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5. Für erschöpfte Königinnen

Du hast dich müde gemacht mit der Menge deiner Pläne.

Jesaja 47,13a; LUT

Ich sitze in meinem Sessel, den Tränen nahe. Meine Gedanken springen im Zickzack zwischen diesem Bibelvers, meiner Erschöpfung und meinen Plänen hin und her. Ich bin müde, und es kostet mich enorme Kraft, auch nur die kleinsten Entscheidungen zu treffen. Trotzdem schaffe ich es nicht, mein Tempo runterzufahren und vor Gott einfach mal ruhig zu werden.

Es gibt so viel zu tun: Der Jahresurlaub will geplant werden, ein Kindergeburtstag und die Entscheidung über das Wie meines beruflichen Wiedereinstiegs stehen an. Außerdem soll der Älteste für den Schwimmunterricht angemeldet werden, und ich muss mir noch überlegen, was ich in den nächsten Tagen kochen will. Ganz abgesehen von dem Raclette-Essen, das wir mit Freunden geplant hatten, und der Tatsache, dass ich eigentlich wieder mehr Sport machen möchte.

Der oben zitierte Vers steht ursprünglich in einem völlig anderen Zusammenhang als dem turbulenten Leben einer Mutter mit kleinen Kindern. Der Prophet Jesaja spricht in Gottes Auftrag die Metropole Babylon an, Hauptstadt der chaldäischen Großmacht, die die Israeliten unterdrückte. Gott vergleicht sie mit einer größenwahnsinnigen Königin und wirft ihr völlige Gefühlskälte anderen gegenüber vor. Nachdem Gott ihr wegen dieses Verhaltens ihren Untergang angekündigt hatte, versucht sie nun panisch, sich mit Hilfe ihrer Ratgeber in Sicherheit zu bringen; was ihr, nebenbei gesagt, nicht gelingt. Eine ganz andere Situation also.

Trotzdem trifft dieser Satz aus der Bibel in mir immer wieder einen Nerv. Mein Leben ist nicht glamourös (auch wenn ich mir das manchmal wünsche) und ich unterdrücke hoffentlich niemanden (auch wenn meine Kinder manchmal meinen Frust zu spüren bekommen). Aber dass ich mich von allem, was ich mir vorgenommen habe und was es als Mama zu organisieren gibt, schier erschlagen und müde fühle, ist sehr real für mich. „Du hast dich müde gemacht mit der Menge deiner Pläne“, das trifft immer wieder auf mich zu.

Von Mamas (und Papas) wird heute viel verlangt, und trotzdem sollen sie immer frisch, kompetent und unendlich belastbar sein. Statt hin und wieder realistische Abstriche an diesem Bild zu machen, versuchen viele von uns diesem Ideal zu entsprechen. Es spricht nichts dagegen, sein Bestes zu geben, aber mein Selbstwertgefühl als Frau sollte nicht von meinem Erfolg im Beruf oder als Familienmanagerin abhängen.

Die Autorin Birgit Sych spricht vielleicht bei mancher Mutter einen wunden Punkt an, wenn sie schreibt: „Ein problematischer Umgang mit der Zeit ist eine Frage des Lebensstils. Ehrgeizige, zielorientierte, anerkennungssüchtige Menschen geraten schnell in Zeitdruck, Hektik und wilde Betriebsamkeit.“2 Diese Ansicht hinterfragt die Betriebsamkeit unserer Leistungsgesellschaft, in der diejenige am meisten zu gelten scheint, die vieles nahezu gleichzeitig leisten kann.

Der Preis, den wir unter Umständen für diesen Lebensrhythmus bezahlen müssen, ist, dass wir über ein gesundes Maß für uns selbst und für andere hinausgehen. Vielleicht vergessen wir vor lauter Geschäftigkeit auch, dass es einen Größeren gibt, den wir um Hilfe bitten dürfen und der unser Leben in seiner Hand hält.

Ich habe immer wieder Tage, an denen mich meine To-do-Liste bereits am Morgen innerlich erschlägt. Immer wieder mache ich dann aber auch die Erfahrung, dass mir der Tagesablauf leichter von der Hand geht, wenn ich Gott nicht nur um Kraft für meine Aufgaben bitte, sondern gleichzeitig um die Bereitschaft, meinen Terminplan von ihm bestimmen zu lassen. Manchmal läuft dann wirklich alles wie am Schnürchen, manchmal aber auch nicht. Dann gilt es, nicht dem ursprünglichen Plan hinterher zu hetzen, sondern darauf zu vertrauen, dass Gott ein anderes Mal die Zeit für unerledigte Dinge schenken wird.

Er ist derjenige, der die Zeit in seinen Händen hält, nicht ich. Größenwahn – und sei er noch so klein – hat in der Geschichte noch niemandem gutgetan: einer königlichen Stadt wie Babylon nicht und mir in meinem kleinen, privaten Königreich ganz bestimmt auch nicht.


Zum Weiterlesen:

Matthäus 11,25-30

Gebet:

„Vater im Himmel, du kennst die vielen Sachen, die mir durch den Kopf gehen, und die vielen Dinge, die ich zu erledigen habe. Hilf mir, meine Pläne mit dir zu besprechen, zu erkennen, wo ungesunde Motive mich antreiben, und Prioritäten zu setzen. Ich wünsche mir, dass meine Kinder und mein Mann mich nicht nur als jemanden kennen, der gehetzt durchs Leben rennt, sondern der bei aller Arbeit erkannt hat, worauf es wirklich ankommt. Du schenkst mir Zeit für alles, was ich brauche und was wirklich notwendig ist. Amen.“

Tagesimpuls:

 Jesus verspricht, dass wir bei ihm Ruhe für unsere Seele finden können. Für welchen Bereich deines umtriebigen Lebens wünschst du dir das momentan am meisten?

 Bete dafür, wenn du möchtest, und überlege dir, welche dringende Erledigung du getrost verschieben kannst, um einmal eine Viertelstunde in Ruhe auf dem Sofa oder der Terrasse zu sitzen.

Mach mal Pause, Mama!

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