Читать книгу Big Ideas. Das Klassische-Musik-Buch - Hall George - Страница 29
ОглавлениеEINE DER GROSSARTIGSTEN UND KOSTSPIELIGSTEN ZERSTREUUNGEN
EURIDICE (1600), JACOPO PERI
IM KONTEXT
SCHWERPUNKT
Frühe Oper
FRÜHER
Um 700 v. Chr. Musik wird in antike griechische Dramen eingebettet. Orpheus gilt als mythologischer »Vater der Musik«.
1598 Die erste Oper, La Dafne, von J. Peri und Jacopo Corsi zu einem Libretto von Ottavio Rinuccini, wird am Palazzo Corsini in Florenz aufgeführt.
SPÄTER
1607 Monteverdis erste Oper, L’Orfeo, wird in Mantua aufgeführt.
1637 Das erste öffentliche Opernhaus, das Teatro San Cassiano in Venedig, eröffnet mit Francesco Manellis L’Andromeda (heute verloren).
1640 Monteverdi komponiert Il ritorno d’Ulisse in patria, seine erste Oper für ein öffentliches Theater in Venedig.
Orpheus’ und Eurydikes Aufstieg aus der Unterwelt in Edward Poynters Gemälde von 1862. Die griechische Sage war als Thema für Opern besonders geeignet, da Orpheus Musiker war.
Alle Voraussetzungen für die Geburt der Oper waren um 1590 in Florenz gegeben. Man gab dort für wichtige Feiern, wie Hochzeiten und Taufen, groß angelegte Theateraufführungen mit musikalischen Zwischenspielen, sogenannten Intermedien, in Auftrag. Diese zwischen den Akten aufgeführten Stücke in Form von Liedern (oder »Arien«), Tänzen und Chören wurden wiederum von gesprochenen Dialogen unterbrochen. Es war jedoch die Einführung des Rezitativs (recitar cantando), des Sprechgesangs, der die Oper zusammen mit der Arie ausmachte.
Intellektuelle Kreise in Florenz, allen voran die Florentiner Camerata, deren Mitglieder sich im Haus des Mäzens, Dramatikers und Komponisten Giovanni de’ Bardi trafen, diskutierten in ihren humanistischen Debatten das griechische Drama und kamen zu dem Schluss, dass es durchgehend gesungen worden war. Peri schrieb La Dafne (1598) zusammen mit dem Komponisten Jacopo Corsi und dem Dichter Ottavio Rinuccini als Versuch, diese Praxis wiederzubeleben.
Elemente der Oper
Während von La Dafne nur noch Fragmente existieren, ist Peris zweites Werk Euridice vollständig überliefert. Das Libretto erzählt die griechische Sage von Orpheus, der in die Unterwelt hinabsteigt, um seine Frau Eurydike zurückzuholen, die an einem Schlangenbiss gestorben war. Euridice folgt der Intermedio-Konvention von Liedern, die sich mit Chor- und Instrumentalpassagen abwechseln, die jedoch durch das Rezitativ, dem neuen Sprechgesang, verbunden sind. Im Vorwort zu seinem Werk beschreibt Peri seine Intention, »Sprache mit Gesang zu imitieren«, was zum Fundament des neuen Genres wird. Er nennt auch einige der Instrumente, die für die Uraufführung genutzt wurden, wie Cembalo, Chitarrone (Basslaute), Violine, Lyra und Laute. Die Aufführung beinhaltete Abschnitte, die von Peris Rivalen am Hof, Giulio Caccini, komponiert wurden. Caccini schrieb sogar seine eigene musikalische Fassung des Librettos und ließ sie noch vor der von Peri drucken. Die Veröffentlichung dieser Fassungen sicherte das Überleben der Oper.
»Ein exotischer und irrationaler Zeitvertreib, der immer bekämpft wurde und immer überdauert hat.«
Definition der Oper aus Dr. Johnson’s Dictionary (1755)
»Seine mit größter Kunstfertigkeit komponierten Lieder … bewegten jedes steinerne Herz und rührten es zu Tränen.«
Severo Bonini
In Peris Fußstapfen
Die neue Gattung, realisiert in Euridice, wurde in Florenz und andernorts nachgeahmt. Claudio Monteverdi, Komponist am Hof des Herzogs von Mantua, schuf 1607 L’Orfeo, das als erstes Meisterwerk der Oper gilt. Er schrieb später drei weitere Werke für die venezianischen Opernhäuser, die den neuen Stil repräsentieren: Il ritorno d’Ulisse in patria, L’incoronazione di Poppea und eines, das verloren ging. Bald schufen Monteverdis Anhänger, wie Francesco Cavalli und Antonio Cesti, in Italien und im Ausland Opern mit Rezitativ und Arien als strukturellen Grundbausteinen.
Jacopo Peri
Jacopo Peri wurde 1561 in eine florentiner Adelsfamilie geboren. Als Jugendlicher spielte er Orgel und sang in verschiedenen Kirchen und Klöstern der Stadt, bevor er eine lebenslange Verbindung mit dem Medici-Hof einging, wo er als Sänger, Musiker und Komponist tätig war. 1598 schrieb er La Dafne und zwei Jahre später Euridice für die Hochzeitsfeier von Maria de’ Medici und Heinrich IV. von Frankreich. Peri komponierte auch für den musikalisch sehr bedeutenden Hof von Mantua.
Peri arbeitete oft mit anderen Komponisten zusammen, wie den Brüdern Giovanni Battista da Gagliano and Marco da Gagliano. Obwohl nur wenige dieser Werke als Beweis für Peris Talent überlebt haben, bereiteten sie doch den Weg, dem spätere Opernkomponisten folgten. Peri starb 1633 in Florenz. Sein Grabstein in der florentinischen Kirche Santa Maria Novella bezeichnet ihn als Erfinder der Oper.
Weitere Hauptwerke
1598 La Dafne
1609 Le varie musiche