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DER UNTERGANG DER BISMARCK

Zwei, drei Dutzend Seeleute in rauer See, in Rettungswesten gekleidet und an Floßteile geklammert. Mit letzter Kraft versuchen die stärksten, sich an den hinuntergeworfenen Seilen festzuklammern, um dem eisigen Grab auf dem Grund des Atlantiks noch einmal zu entkommen: So sieht das bittere Ende der »Bismarck« aus, jenes gewaltigen Schlachtschiffs, das erst wenige Tage zuvor als Stolz von Hitlers Kriegsmarine zu seiner ersten Feindfahrt aufgebrochen war.

KRÄFTEVERHÄLTNISSE

Das deutsch-britische Kräfteverhältnis bei Überwasserschiffen zu Kriegsbeginn war aus deutscher Sicht deprimierend: Zwei Schlachtschiffen, zehn Kreuzern und 22 Zerstörern der Deutschen standen 15 Schlachtschiffe, 63 Kreuzer und 168 Zerstörer der Briten gegenüber. Konsterniert notierte Marinechef Raeder, die Marine könne damit allenfalls beweisen, dass sie mit Anstand zu sterben verstehe.

Die Kriegserklärung Englands am 3. September 1939 hatte die deutsche Marineleitung wie ein Hammerschlag getroffen. Auf einen Konflikt mit der britischen Seemacht war die deutsche Marine in keiner Weise vorbereitet. Wie sollten die wenigen deutschen Kriegsschiffe dem maritimen Giganten ernsthaft Schaden zufügen können, wenn dies mit ungleich stärkeren Mitteln schon im Ersten Weltkrieg nicht gelungen war? Immerhin verbesserte die Besetzung Norwegens und Frankreichs im Frühjahr 1940 die Lage: Marinechef Raeder verlegte sich nun darauf, einen Kaperkrieg gegen die lebenswichtigen britischen Versorgungslinien zu führen. Allerdings wollte er dabei auf mächtige Schlachtschiffe nicht verzichten.

Flaggschiff des ehrgeizigen Programms war die »Bismarck«, ein stählerner Koloss, der bei seiner Indienststellung im August 1940 als eines der größten und kampfstärksten Schlachtschiffe der Welt galt. Nach mehrmonatigen Tests und Probefahrten stach sie am 18. Mai 1941 mit dem schweren Kreuzer »Prinz Eugen« in See, um im Atlantik feindliche Handelsschiffe zu jagen und ganze Konvois zu vernichten.

Doch der Ausbruch der beiden Schiffe in Richtung Norden blieb nicht unbemerkt. Feindliche Beobachter funkten den Kurs des deutschen Verbands nach London, wo man sofort die »Home Fleet« alarmierte. Am Morgen des 24. Mai begann das Gefecht zwischen »Bismarck« und »Prinz Eugen« auf der einen Seite sowie den nicht minder waffenstrotzenden Schlachtschiffen »Hood« und »Prince of Wales« auf der anderen. Schon nach wenigen Minuten erschütterte eine gewaltige Explosion die Luft: Die fünfte Salve der »Bismarck« hatte eine Munitionskammer der »Hood« getroffen, die auseinandergerissen wurde und sofort sank. Mehr als 1400 Seeleute starben einen grausigen Tod, nur drei konnten gerettet werden.

Nach diesem Vorfall kannte die britische Admiralität nur noch ein Ziel: »Sink the Bismarck!« – Versenkt die Bismarck! Alle verfügbaren Kräfte wurden mobilisiert, um das deutsche Schlachtschiff unschädlich zu machen. Dieses hatte derweil seinen Kurs in Richtung Frankreich geändert, um die im Gefecht entstandenen Beschädigungen reparieren zu lassen, und dabei seine Verfolger abschütteln können. Der Torpedo eines antiquierten Doppeldeckers vom Flugzeugträger »Ark Royal« besiegelte schließlich das Schicksal der »Bismarck«. Knapp 1000 Meilen von der rettenden Küste entfernt konnte sie nur noch im Kreis fahren.

Wenig später begannen die herbeigeeilten britischen Schlachtschiffe und Kreuzer mit der »Exekution« des angeschlagenen Gegners, der bis zuletzt keine Anstalten machte, den sinnlosen Kampf zu beenden. In seinem letzten Funkspruch teilte Flottenadmiral Lütjens nach Berlin mit: »Wir kämpfen bis zur letzten Granate. Es lebe der Führer!« Für eine solche Gesinnung opferte der Admiral seine Besatzung – mehr als 2000 Männer. Nur 115 konnten gerettet werden.

Das tragische Ende der »Bismarck« bedeutete nicht nur den Verlust eines symbolträchtigen Schlachtschiffs, es markierte den Anfang vom Ende der Atlantikschlacht mit Überwasserschiffen. Von nun an sollten nur noch die deutschen U-Boote Erfolge erzielen – ehe auch sie von Jägern zu Gejagten wurden.

Der zweite Weltkrieg

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