Читать книгу Big Ideas. Das Klassische-Musik-Buch - Hall George - Страница 27
ОглавлениеMEINE LAUTE, ERWACHE!
LACHRIMAE (1604), JOHN DOWLAND
IM KONTEXT
SCHWERPUNKT
Instrumentalmusik der Renaissance
FRÜHER
1507 Francesco Spinacinos Intabulatura de lauto wird als erste gedruckte Sammlung für Solo-Laute in Venedig veröffentlicht.
1545 Die Ernennung von Mark Anthony Gayiardell und George Decombe zu Hofmusikern markiert den Anfang der Violine in England.
SPÄTER
1611 Giovanni Girolamo Kapsberger veröffentlicht sein Libro primo d’intavolatura de lauto, Musik für die Theorbe, eine Laute mit verlängertem Hals und zusätzlichen Basssaiten.
Um 1630 Der englische Komponist John Jenkins schreibt Innomine-Stücke für Gambenconsorts, ein Genre, das in England bis in die Zeit von Henry Purcell relevant bleibt.
Ab dem späten 14. Jahrhundert entwickelten sich die Musikinstrumente ebenso rasant weiter wie auch die Fähigkeiten der Musiker. Die erste Orgel mit Pedalen und einer chromatischen Tastatur mit zwölf Tasten gab es 1361 im deutschen Halberstadt. Um 1440 fertigte der niederländische Arzt und Astronom Arnaut van Zwolle am burgundischen Hof eine Zeichnung des ersten Cembalos an. Die Tasten bewegen sogenannte Springer aus Holz, an denen sich Kiele befinden, die wiederum die Saiten zupfen. Zwolle beschrieb auch das Dulce melos, ein Tasteninstrument, bei dem die Saiten erstmals ähnlich wie bei einem Klavier von Metallhämmern angeschlagen wurden.
»Blame not my lute, for he must sound Of this or that as liketh me; For lack of wit with the lute is bound To give such tunes as pleaseth me.«
Thomas Wyatt
Der Aufstieg der Laute
Daneben entwickelte sich die handlichere Laute zum klassischen Renaissanceinstrument. Pietrobono, um 1450–1470 ein viel beachteter Musiker aus dem Geschlecht der Este in Ferrara, spielte virtuose Melodien (schnellen E-Gitarrensoli nicht unähnlich) mit einem Federkielplektrum, während ein tenorista genannter Begleitmusiker auf einer anderen Laute die tieferen Töne spielte. Bünde aus um den Hals der Laute gebundenen Darmsaiten erleichterten das schnelle und genaue Spiel.
Eine bedeutendere stilistische Veränderung war das Lautenspiel ohne Plektrum. Durch das Anschlagen der Saiten mit den Fingern der rechten Hand konnte ein Solist mehrstimmige Stücke spielen. Gegen Ende des 15. Jahrhunderts war die Laute nicht mehr nur ein Instrument fahrender Musiker, sondern stand im Zentrum der höfischen Musik und Komposition. Die Laute des 16. Jahrhunderts hatte elf Saiten und war sechschörig (eine einzelne Saite für den höchsten Ton, dann fünf jeweils gleich gestimmte oder oktavierte Saitenpaare). Später kamen zusätzliche Basschöre hinzu.
Renaissanceinstrumente, darunter auch die Laute, zeigt das Gemälde Das Gehör (um 1617–1618), ein Gemeinschaftswerk von Jan Brueghel dem Älteren und Paul Rubens.
Die englische Verbindung
Zu Beginn des 17. Jahrhunderts war John Dowland einer von mehreren Komponisten, die Stücke für die Laute mit neun Chören schrieben. Der neue Stil des Lautenspiels war auch bei Amateuren beliebt, darunter Elisabeth I., die in einer Miniatur von Nicholas Hilliard beim Lautenspiel abgebildet ist.
Dowland komponierte etwa 90 Werke für Laute allein, schrieb jedoch auch Stücke für das Instrument als Teil eines Ensembles. Seine Sammlung Lachrimae (1604) enthält unter anderem die Pavane Lachrimae (ein Tanz im getragenen Tempo) mit sieben melancholischen Variationen für fünf Violinen mit Laute. Englische Instrumentalensembles der damaligen Zeit bestanden meist aus kleinen Gruppen (Consorts) derselben Instrumentenfamilie – etwa für Gamben oder für Blockflöten – und wurden dann whole consorts genannt. Gemischte Ensembles hießen broken consorts.
Mit Tänzen wie der Pavane und der Gaillarde demonstrierten Tasteninstrumentalisten und Komponisten durch Variieren eines Abschnitts ihr Improvisationstalent. My Ladye Nevells Booke (1591) des englischen Komponisten William Byrd enthält jeweils zehn Pavanen und Gaillarden mit Variationen für das Virginal, das mit dem Cembalo verwandt ist.
John Dowland
John Dowland wurde wahrscheinlich 1563 in Westminster (London) oder Dalkey (Irland) geboren. Er verbrachte seine späte Jugend im Dienst des englischen Botschafters in Frankreich, wo er sich dem Katholizismus zuwandte, was später, im Jahr 1594, nach eigenen Angaben seine Anstellung als Lautenist am englischen Königshof verhinderte. Dowland reiste dann drei Jahre lang durch Europa, bevor er in Christian IV. von Dänemark einen dankbaren Gönner fand. Später überwarfen sie sich jedoch, und Dowland wurde 1606 entlassen. Obwohl von seinem Sohn, dem Komponisten und Lautenisten Robert Dowland, 1610 als »nun ergraut und wie ein Schwan seinem Ende entgegensingend« beschrieben, wurde Dowland innerhalb von zwei Jahren Lautenist bei König Jakob I. von England und Schottland. Aus dieser Zeit bis zu seinem Tod 1625 sind nur wenige seiner Kompositionen erhalten.
Weitere Hauptwerke
1597 Firste Booke of Songes or Ayres
1612 A Pilgrimes Solace