Читать книгу Liebesaffären zwischen Problem und Lösung - Gunther Schmidt - Страница 17

Verständnis von Problemen und Symptomen als Ergebnis von selbsthypnotischen Tranceinduktionen

Оглавление

Leider aber gibt es nicht nur gewünschte unwillkürliche Prozesse. Bei der Betrachtung von Symptomen zeigt sich sehr deutlich, dass die Kraft des willkürlichen Wollens meist keine Chance hat gegen unwillkürliche Prozesse. Als Symptom (gerade auch als solches, unter dem man leidet) wird immer nur ein Prozess erlebt, den man auf bewusster, willkürlicher Ebene nicht will, der sich aber dennoch machtvoll auf unwillkürlicher Ebene durchsetzt, auch wenn man willkürlich versucht, dies zu verhindern. Solche Prozesse werden meist vom bewussten, willkürlichen Teil unseres Erlebens abgewertet und bekämpft, das bewusste „Ich“ erlebt sich ja als ausgeliefertes Opfer des unwillkürlichen „Es“. Unbewusste, unwillkürliche Prozesse werden deshalb in unserer Kultur von sehr vielen Menschen als bedrohlich, schlecht, anrüchig, dubios angesehen, rationale, kognitive Prozesse werden meist eindeutig als besser und wünschenswerter angesehen. Die Bekämpfungsversuche aber lösen fast nie das Problem, meist verstärken sie es noch (siehe auch z. B. das Kapitel über Wahrgebungen). Werden bei Individuen und/oder in sozialen Systemen Erlebnisprozesse als bedrohlich und unerwünscht angesehen, werden sie aus der akzeptierten Realität „exkommuniziert“. Wenn diese Prozesse aber für Beteiligte trotzdem noch wichtig und sinnvoll erscheinen (z. B. weil sie Interessen dienen, die allerdings nicht offiziell akzeptiert sind), werden sie aus der bewussten, mehr willkürlichen, mit der offiziellen Ich-Identität verbundenen Erlebnisweise dissoziiert, auf unwillkürlicher Es-Ebene aber, die als nicht selbstverantwortlich gilt, werden sie dennoch gelebt – das „Es ist halt passiert“ bekommt die Verantwortung. So entstehen antagonistische und teilweise destruktive Muster; die jeweils offiziellen Ziele eines Systems werden durch diese Muster unterlaufen, schon deshalb, weil eben unwillkürliche Prozesse schneller und wirksamer ablaufen.

Gerade, wenn man etwas schon länger als Problem erlebt, so zeigt die hypnotherapeutische Erfahrung, engt sich typischerweise der Wahrnehmungsfokus der Betroffenen besonders ein, ihre Erlebnisprozesse sind besonders intensiv mit den Problemmustern assoziiert, man kreist um das Problem, es fallen einem meist nur noch Lösungsstrategien ein, die das Problem geradezu stabilisieren oder verstärken, „die Lösung wird zum Problem“ (Watzlawick). Der Fokus ist dann eingeengt wie bei einer klassischen Fixationshypnose, die unwillkürlich mit dem Problemerleben assoziierten Muster herrschen vor.

Da qualitativ solche Symptomprozesse genau so ablaufen, als ob eine „Trance“ mit Vorherrschen von Unwillkürlichem induziert worden wäre, haben S. Gilligan und ich vorgeschlagen, dies „Symptomtrance“ oder „Problemtrance“ zu nennen (Gilligan 1991; Schmidt 1987b, 1992a).

Liebesaffären zwischen Problem und Lösung

Подняться наверх