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BROT UND SALZ

Eine Gruppe lachender Landser umringt eine junge Frau im Kopftuch, die einen Strauß Blumen in der Hand hält. Traditionell mit Brot und Salz werden die deutschen Soldaten in einem Dorf begrüßt, irgendwo in der Ukraine im Juli 1941 – nicht als Eroberer, sondern als willkommene Gäste.

Bilder wie diese wurden in den ersten Wochen des Feldzugs zahlreich von der deutschen Propaganda verbreitet – Menschen, die beim Durchmarsch der Deutschen den Arm zum Hitlergruß heben, die in holprigem Deutsch formulierte Willkommensplakate hochhalten, die verschwitzten Infanteristen einen Schluck Wasser anbieten. Diese Bilder sollten den für viele überraschenden Angriff auf die Sowjetunion als »Befreiungsfeldzug« rechtfertigen.

Tatsächlich war der Jubel nicht nur für die Kameras inszeniert. »Mehr als einmal erlebte ich, dass Ehrengirlanden aufgestellt waren, wenn wir durch einen Ort marschierten«, erinnerte sich der Wehrmachtpionier Richard Zajac an den Vormarsch durch die Ukraine. »Frauen, Männer und Kinder standen am Straßenrand. Mädchen mit Blumen brachten uns Wasser und Milch zu trinken und drückten uns Eier in die Hand. Wir fühlten uns, als marschierten wir nach einem Manöverball durch Deutschland.«

UKRAINE

»Die« Ukraine gab es damals so wenig wie heute, da die alten Konfliktlinien zwischen West- und Ostukraine wieder aufbrechen. Viele russischstämmige Ukrainer im Osten des Landes warfen ihren Landsleuten im Westen Kollaboration mit dem Feind vor. Tatsächlich waren die Deutschen für die Menschen im Lemberg, Tarnopol und anderswo nur die jüngsten einer ganzen Reihe von Eroberern. »Ich musste irgendwie für sie arbeiten, weil ich essen und leben musste«, erklärte Aleksej Bris, der für die Deutschen als Dolmetscher tätig war.

Nicht wenige Menschen vor allem im Westen der Ukraine sahen in den Deutschen tatsächlich die Befreier vom Joch Moskaus. Es war noch keine zehn Jahre her, dass Stalin die Bauern der Ukraine hatte zwangskollektivieren wollen und deren Widerstand mit einer organisierten Hungersnot brach. Während des »Holodomor« – das ukrainische Wort bedeutet »Hungertod« – starben zwischen drei und sieben Millionen Menschen, die Hälfte von ihnen Kinder.

Bei ihrem Vormarsch stießen die deutschen Truppen zudem immer wieder auf Massengräber mit ukrainischen Nationalisten. Wie in Lemberg waren sie auch in anderen Orten als politische Häftlinge auf Stalins Befehl inhaftiert und kurz vor dem Eintreffen der Deutschen liquidiert worden. Die grausigen Leichenfunde wurden in der nationalsozialistischen Propaganda groß herausgestellt und dienten auch als Vorwand, den unter den Ukrainern latent vorhandenen Antisemitismus gegen die angeblichen Urheber der Mordtaten zu lenken: die Juden. Tausende Ukrainer beteiligten sich daraufhin am Judenmord, andere wirkten als Hilfspolizisten oder meldeten sich freiwillig zum Dienst in der deutschen Armee.

Doch die Gleichung »Der Feind meines Feindes ist mein Freund« ging für die Ukrainer nicht auf. Hitler dachte gar nicht daran, sie als gleichberechtigte Partner zu akzeptieren. Für die Ukraine war in seinen Plänen lediglich der Status einer Kolonie vorgesehen, deren Ressourcen rücksichtslos für die deutsche Kriegswirtschaft ausgebeutet werden sollten. Der von Hitler eingesetzte Reichskommissar Erich Koch erklärte: »Für die Haltung der Deutschen im Reichskommissariat ist der Standpunkt maßgebend, dass wir es mit einem Volk zu tun haben, das in jeder Beziehung minderwertig ist … Die Ukraine hat das zu liefern, was Deutschland fehlt. Diese Aufgabe muss ohne Rücksicht auf Verluste durchgeführt werden.«

Die Landbevölkerung musste weiter auf den von den Sowjets eingerichteten Kolchosen schuften, über zwei Millionen Ukrainer wurden als Zwangsarbeiter ins Reich deportiert, viele litten bitteren Hunger. Angesichts dessen schlug die Stimmung um. Jetzt folgten auch viele Ukrainer dem Aufruf Stalins, Widerstand gegen die deutschen Besatzer zu leisten. Als mit dem Rückzug der Wehrmacht ab 1943 die Kriegswalze zum zweiten Mal über das Land rollte und die Deutschen mit der Taktik der »Verbrannten Erde« ganze Landstriche verwüsteten, war von der anfänglichen Begeisterung nichts mehr zu spüren.

Der zweite Weltkrieg

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