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Ereignismeldung UdSSR Nr. 167

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I. Standorte und Nachrichtenverbindungen:

Die mit Ereignismeldung Nr. 166 vom 9.2.42 gemeldeten Standorte und Nachrichtenverbindungen sind unverändert geblieben.

II. Meldungen der Einsatzgruppen und -kommandos:

Einsatzgruppe A: Standort Krasnogwardeisk.

1.) Im Gebiet des Generalkommissars in Kauen mehren sich in letzter Zeit die Fälle, in denen wegen Arbeitsverweigerung mit Polizeistrafen vorgegangen werden muss. 2.) Im Kauener Zentralgefängnis sind zwei Fälle von Zusammenarbeit des Bewachungsdienstes mit Terroristen bekannt geworden. Die Löhne und Gehälter der Beamten des Bewachungsdienstes sind immer noch so, dass die Beamten davon nicht leben können. Trotz wiederholter Verhandlungen des Kommandeurs der Sipo Litauen mit den zuständigen Stellen der Zivilverwaltung konnte bis jetzt eine Änderung der bestehenden Löhne und Gehaltssätze nicht erreicht werden. 3.) Aus den Gebieten der Ölschieferindustrie in Wierland mehren sich die Klagen der Bevölkerung darüber, dass die zu Arbeiten auf den Werken eingesetzten russischen Gefangenen bedeutend höhere Verpflegungssätze als die Zivilbevölkerung erhalten. Während die Gefangenen regelmäßig Zucker, Marmelade, Nährmittel, Tee und Salz bekommen und auch mit Kartoffeln, Sauerkohl und Frischgemüse versorgt werden, erhalten die Arbeiter überhaupt keine zuckerhaltigen Nährmittel und müssen für die Beschaffung von Kartoffeln selbst sorgen, die aber nicht zu haben sind. Die Fabrikleitungen sollen sich angeblich auf den Standpunkt stellen, dass den Kriegsgefangenen eine kräftige Kost verabfolgt werden muss, damit sie produktive Arbeit leisten können. 4.) Die ausserordentlichen Maßnahmen, die seitens des Gesundheitsamtes beim Generalkommissar in Reval zur Bekämpfung der Flecktyphusepidemie ergriffen worden sind, haben schon Erfolge gezeitigt. Die Zahl der erkrankten und unter Verdacht stehenden Personen ist von 2125 zu Ende Januar bis auf 1684 (Stichtag 5.2.42) gesunken. Im einzelnen verteilt sich die genannte Zahl wie folgt: Russische Kriegsgefangene 1357, deutsche Zivil- und Militärpersonen 29, einheimische Zivilbevölkerung und Selbstschutz 298. 5.) Am 6.2.42 sind aus der Gegend um Leningrad weitere 671 Volksdeutsche nach einem Umsiedlungslager in Konitz in Marsch gesetzt worden.

Von den Einsatzgruppen B u. C liegen keine Meldungen vor.

Einsatzgruppe D: Standort Simferopol.

Sicherheitspolizeiliche Arbeit auf der Krim: Die bisherige sicherheitspolizeiliche Arbeit auf der Krim hat die Erfahrung gebracht, dass die von den Kommandos besetzten Räume mehrfach in einer Form durchkämmt werden müssen, dass möglichst auch jeder kleinere Ort überprüft wird. Hatte sich schon in den ersten Monaten des Einsatzes herausgestellt, dass die unzuverlässigen Elemente erst einige Wochen nach der Besetzung durch die Truppen wieder in den Ortschaften aufzutauchen pflegen bzw. eine Möglichkeit sehen, wieder aktiv hervorzutreten, so gilt dies ganz besonders für die jetzt bearbeiteten Gebiete. Die Gründe sind einmal in den mehrfachen Landungsversuchen der Russen, im Absetzen von Fallschirmspringern, zum anderen in der Tätigkeit der Partisanen zu suchen. Dass die Partisanen, trotzdem ihre Standorte fast durchweg von den Kommandos erkundet sind, nicht nachhaltig bekämpft werden, liegt an den Witterungsverhältnissen und vor allem am Fehlen der dafür notwendigen Truppen. Auch die Elemente, die sich sonst erfahrungsgemäß zurückhalten, bekommen durch diese Umstände immer wieder neuen Auftrieb. Besonders die örtlichen Wehrmachtseinheiten legten grössten Wert darauf, dass die Hauptortschaften durch schlagartig durchgeführte Grossaktionen zur Erfassung von Saboteuren, Partisanen, feindlichen Fallschirmspringern, führenden Kommunisten usw. überprüft wurden. Die unter Führung der Kommandos vorgenommenen Aktionen haben keine wirklichen Erfolge gehabt. Die zunächst festgehaltenen Personen mussten jeweils wieder bis auf wenige entlassen werden. Wirkliche Erfolge hatte bisher nur die Nachrichtenarbeit. Mit Hilfe eines verzweigten und laufend ausgebauten V-Männernetzes, das sich in der Hauptsache auf Tataren stützt, konnte bereits eine Reihe von Gegnern ermittelt und unschädlich gemacht werden. Die Stadt Jalta und die Ortschaften ihrer Umgebung sind keine Hochburgen des Kommunismus gewesen. Einmal bedingte das Fehlen fast jeder Industrie auch das Fehlen grösserer Ansammlungen von fremden Arbeitermassen. Zum zweiten ist das Gebiet um Jalta, abgesehen von der Stadt selbst, überwiegend von Tataren bewohnt, die dem Bolschewismus immer feindlich gegenüberstanden. Dagegen wird die Tätigkeit von Partisanengruppen durch die Landschaft mit ihren Berg- und Waldverstecken ausserordentlich begünstigt. Nach genauer Erkundung wurden die Partisanengruppen im Raume von Jalta in mehreren Aktionen so gründlich aufgerieben, dass sie seither nicht mehr in Erscheinung getreten sind. Gleichzeitig damit setzte die Arbeit gegen die in der Stadt verbliebenen kommunistischen Gruppen und Partisanen ein. Die führenden kommunistischen Funktionäre waren, wie überall, fast ausnahmslos geflüchtet oder als Partisanen in die Berge gegangen. Durch die erwähnten Unternehmungen konnten in den Bergen einige von ihnen unschädlich gemacht werden. Bei der Säuberung der Tatarendörfer wurden einige Kommunisten entdeckt, die sich hier in Sicherheit glaubten. U.a. wurden Personen festgenommen, die bereits früher in Zusammenarbeit mit dem NKWD an der Verschickung der Volksdeutschen beteiligt waren und bei deren letzter grosser Evakuierung aus der Krim mitgewirkt hatten. Im Stadtgebiet Dshankoj wurden Säuberungsaktionen gegen kommunistische Elemente in grösserem Umfange durchgeführt. Es wurden hierbei 92 Personen festgenommen und ein eingerichtetes Schutzhäftlingslager, das unter die Bewachung des Zuges der Tatarenselbstschutzkompanie gestellt wurde, eingeliefert. Im gleichen Raume wurden die im Gebiet liegenden Ortschaften gesäubert. Die Festgenommenen – insgesamt 49 Personen – wurden im Sammeltransport von Kolay und Seitler aus nach Dshankoj transportiert. Nach Abschluss der Ermittlungen wurden von den Festgenommenen 75 Personen erschossen. Es handelt sich im wesentlichen um Parteimitglieder und Angehörige von Zerstörungsabteilungen, die kurz vor Abzug der Sowjets in Erscheinung getreten waren. Da von Seiten deutscher Dienststellen in oft leichtsinniger Grosszügigkeit Zivilisten für wichtige Arbeiten verwendet werden, wurden Überholungen von Betrieben, vor allem der Eisenbahn, für notwendig erachtet. Verdächtige Elemente wurden teils festgenommen, teils wurde ihre Entlassung bei den betreffenden Dienststellen beantragt. Feststellen liess sich hierbei, dass in mehreren Fällen Personen eingestellt waren, von denen nach Prüfung ihrer politischen Vergangenheit ein aktives Tätigwerden bestimmt zu erwarten war.

Lage und allgemeine Stimmung im Raum Jalta: Die Versorgung der Küstenbevölkerung mit Lebensmitteln war schon zu sowjetischer Zeit wegen des Fehlens geeigneter Landzufahrtswege schwierig. Sie erfolgte auf dem Wasserwege und erstreckte sich im wesentlichen auf die grossen Sanatorien und staatlichen Anstalten. Soweit die Bevölkerung als Angestellte oder Arbeiter wirtschaftlich nicht an diese angeschlossen war, ging es ihr stets verhältnismäßig schlecht. Nach Aufzehrung der wenigen vorhanden gewesenen Bestände ist eine Hungersnot eingetreten, die sich seit Mitte Januar täglich verschärft. In den ersten Januartagen sind etwa 60 Personen verhungert; in den letzten Tagen sterben täglich 15–17 Personen an Hunger. Es sind bereits Schwierigkeiten bei dem Verbringen der Leichen auf dem Friedhof aufgetreten. Die Stadtverwaltung hat Streifen eingerichtet, um die auf Strassen und Plätzen an Hunger zusammenbrechenden Passanten wegschaffen zu lassen. Zur Zeit werden in 4 Volksküchen 3700 Mittagessen ausgegeben (bei einer Bevölkerungszahl von etwa 30.000). An der Lebensmittelversorgung haben nur die Beschäftigten und auch im beschränkten Umfange Angehörige teil. Die Beschäftigten erhalten für einen Zeitraum von 4 Tagen bis 2 Wochen 300 gr Brot. Aus den vorhandenen Beständen können die Volksküchen bis etwa Mitte April Mittagessen bereiten. Es stehen dafür die Erträge des Fischfangs zur Verfügung und an Vorräten 550 Tonnen Salz und 9900 kg Tomatenpaste. Ausserdem noch 100 Päckchen Kaffeeersatz und 140 Liter Essig. Die Stadtverwaltung ist zur Zeit sehr bemüht, zusammen mit dem Ortskommandanten die Ernährungslage zu bessern. Der Bürgermeister bereitet ein Lebensmittelkartensystem vor, das am 4. Februar in Kraft gesetzt werden soll, nachdem die Lebensmittelbeschaffung in Gang gekommen ist. Ab Anfang April werden 6000 Menschen durch den Garten- und Gemüsebau ernährt werden können. Die Bevölkerung selbst will auf verschiedenste Weise des Hungers Herr werden. Allenthalben wird versucht, Wertsachen und Kleider gegen Lebensmittel einzutauschen. Das Allheilmittel wird aber allgemein in einem Passierschein nach Simferopol oder Umgebung gesehen. Seit Dezember hat eine grosse Wanderungsbewegung eingesetzt. Es wird versucht, diese völlig unkontrollierte Wanderung in geordnete Bahnen zu lenken.

Trotz der Hungersnot und der schweren Lage, die noch durch einen seit Jahrzehnten in dieser Form nicht dagewesenen Winter verschärft wird, ist die Stimmung der Bevölkerung nicht als negativ zu bezeichnen. Sie ist zwar unterschiedlich und schwer zu erfassen, es liessen sich im Grossen jedoch folgende Strömungen erkennen: Der grösste Teil der Bevölkerung hatte im November die deutsche Wehrmacht mit Freude und Hoffnung erwartet. Auch heute noch wird die Wehrmacht als Befreier vom jüdisch-kommunistischen Joch angesehen und geachtet. Insbesondere der kleine Teil der alten Intelligenz, der sich noch in Jalta erhalten hatte, glaubt weiterhin unerschütterlich an sie. Die Zahl der überzeugten Kommunisten und der Schwankenden, die Gerüchte und Missstimmungen verbreiten, hat keinen entscheidenden Einfluss auf die Haltung der Gesamtbevölkerung, deren Einstellung sich mehr nach den Tatsachen und Taten der Wehrmacht richtet. Deshalb hatte auch die Umgruppierung der deutschen Truppen in der Südkrim den ersten Stimmungsrückschlag zur Folge. Das scharfe Vorgehen gegen Kommunisten, Partisanen und deren Gesinnungsgenossen, insbesondere die öffentliche Erhängung dreier Verbindungsleute zu den Partisanen und die Plakatierung von 40 Erschiessungen, überzeugte das Volk davon, dass die Deutschen Herren der Lage bleiben würden. Die grossen Aktionen zur Durchkämmung der männlichen Bevölkerung und die Evakuierung von 1500 Männern zur Beschaffung von Lebensmitteln wurde verschieden beurteilt. Die Durchkämmung der Männer zwischen 17 und 50 Jahren überzeugte die Bevölkerung nicht davon, dass auf diese Weise die wirklichen Kommunisten gefunden werden; sie hatte aber zur Folge, dass man überall in einem Stempel des Sonderkommandos im Pass einen Freibrief sah und die Dienststelle entsprechend überlief. Bezüglich des Marsches der Männer nach Simferopol ist sich der weitaus grösste Teil der Angehörigen der Evakuierten darüber klar, dass die Männer in Wirklichkeit wegen der Gefahr, bei einem Landungsversuch der Roten in Jalta könnte sich ähnliches wie in Eupatoria ereignen,1 vorläufig aus der Stadt verschwinden mussten. Der Gedanke an eine mögliche Rückkehr der Roten löst beim weit überwiegenden Teil des Volkes Unruhe und Furcht aus. Gegenwärtig überschattet jedoch der Hunger alle anderen Stimmungen. Zwar ist sich die Bevölkerung zumeist bewusst, dass an dem herrschenden Elend nur die Sowjets schuld sind, aber sie hatte doch eine grössere Hilfe von Seiten der Deutschen erwartet. Die Drosselung der Passierscheinausgabe ohne gleichzeitige Vermehrung der Lebensmittelausgabe hat erhebliche Unruhe hervorgerufen. Auch die planlos erscheinenden Kontrollen der Zivilbevölkerung durch die Wehrmacht, insbesondere die dauernde Aufgreifung völlig harmloser und bereits mehrfach geprüfter Personen, verursachen allgemeines Kopfschütteln.

Für die Entwicklung der Stimmung der Bevölkerung sind ausser der Beseitigung der Hungersnot und der erwähnten Mängel folgende zwei Punkte wichtig: 1.) Die Lösung der Frage der Wirtschaftsordnung. 2.) Das Einsetzen einer deutschen Propaganda. In der ersten Frage hat es bei den Bauern, d.h. vor allem bei den Tataren, auf deren Gewinnung Wert gelegt werden muss, grosse Enttäuschung hervorgerufen, dass das verhasste System der Kollektivwirtschaften von den Deutschen beibehalten wird. Die fehlende deutsche Propaganda erweist sich als eine grosse Lücke in der deutschen Ordnung. Die Bevölkerung ist gewöhnt, Parolen zu empfangen. Wo sie von deutscher Seite ausbleiben, ist ein grosser Spielraum für bolschewistische Flüsterpropaganda und Agitation. In Jalta ist ein kleiner Sender vorhanden, an den fast jedes Haus durch Drahtfunk angeschlossen ist. Es würde in der Bevölkerung sehr begrüsst werden, wenn der Sender in Betrieb genommen und ihr dadurch die Möglichkeit gegeben würde, Anordnungen, Mitteilungen und Nachrichten der Deutschen zu hören.

III. Reich und besetzte Gebiete:

Der Kdr. d. Sipo u.d. SD in Veldes meldet: Das zur Bandenbekämpfung eingesetzte Sonderkommando konnte im Verlaufe einer mehrtägigen Aktion den Bandenführer Jakob Bernad, geb. 23.7.1909, in Kampfe erschiessen. Bernad war seit dem Beginn des Bandenkrieges zuerst Führer einer eigenen Gruppe und zum Schluss als ehemaliger jugoslawischer Offizier der militärische Organisator der gesamten Bandentätigkeit im hiesigen Bereich. Er war der Führer bei zahlreichen Mord-, Sabotage- und Raubüberfällen und hat selbst mehrere Morde, darunter einen an einem Gendarm, verübt. Ein weiterer Bandit, der nach den bei ihm aufgefundenen Papieren und Namenslisten ebenfalls eine wichtige Stellung bei den Banden einnahm, aber dessen Namen noch nicht festgestellt werden konnte, wurde ebenfalls erschossen. Weitere 10 Personen, die bei den Banden waren oder diese mit Nachrichten, Waffen, Lebensmitteln usw. versehen haben, konnten festgenommen werden.

BAB, R 58/220

1 Bei der gescheiterten Landung in Eupatoria hatten sich Teile der Bevölkerung auf die Seite der Roten Armee geschlagen.

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