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III.Praxisforschung
ОглавлениеDie theoretisch angeleitete Forschung wird von Arbeiten ergänzt, bei denen Praktiker:innen ihr Praxis- und Erfahrungswissen aus einer Forschungsperspektive aufbereiten und in Wissenschaftsformaten, vorrangig Zeitschriftenaufsätzen und Arbeitspapieren, veröffentlichen.61 Hinzu kommen Studien, die ein konkretes, oftmals geographisch spezifisches Problem bearbeiten, mit Handlungsempfehlungen für die Praxis verbinden und dabei empirisches Wissen systematisch und auf methodisch nachprüfbare Weise aufbereiten. Typische Produkte dieser Art sind Berichte und Policy-Papiere, die von Institutionen durch eigenes wissenschaftliches Personal erstellt oder bei externen Gutachter:innen in Auftrag gegeben werden, Kurzberichte in Praxisjournalen, auf Webseiten sowie in internen und offiziellen Publikationen, außerdem längere Projektberichte und Evaluationen. Hierzu gehören etwa Publikationen der politischen Stiftungen, die Rechtsstaatsprojekte im Ausland durchführen,62 oder Länder- und Fallanalysen von Politikberatungsorganisationen und Think Tanks, die Informationen zur Rechtsstaatlichkeit in bestimmten Ländern abgeben.63
Praxisforschung unterscheidet sich primär durch ihren Problembezug und weniger methodisch oder formal von der theoretisch angeleiteten, wissenschaftlichen Forschung. Die Beiträge entstehen meist auf Initiative einer Organisation, welche die Expertise beauftragt, oder der forschenden Praktiker:innen selbst, die nicht selten überdeputatsmäßig handeln. Stärker als wissenschaftliche Beiträge stehen sie unter dem Vorbehalt sachfremder Einflüsse wie politische und administrative Rücksichtnahmen (Problem der institutionell beschränkten Forschungs- und Veröffentlichungsfreiheit) sowie der Rechtfertigung der Mittelverwendung gegenüber den Geldgebern. Sie sind teilweise nur schwer aufzufinden oder gar nicht öffentlich zugänglich. Dass zwischen den Zielen der Organisation und den Themen der Berichte ein Zusammenhang besteht, ist aber kein grundsätzliches Problem. Vielfach fehlt der Anschluss an aktuelle akademische Diskurse.
Trotz dieser Vorbehalte ist Praxisforschung auch aus wissenschaftlicher Sicht von großer Bedeutung. Denn sie erschließt eine Empirie, die sonst nicht oder nur schwer zugänglich ist, und sie bildet eine sprachliche und konzeptionelle Brücke zwischen Praxis und Wissenschaft. Unter den genannten Einschränkungen ist sie ein wichtiges Format des Wissenstransfers und gewährleistet der Wissenschaft dadurch einen Einblick in die Praxis sowie Hinweise auf Daten oder Fragestellungen, die sie für die weitere Durchdringung verarbeiten kann.