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10. Schlauer, schneller, schöner

Kinder sind ein Geschenk des Herrn, sie sind ein Lohn aus seiner Hand.

Psalm 127,3; NLB

Es ist die typische Krabbelgruppensituation: Die Mütter sitzen auf dem Boden, die Babys liegen auf ihrer Decke, und die Ein- bis Zweijährigen bewegen sich irgendwo im Raum herum. Während die Mamis ihren Nachwuchs von spitzen Tischkanten oder Blumentöpfen fernhalten, versuchen sie ein halbwegs vernünftiges Gespräch miteinander zu führen. Meistens geht es um Schlaf- und Essprobleme oder um die neusten Fortschritte der Kleinen.

Nun konnte unser Jüngster mit anderthalb Jahren schon ganz passabel reden und malte zusammen mit seinem großen Bruder auch schon recht ausdauernd auf einem Blatt Papier herum (der Ältere bezeichnete dessen Kunstwerke respektlos als „Krickelkrakel“). Meine Freude und mein Stolz über diese Fähigkeiten erhielten jedoch einen Dämpfer, als die Mutter eines anderen Jungen erzählte, dass ihr Sohn auch sehr gerne male und ich dazu noch feststellte, dass der um einen Monat jüngere eine klarere Aussprache hatte als mein Sohn.

Auch bei meinem Großen und bei mir kenne ich solche Vergleichssituationen: Beim Kindergeburtstag beobachte ich seine Kindergartenfreunde und überlege, ob mein Fünfjähriger genauso geschickt und mutig auf der Kletterspinne herumturnt wie sie.

Letztens bekam ich einen kleinen Schock, als ich spontan eine Freundin besuchte und ihr Haus betrat: Die Arbeitsflächen der Wohnküche waren sauber, die Sitzecke des Wohnzimmers vorbildlich aufgeräumt und alles geschmackvoll dekoriert – und das alles bei drei kleinen Mädels zwischen zwei und sechs Jahren! Auf unserem Esstisch stapeln sich meistens Briefe, irgendwelche Spielsachen und Malarbeiten der Kinder. Bei meiner Küche bin ich froh, dass sie ein eigenständiger Raum ist und man ihre Arbeitsflächen nur teilweise vom Wohnzimmer aus einsehen kann.

Eigentlich ist dieses ständige Vergleichen abwegig, denn keine von uns und keines von unseren Kindern wird immer mit anderen mithalten können. Das war von Gott nie geplant oder gar gewollt. Sonst hätte er uns so erschaffen, dass wir alle hinsichtlich unserer Begabungen, unseres Aussehens und unserer Anlagen einer bestimmten DIN-Norm entsprechen und unsere Kinder bei den Vorsorgeuntersuchungen auf dem gleichen Level sind, TÜV-Stempel inklusive.

Gott liebt jedoch den Reichtum seiner Schöpfung, das zeigt schon ein Blick in die Natur mit ihren zahlreichen Blumen- und Tierarten. Nur wir Erwachsenen wollen – bei aller gefeierten Individualität – immer gleich gut oder im Idealfall sogar ein bisschen besser abschneiden als alle anderen. Es fällt uns schwer zu akzeptieren, dass es Bereiche in unserem Leben oder im Leben unserer Kinder gibt, in denen wir trotz unseres Bemühens unter der Norm liegen (wer auch immer die festgelegt hat).

Hand aufs Herz: Wie sehr beruhigt es dich, wenn dein Kind bei den U-Untersuchungen ungefähr der 50-Prozent-Perzentile entspricht und motorisch oder sprachlich unauffällig ist? Wie sehr beunruhigt es dich, wenn in irgendeinem Bereich Mängel festgestellt werden?

Es ist ohne Frage gut, dass wir beim Kinderarzt feststellen können, ob unsere Kinder altersgerecht entwickelt sind. Es ist ebenfalls richtig, wenn wir sie in Bereichen, in denen sie sich schwertun, gezielt unterstützen. Aber wir dürfen uns dadurch nicht den Blick dafür nehmen lassen, dass jedes Kind ein einzigartiges Geschenk ist. Gott selbst hat dieses Geschenk im Zusammenspiel unserer Gene, den speziellen Anlagen unseres Kindes und den vielfältigen Umwelteinflüssen geschaffen. Er hat für jedes unserer Kinder einen einzigartigen Plan, den sie mit ihren Stärken und Schwächen ausfüllen können.

Aus diesem Grund sind ihm Kinder mit einer Behinderung oder einer körperlichen oder seelischen Einschränkung genauso lieb und wertvoll wie ein hochbegabtes Kind, dem gesellschaftlich alle Türen offen stehen. Und gemeinsam können wir uns ergänzen: Der spätere Elektriker muss sprachlich nicht so fit sein wie die zukünftige Lehrerin. Er muss schließlich Kindern nicht den Unterschied zwischen Akkusativ und Dativ erklären können, sondern Elektrokabel richtig verlegen und anschließen – und die sind bekanntlich nicht sehr gesprächig.

Ich wünsche mir, dass mich dieses Wissen gelassen und zuversichtlich macht, was den Umgang mit den Fähigkeiten und Begrenzungen meiner beiden Jungs angeht. Ich hoffe, dass ich ihnen so auf den Lebensweg mitgeben kann, was Kinder mehr brauchen als alle Förderung und Unterstützung – das Wissen, dass sie ein Geschenk Gottes sind, wertvoll und geliebt, unabhängig von ihrer Leistung, ihrem Aussehen oder ihrem Platz auf der Beliebtheitsskala. In unserer vom Vergleichen getriebenen Gesellschaft wird das ein hartes Stück Arbeit werden. Am besten fange ich gleich bei mir selbst damit an.


Zum Weiterlesen:

Psalm 139

Gebet:

„Vater im Himmel, es macht mir zu schaffen, wenn mein Kind Dinge nicht so gut kann wie seine Freunde oder wenn es irgendwie anders ist. Bitte hilf mir, mein Kind zu unterstützen, wo es in meiner Macht steht. Lass mich aber auch verstehen, dass du jeden von uns einzigartig gemacht hast und dass mein Kind nicht so sein muss wie alle anderen. Hilf mir, ihm zu zeigen, dass es wertvoll und einzigartig ist, weil du es gewollt hast, und öffne mir die Augen für seine Stärken. Amen.“

Tagesimpuls:

 Versuche dich mit anderen an ihren Stärken und Begabungen zu freuen, wenn dir heute beim Vergleichen vermeintliche Mängel bei dir oder deinem Kind auffallen.

 Danke Gott für das, was du und dein Kind gut können, und dafür, dass er jeden von uns einzigartig gemacht hat.

Mach mal Pause, Mama!

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