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Vorwort

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1993 gründete ich zusammen mit meinem Freund Martin Geiß das Tendôryu-Aikidô-Dôjô in Regensburg. Wie es der Zufall wollte, waren unsere ersten Schüler lauter Psychologie-Studenten, und die wollten den theoretischen Hintergrund des Aikidô erst einmal ganz genau wissen, am liebsten in einem Buch nachlesen.

Ich wollte bestenfalls das „Aikido-Brevier" empfehlen, ein schmales Büchlein, in dem die grundlegenden Techniken dargestellt sind, mit ein paar Aufsätzen zu Geschichte und Idee, und ihnen gleichzeitig klarmachen, dass sich ihnen Aikidô nur im Training, auf der Matte, erschließen würde. Bücher können unmöglich eigene Erfahrungen ersetzen. Nicht umsonst bezeichneten Zen-Meister Bücher als „altes, verrottetes Papier".

Denen, die dennoch unbedingt etwas lesen wollten, konnte ich dann nur noch Taisen Deshimaru Rôshis „Zen in den Kampfkünsten Japans" nahelegen. Dabei handelt es sich allerdings eher um ein Buch über Zen als um ein Aikidô-Buch, obwohl ich es selber für einen Fortgeschrittenen als ungemein inspirierend empfunden habe. Ansonsten konnte ich nichts mehr empfehlen: weder die intellektuell abgehobenen „Aikido and the Dynamic Sphere", noch Andre Protins „Aikido", die eher verwirren als erhellen, und schon gar nicht die ganzen Bilderserien-Bücher von den unterschiedlichen Meistern unterschiedlichster Schulen. Nicht einmal Kamatas fundierte, aber eher akademische Ausführungen in „Zen and Aikido". Warum schaffte es keiner, in klaren, einfachen und lebendigen Worten, die Dinge auf den Punkt zu bringen?

Aikidô lässt sich nicht erklären, sondern nur durch Praxis erlernen. Vielleicht liegt darin das Problem. Im Vordergrund steht Waza, die Technik. Wenn man sich nur bemüht, die Techniken perfekt zu beherrschen, und alles, was für eine perfekte Ausführung der Technik notwendig ist, mit einbezieht, wird man automatisch auf den richtigen Weg gelangen. Aus der Technik folgt die Atmung und auch die richtige geistige Haltung. Jedoch wäre es für den Einzelnen enorm mühselig, müsste er für sich alles wieder neu erfinden.

Dieses Wissen existiert bereits. Doch wie sollen wir es unseren Schülern nahebringen? Die Techniken erklären und zum Rest schweigen und hoffen dass die Schüler von selber zum Ziel gelangen, das wäre sicher nicht das richtige Vorgehen. Ein Trainer muss immer wieder Hinweise geben, die dem Schüler den Weg nach der nächsten Biegung aufzeigen, so dass dieser, wenn er dorthin gelangt ist, auch für den weiteren Verlauf ein eigenes Gespür entwickelt hat. Um solche Hinweise geben zu können, musste ich den Sachverhalt zuerst einmal für mich selber klar herausarbeiten und formulieren. Das ist der Ursprung dieses Büchleins: Ich benötigte es als eine Grundlage für das Training, für den Trainingsaufbau, um Fragen beantworten zu können, und als Gedankenstütze.

Nun ist das Manuskript fertig. Was liegt näher, als es auch anderen zur Verfügung zu stellen, es offenzulegen und mitzuteilen. Dafür, denke ich, ist es legitim, auch neues, noch nicht gänzlich „verrottetes Papier“ zu produzieren. Das vorliegende Buch soll erste Neugierde befriedigen, erläutern, motivieren und neues Interesse wecken. Weder Zen noch Aikidô können umfassend erklärt werden, das geht nicht in einem Buch. Es geht lediglich darum, Zen-Geist beim Training praktisch erfahrbar und nachvollziehbar zu machen. Das Buch bezieht sich auf Aikidô, das Gesagte gilt im Prinzip gleichermaßen für jede andere Art von Budô.

Arco, 15.6.1995

Zur dritten Auflage sei angemerkt, dass es wiederum eine überarbeitete Fassung ist. Immer wieder fanden sich Stellen, wo sich treffender sagen ließ, was ich eigentlich ausdrücken wollte. Auf Seminaren zeigte sich, dass insbesondere der Gedanke „nicht ich mache, sondern es geschieht aus mir heraus” nicht so leicht verstanden wurde. Um dies besser zu erläutern, wurde ein ganzes Kapitel neu eingefügt. Hinzu kamen vier Kapitel, die tiefer die Grundlagen des Buddhismus erläutern, und weitere vier Kapitel, die sich in diesem Kontext mit der Frage der Anwendung von Gewalt befassen. Damit ließ sich das Buch in zwei Teile ordnen und neu strukturieren: Die erste Hälfte behandelt die eher praktischen Aspekte von Zen in der Kampfkunst, die zweite Hälfte Gedanken, die über den Kampf hinaus zu philosophischen Themen führen. Letztlich hat sich damit auch der Zweck des Buches erweitert: Es ist mir nicht mehr nur Grundlage für die Trainerarbeit und Gedankenstütze, sondern auch Zielformulierung für eigene Weiterbildung. Und schließlich hat sich in den Jahren auch der eigene kampfsportliche Horizont erweitert, von Aikidô um Iaidô und JuJitsu, so dass sich die Thesen in diesem Buch nicht mehr allein auf Aikidô beziehen, sondern auch auf andere Budô-Richtungen. Konsequenterweise wurde der Titel in „Die Elemente des Zen in der Kampfkunst“ geändert.

Berlin, 2.1.2011

Die Elemente des Zen in der Kampfkunst

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