Читать книгу Big Ideas. Das Klassische-Musik-Buch - Hall George - Страница 28
ОглавлениеBAROCK
1600–1750
1600
Jacopo Peri komponiert Euridice, die früheste erhaltene Oper, zu Ehren König Heinrichs IV. von Frankreich anlässlich seiner Heirat mit Maria de’ Medici.
1670
Jean-Baptiste Lullys Der Bürger als Edelmann persifliert das Aufsteigertum und die snobistische Aristokratie Frankreichs unter Ludwig XIV.
1690
Das Orgelvorspiel Ein feste Burg ist unser Gott von Dieterich Buxtehude ist ein bekanntes Beispiel für choralgebundene Orgelwerke.
1714
Die Veröffentlichung von Arcangelo Corellis zwölf Concerti grossi op. 6 etabliert das Concerto grosso als Kompositionsform.
1610
Claudio Monteverdis Marienvesper vereint durch Verwendung von Polyphonie und Monodie Barock- und Renaissancestil.
1689
Henry Purcells Oper Dido und Aeneas erzählt die mythische Liebesgeschichte zwischen der Königin von Karthago und dem Prinzen von Troja.
1713
François Couperin aus der bedeutenden Musikerfamilie Couperin gibt mit den Pièces de clavecin vier Bände mit Cembalostücken heraus.
1725
Antonio Vivaldis Die vier Jahreszeiten (Le quattro stagioni) wird mit begleitenden Programmnotizen veröffentlicht und von den Kritikern gefeiert.
1733
Georg Philipp Telemann spielt in seiner gefeierten Tafelmusik mit einer Vielfalt unterschiedlicher Genres.
1751
Kurz nach seinem Tod erscheint Johann Sebastian Bachs Die Kunst der Fuge mit 14 Fugen und vier Kanons.
1717
Georg Friedrich Händel führt seine Wassermusik während einer von König Georg I. veranstalteten Bootsfahrt auf der Themse auf.
1727
Johann Sebastian Bachs oratorische Matthäus-Passion vertont die Kapitel 26 und 27 des Matthäus evangeliums.
1733
Der Erfolg von Jean-Philippe Rameaus Hippolyte et Aricie fordert die Dominanz der italienischen Oper heraus.
Die Barockzeit in der Musik nahm ihren dramatischen Anfang 1598 mit der Aufführung von Jacopo Peris La Dafne, der ersten Oper der Welt, in Florenz. Die Oper illustriert den dramatischen Wechsel des musikalischen Stils, weg von der Polyphonie hin zu etwas Ausdrucksvollerem, eine Veränderung, die Monteverdi in seiner Marienvesper effektvoll zum Ausdruck bringt, indem er Abschnitte im alten und im neuen Stil gegenüberstellt.
Neue Entwicklungen
Ein Merkmal des Frühbarocks, das zur damaligen Zeit eine Überraschung gewesen sein muss, ist das Aufgeben der Polyphonie zugunsten einer einzelnen Melodielinie mit einfacher Begleitung. Diese sogenannte Monodie war ein Versuch, den Stil antiker griechischer Dramen nachzuahmen. Die Begleitung war von besonderer Bedeutung: Im Rezitativ der frühen Oper, den frei komponierten Abschnitten, in denen zwischen den Arien die Handlung vorgetragen wird, wurde die Stimme von einem einzelnen Bassinstrument, etwa einem Cello, und einem Instrument, das Akkorde spielen konnte, wie einem Cembalo oder einer Laute, begleitet. Diese als Basso continuo oder »Generalbass« bekannte Begleitung wurde zu einem Hauptmerkmal der Musik des Barocks.
Der Zweck des Generalbasses ist, eine harmonische Basis für die Melodie zu liefern. Während die Renaissancemusik durch Polyphonie gekennzeichnet war, definierte sich der neue Stil durch Harmonik. An die Stelle von verwobenen Melodielinien, die auf den Kirchentonleitern basierten, traten im Frühbarock Dur- und Mollakkorde. Man erzielte dramatische und kontrastierende Effekte durch das Variieren von Lautstärke, Tempo, Tonart und Instrument und fügte manchmal Verzierungen wie Triller hinzu.
Der revolutionäre neue Stil und die Idee des vertonten Dramas fand besonders beim Adel Italiens und Frankreichs großen Anklang. Die Musiker und Komponisten, die sie zur Unterhaltung an ihren Höfen beschäftigten, spielten jedoch nicht nur Opern, sondern auch Instrumentalmusik. Am Königshof in Versailles stellte Jean-Baptiste Lully ein Orchester zusammen, um Tänze und Aufführungen der neuesten Komödien von Dramatikern wie Molière zu begleiten. Diese Form der leichten Unterhaltung verbreitete sich bis nach England und beeinflusste dort die Entwicklung des »Maskenspiels«, einer Form des musikalischen Dramas.
In den deutschsprachigen Ländern jener Zeit waren italienische Opern en vogue und wurden an den Höfen aufgeführt. In der geistlichen Musik orientierte man sich noch an der frankoflämischen Vokalpolyphonie des 16. Jahrhunderts. Aus dem lutherischen Choral entstand darüber hinaus ein eigener protestantischer Stil: in der Vokalmusik mehrstimmige Choralvertonungen im homophonen Satz mit der Melodie in der Oberstimme, in der Orgelmusik choralgebundene Werke wie die Choralvariation oder das Choralvorspiel. Wichtiger Vertreter dieses Genres war Dieterich Buxtehude, der ab 1668 an St. Marien in Lübeck tätig war und weithin für sein virtuoses Spiel auf der Orgel bekannt war. Johann Sebastian Bach nahm als Zwanzigjähriger einen Fußmarsch von knapp 400 Kilometern auf sich, um sein Vorbild in Lübeck zu hören und von ihm zu lernen.
Hoch- und Spätbarock
Ab etwa 1700 spricht man von »Hochbarock«. Was als kleine Begleitgruppe für die Opernsänger angefangen hatte, wandelte sich zu einem Orchester mit Streichern, Holz- und Blechbläsern. Gespielt wurde eine neue Form der Musik, das »Concerto grosso«, das Arcangelo Corelli und Antonio Vivaldi populär machten. Das Continuo, welches noch immer als harmonisches Rückgrat des Orchesters fungierte, etablierte sich zudem als unabhängiges Kammerensemble und spielte sogenannte Triosonaten. Elemente der Oper flossen in neue Gattungen wie Kantate und Oratorium.
Der Spätbarock wurde von drei 1685 in Deutschland geborenen Komponisten beherrscht. Der erste, Georg Philipp Telemann, steht oft im Schatten seiner Zeitgenossen, war jedoch bei Weitem der produktivste von allen. Der zweite war Georg Friedrich Händel, ein Populist, der sich in England mit seinen Opern, Oratorien und Orchesterwerken einen Namen machte. Der dritte, der oft als der größte der drei angesehen wird, war Johann Sebastian Bach. Sowohl an Höfen als auch für die Kirche tätig, repräsentiert Bachs weltliche und sakrale Musik den Höhepunkt der Barockzeit – perfekt in der Handhabung barocker Kompositionstechnik und zugleich zukunftsweisend.