung angehören. Es wird vermutet, dass nach den Gerüchten, wonach die Russen sich im Vormarsch befinden, ein Anwachsen der Widerstandsbewegung zu verzeichnen ist. Die polnische Widerstandsbewegung fasst lediglich Fuss im Bezirk der Aussenstelle Dünaburg. Einem Gerücht zufolge soll der lettische General Balodis zusammen mit einem polnischen Stabschef mit Militär bereits bei Zilupe stehen. Erschiessungen: Insgesamt wurden 8 Personen, darunter eine Jüdin, wegen kommunistischer Betätigung erschossen. 136 Personen wurden nach erfolgter Überprüfung aus den Rigaer Gefängnissen entlassen. Das vorläufige Gesamtergebnis der im Bereich des EK 2 erschossenen Personen beträgt demnach 34.193.

Es wurde festgestellt, dass in der Gemeinde Makascheini, Ortschaft Audrini, schon seit September 1941 im Hause der Anaisija Gluschnewa ihr Sohn, der gewesene Milizangehörige Radion Gluschnew, und 2 Rotarmisten versteckt waren. Alle drei waren ohne Waffen. Nach ihrem Eintreffen in der Ortschaft hat der dort wohnende ehemalige Milizangehörige Euzma Woronzov ihnen Waffen besorgt. Ungefähr 2 Wochen bevor der Oberschutzmann Ludbogscha erschossen wurde, gesellten sich noch 3 Rotarmisten zu ihnen. Auch sie wurden von Woronzov mit Waffen versorgt. Ihr Versteck war der Keller, der vor dem Eintreten der Kälte gegraben wurde. Am Bau desselben haben sich Einwohner des Dorfes beteiligt, indem sie mit Baumaterialien aushalfen, die nicht im Hause der A. Gluschnewa aufzutreiben waren. Die Bauarbeiten dauerten eine ganze Woche. Es ist daher ausgeschlossen, dass die übrigen Einwohner des Dorfes es nicht gesehen haben sollen. Noch in der letzten Woche vor dem Geschehenen hat Iwan Vasilijs der Bande ein Brecheisen zur Verfügung gestellt. Ausser den 5 Rotarmisten und Radion Gluschnew wohnten noch A. Gluschnewa und ihr 13-jähriger Sohn [unleserlich], zusammen 8 Personen, in dem Hause. Nach A. Gluschnewas Aussagen hatte sie nie soviel Lebensmittel, um alle 8 Personen zu unterhalten. Die fehlenden Produkte brachten die übrigen Einwohner der Ortschaft Audrini und haben sie teils der A. Gl. gegeben, teils den Rotarmisten. Die Einwohner der Ortschaft Audrini sind Russen – Altgläubige – zusammen 48 Familien. Sie haben, blind in ihrem Nationalismus, die Rotarmisten 100 %ig unterstützt. In der Ortschaft Audrini haben 5 bewaffnete Rotarmisten, 3 gewesene Milizangehörige, 3 aus dem Gefangenenlager entflohene Kriegsgefangene und 11 gewesene Kriegsgefangene gewohnt. Es ist anzunehmen, dass im Sommer in dieser Ortschaft viele Flüchtlinge Unterkunft gefunden haben. In mehreren Fällen wurden Flüchtlinge, die im Gefängnis von Rositten ausgebrochen waren, verhört. Nach dem Verhör stellte es sich heraus, dass ihr Ziel die Ortschaft Audrini war. Bei einem Flüchtling wurde ein Zettel gefunden: „Ortschaft Audrini, 12 km von Rositten entfernt“ – ein Beweis dafür, dass die Bewohner der Ortschaft Audrini mit dem Gefangenenlager in Verbindung standen. Die Frauen haben das Essen gekocht und sind so mehr oder weniger mit der ganzen Familie an der Sache beteiligt gewesen. Die Ortschaft war eine von den aktivsten im kommunistischen Sinne. In Verfolg dieser Angelegenheit stiessen am 18.12.41 zwei lettische Hilfspolizeibeamte mit bewaffneten Rotarmisten zusammen. Die Rotarmisten flüchteten in ein Haus. Die lettischen Hilfspolizeibeamten brachen die Tür auf und standen 5 bewaffneten Rotarmisten gegenüber. Einer der Hilfspolizeibeamten entriss einem Rotarmisten das Gewehr und schoss ihn damit nieder. Daraufhin wurde er selbst erschossen. Dem zweiten Beamten gelang es zu entkommen. Nach Bekanntwerden dieses Vorfalles wurden von der Kreispolizei Rositten 110 Schutzmänner entsandt, die die Wälder durchstreiften. Am 21.12.41 gegen 12.30 Uhr stiess eine Streife von 3 Mann – wahrscheinlich waren es dieselben Rotarmisten – mit bewaffneten Männern zusammen. Die Schutzmänner wurden mit Maschinenpistolen beschossen und getötet. Am gleichen Tage wurde ein weiterer Schutzmann erschossen. Auf Anordnung des Kommandeurs der Sicherheitspolizei und des SD wurden sämtliche Einwohner des Dorfes Audrini und zwar 61 Männer, 88 Frauen und 51 Kinder festgenommen und nach Rositten überführt. Das Vieh und die Vorräte wurden dem Kreislandwirt übergeben. Im Einverständnis mit dem Befehlshaber der Sicherheitspolizei und des SD Ostland hat der Kommandeur des EK 2 angeordnet, dass 1. das Dorf Audrini abzubrennen sei und dass 2. sämtliche beteiligten Dorfbewohner zu erschiessen seien. In Ausführung dieses Befehls wurde das Dorf am 2.1.42 in Brand gesteckt. Trotzdem die Häuser durchsucht worden waren, explodierten nach Ausbreitung des Brandes verborgen gewesene Handgranaten und sonstige Munition. Am 3.1.42 wurde ein Teil der Dorfbewohner erschossen und zwar unter Ausschluss der Öffentlichkeit. Am 4.1.42 wurden um 11 Uhr auf dem Marktplatz in Rositten 30 männliche Dorfbewohner öffentlich erschossen. Hierzu hatte sich ein grosser Teil der Bevölkerung eingefunden. Alle Aktionen verliefen ohne Zwischenfälle. Die Sühnemaßnahmen wurden in den im Gebiet Lettland erscheinenden Tageszeitungen durch einen Aufruf des Kommandeurs der Sicherheitspolizei und des SD und durch Aushang von 6000 Plakaten mit dem gleichen Text in sämtlichen Dörfern Lettgallens bekanntgegeben.

Am Morgen des 2.1.42 sind in der Umgebung von Werro etwa 50 Fallschirmspringer abgesprungen. Es wurden bereits mehrere Fallschirmspringer von der estnischen Polizei festgenommen. Nach den Aussagen der Festgenommenen sind die 50 Mann durch 5 Flugzeuge transportiert worden. Es soll sich durchweg um russische Offiziere bzw. Unteroffiziere handeln. Der Führer der Fallschirmspringer soll ein Battl. Kommandeur mit Namen Petrow sein. Sämtliche Fallschirmspringer haben militärische Kleidung an, tragen darüber aber einen Zivilmantel und Wintermütze. Die Bewaffnung besteht aus automatischen Waffen, Handgranaten und Sprengstoff. Ihre Aufgabe besteht in Sprengungen von Strassen und Brücken. Weiter haben die Festgenommenen angegeben, dass die Abteilung sich in Richtung auf die lettische Grenze begeben soll. Am 25.12.41 wurde in der Gemeinde Bilskas ein Jude festgenommen. Bei der Festnahme versuchte er zu flüchten, wurde jedoch angeschossen und durch einen Bauchschuss leicht verletzt. In der Nacht hat er sich dann selber erhängt. Nach seinen Angaben heisst er Leon Skutas. Er will aus Kauen geflüchtet sein. In seinem Besitz befanden sich ein lettischer Pass auf den Namen Arvids Podsinsch und ein estnischer Pass auf den Namen Peter Lingison. Seine eigenen Papiere will er im Ghetto in Riga zurückgelassen haben. Angeblich wollte er nach Schweden. Skutas ist personengleich mit dem Schreiber des Hetzbriefes, der sich mit den Judenexekutionen in Riga befasst.


Nr. 5: Kriegsgefangenenlager Glebokie

Von der Einsatzgruppe B liegen keine Meldungen vor.

Einsatzgruppe C: Standort Kiew.

In Kiew ist eine Aktion zur Aushebung der von den Bolschewiken in Kiew zurückgelassenen Sabotage- und Sprengkommandos, zusammen etwa 80 Personen, im Gange. Es bestehen 3 getrennt voneinander arbeitende Kommandos für Sprengstoffanschläge und Sabotagehandlungen. Sie stehen unter der Führung eines vom Stabe der Roten Armee hierzu abgestellten Kapitäns Smirnow. Die Mitglieder der einzelnen Gruppen kennen sich untereinander nicht, die Gruppenführer halten Verbindungen mit S., kennen aber seine Anschrift auch nicht, sondern werden von ihm zu den Treffs bestellt. Nebenbei arbeitet eine Parteiorganisation der KP – Hauptaufgaben: Hetze und Verbreitung der sowjetrussischen Propaganda. In der Industrie- und Handelsabteilung der Stadtverwaltung sind umfangreiche Schiebungen und Bestechungen festgestellt worden. Hineinverwickelt sind die höchsten ukrainischen städtischen Beamten. Weiter ist von den Kiewer Fabriken verschiedenes Material verschoben worden, um es den Deutschen nicht in die Hände fallen zu lassen. Innerhalb der ukrainischen Beamtenschaft in der Stadtverwaltung und in verschiedenen wissenschaftlichen und wirtschaftlichen Institutionen sitzen NKWD-Agenten. Es handelt sich um zum Teil hochgestellte ukrainische Persönlichkeiten. In die Angelegenheit ist der ukrainische Bürgermeister von Kiew verwickelt, ebenso der erste Sekretär der Akademie der Wissenschaft.

Von der Einsatzgruppe D liegen keine Meldungen vor.

III. Reich und besetzte Gebiete:

Der Befehlsh. d. Sipo u.d. SD in Belgrad meldet: 1.) Die Spur des flüchtigen bzw. totgeglaubten Generalsekretärs des Skoj, ZK-Mitglied Ivan Ribar, wurde wieder aufgefunden. Seine bis zuletzt benutzte Anlaufstelle in Kroatien ist bekannt. Maßnahmen zur Festnahme eingeleitet. 2.) Festnahme des Terroristen Radovan Simic. Hat Attentat auf einen Dolmetscher der Wehrmacht durchgeführt. Ausserdem an 2 weiteren Attentaten, die gegen Beamte der serbischen Polizei gerichtet waren, beteiligt. War längere Zeit bei den Partisanen im Wald und an Kämpfen beteiligt. In Verbindung hiermit kleinere Terrorgruppe von 4 Personen entdeckt. Durch Ermittlungen festgestellt, dass Hauptorganisator der Attentate Mitglied des Skoj-Komitees Marija Racki war. R. ist schon erschossen. 3.) Weitere Ermittlungen gegen Mitglieder der kommunistischen Organisation, die getarnte Versammlungen in Form von Teenachmittagen abhielt, führten zur Festnahme des Schneiders Dusan Mihajlovic. Wird von bereits festgenommenen Teilnehmern beschuldigt, Führer der Organisation gewesen zu sein. Bei Hausdurchsuchung in Handtasche der Ehefrau 2 grössere Pakete kommunistischer Flugblätter gefunden. Besteht Verdacht, dass M. höherer kommunistischer Funktionär ist. 4.) Am 27.1. erneuter Überfall auf Wehrmachtsangehörigen auf offener Strasse. Ein Täter festgenommen. Festgestellt, dass kommunistische Dreiergruppe Auftrag hatte, Wehrmachtsangehörige zu überfallen und zu entwaffnen, um Waffen zu erhalten. 5.) Festgestellt, dass Partisanenbewegung neue Methoden anwendet, um Bevölkerung und Einheiten der Regierung, die gegen sie kämpfen, auf ihre Seite zu ziehen. Statt bisher angewandter Brutalität und bestialischer Ermordung jetzt gute Behandlung der Gefangenen. Freie Bewegung nach Abnahme der Waffen im Lager, politische Vorträge und ausreichende und gute Verpflegung. In verschiedenen Fällen Entlassung nach kurzer Gefangenschaft. Allen Gefangenen wird erklärt, dass Aufstand kein kommunistischer, sondern ein national-serbischer zur Befreiung von den deutschen Okkupatoren sei. Es besteht Gefahr, dass politisch nicht fest ausgerichtete Angehörige der serbischen bewaffneten Abteilungen dieser geschickten Propaganda verfallen. 6.) Meldungen über geplanten allgemeinen Frühjahrsaufstand auch in dieser Berichtszeit von verschiedenen Seiten eingegangen. Sender Boston besprach z.B. am 26.1. in serbischer Sendung 20.30 Uhr ganz offen Erneuerung der Balkanfront im Frühjahr und grosse Rolle, die Draza Mihajlovic mit seinen Aufständischen hierbei spielen wird.

BAB, R 58/220

Deutsche Berichte aus dem Osten

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