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3. Fazit

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Sowohl bei Wiesing als auch bei Groys steht etwas im Zentrum der Medientheorie, das jenseits der Physik liegt: Für Wiesing ist das Medienobjekt, für Groys der Medienträger kein physikalischer Gegenstand. Wiesing unterscheidet zwischen physikalisch beschreibbarem Medienträger und physiklosem Medienobjekt, wobei damit aus phänomenologischer Perspektive zwei letztlich unvereinbare Erfahrungsweisen miteinander vermischt werden. Denn nur die naturalistische Einstellung kann feststellen, ob etwas physikalisch oder nicht-physikalisch ist, aber in der naturalistischen Einstellung erfahre ich niemals ein Medienobjekt, dem ich solche Attribute zu- oder absprechen könnte.

Ein solches Medienobjekt, die Geltung in ihrer artifiziellen Präsenz, ist mir nur in der medialen Erfahrung gegeben, wobei der Medienträger in diesem Moment wiederum hinter dem Medienobjekt verschwindet. Wenn ich nun den Medienträger einer Untersuchung unterziehen und ein Urteil über seine physikalische Beschreibbarkeit abgeben will, so kann dies also nur außerhalb der medialen Erfahrung geschehen. Genau hier würde auch eine von Groys inspirierte Kritik ansetzen, insofern der Medienträger außerhalb der medialen Erfahrung zwar physikalisch beschreibbar, aber eben kein Medienträger mehr ist.

Während aus Groys Perspektive Wiesings Rede vom physikalischen Medienträger problematisch ist, findet sich umgekehrt aus Wiesings Perspektive bei Groys der Kardinalfehler nahezu aller Medientheorien: Sein Medienbegriff bleibt vage und unbestimmt.

Wenn ein Medium ein Zeichenträger ist, stellt sich im Übrigen die Frage, warum Groys (z.B. 2000: 44f., 51) manchmal auch von einem Medienträger spricht. Was soll der Medienträger eines Zeichenträgers sein? Ist mit dem Medium der Zeichenträger gemeint, dann ist das Medium dasselbe wie der submediale Raum hinter der Zeichenschicht (vgl. Groys: 88)2. Soll jedoch mit dem submedialen Raum nur der Träger des Mediums bezeichnet werden – was wäre dann die Differenz zwischen Medium und Zeichen?

Weiterhin wäre zu fragen, ob die Rede von einem submedialen Raum nicht dem cartesianischen „Dogma vom Gespenst in der Maschine“ (Ryle 1992: 22) auf den Leim geht. Wenn Groys auf das intersubjektive Verhältnis zu sprechen kommt, so glaubt er, es komme beim Fremdverstehen darauf an zu erraten, was jemand hinter seiner Stirn für Gedanken, Gefühle und Wünsche hat. Übersehen wird damit die entscheidende Differenz zwischen dem sprachlichen Ausdruck, bei dem die Bedeutung zeichenvermittelt repräsentiert wird, und dem leiblichen Ausdruck, bei dem sie sinnlich präsent ist. Im letzteren Fall findet sich noch keinerlei Trennung zwischen Signifikant und Signifikat, zwischen Phänomen und Bedeutung: „Stirnrunzeln, Erröten, Stottern, leichtes Zittern der Hände, versteckte Blicke, die gleichzeitig ängstlich und drohend aussehen, drücken die Wut nicht aus, sie sind die Wut“ (Sartre 1943: 611). Ein Lächeln ist daher kein Zeichen, das unumgänglich die Frage aufwirft, ob man denn dem Angelächelten in einem submedialen Raum dahinter wirklich freundlich gesonnen ist. Für Groys ist die ontologische Frage nach dem wahren Wesen hinter der Erscheinung bzw. die medienontologische Frage nach dem submedialen Raum hinter der Zeichenoberfläche unvermeidlich. Nietzsche (1886: 35–38) zufolge fällt eine solche Frage in den „Wahn der Hinterweltler“ zurück; von dem hatte Sartre (1943: 9f.) fälschlicherweise geglaubt, dass ihn die Phänomenologie endgültig überwunden habe.

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