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4. Ein Platz an der Sonne

Denn so spricht der allmächtige Herr, der Heilige Israels: „Durch Umkehr und Ruhe könntet ihr gerettet werden. Durch Stillsein und Vertrauen könntet ihr stark sein. Aber das wollt ihr nicht.“ Jesaja 30,15; NL

Kürzlich wachte ich morgens mit Spannungskopfschmerzen auf. Nachdem mein Mann den Ältesten in den Kindergarten gebracht hatte, rief ich deswegen meine Schwiegereltern an und bat sie, für eine Stunde auf den Kleinen aufzupassen. Vielleicht würde ein flotter Spaziergang dabei helfen, die schlimmsten Verspannungen zu lösen. Kurze Zeit später war ich unterwegs.

Es war einer der ersten wirklich warmen Frühlingstage, und ich genoss den Weg durch ein kleines Wäldchen in der Nähe. Ganz idyllisch war es leider nicht: Waldarbeiter zerkleinerten mit ihren Motorsägen die im Winter geschlagenen Bäume. Als ich schon fast am Ende meines Spaziergangs angekommen war, verstummten die Motorengeräusche jedoch plötzlich, und Stille kehrte ein.

Ich atmete tief durch, blieb stehen und beobachtete das Lichtspiel der Sonne im hellen, fast schon transzendenten Grün der Blätter. Dabei flog ein dicker Käfer in mein Blickfeld, brummte an mir vorbei und setzte sich dann mitten auf ein verwelktes, braunes Herbstblatt auf dem Boden. Da saß er und ließ sich die Sonne auf seinen schwarzen Panzer scheinen. Einfach so. Einem inneren Impuls folgend, setzte ich mich ebenfalls auf einen noch etwas feuchten Baumstamm in der Nähe, schloss die Augen und hielt mein Gesicht der warmen Frühlingssonne entgegen.

Das Bild von dem ruhenden Käfer taucht seitdem oft vor meinem inneren Auge auf. Was für ein Gegensatz zu meinem eigenen Leben, das oft so angefüllt ist mit Dingen, die erledigt werden müssen. Welcher Kontrast zu meinen eigenen, kurzen Ruhepausen, in denen das Gedankenkarussell nicht aufhört, sich weiterzudrehen. Wahrscheinlich verpasse ich dadurch so manches, was Gott mir in einer ruhigen Minute gerne sagen würde, und mache mir außerdem viele unnötige Sorgen. Vielleicht kommt auch mancher Kopfschmerz davon, dass ich mir um vieles wortwörtlich zu sehr einen Kopf mache. In einer Andacht zu dem obigen Bibelvers aus Jesaja las ich, dass es für uns Menschen schwieriger sein kann, abzuwarten, zu beten und Gott zu vertrauen, als eine Sache selbst in die Hand zu nehmen. Für den israelitischen Stamm Juda war das in der Situation, für die dieser Vers galt, der Fall: Statt sich selbst starke Verbündete gegen ihre Feinde zu organisieren, forderte Gott sie auf, zu ihm umzukehren, ihm zu vertrauen und ruhig zu bleiben.

Das ist auch ein guter Tipp für uns Mütter. Naturgemäß ist unser Alltag vollgepackt, und mehr oder weniger bewusst suchen wir uns alle möglichen Verbündeten im Kampf mit unseren Aufgaben: To-do-Listen, zeitiges Aufstehen, gute Organisation. Heraus kommt ein eng getakteter Tagesablauf, der wenig Raum für Ruhe oder gar fürs Abwarten lässt.

Nun hat Gott wahrscheinlich nichts gegen ein gutes Zeitmanagement. Er kennt die Herausforderungen, vor denen wir täglich stehen, genauso, wie er die gefährliche Situation der Israeliten kannte. Aber auch uns gilt seine Aufforderung, nicht blind, sorgenvoll oder gehetzt durchs Leben zu rennen, weil wir uns keine Zeit für ihn nehmen. Ich glaube dabei nicht, dass Gott von einer Mutter mit Kleinkind erwartet, dass sie sich stundenlang für ihn Zeit nimmt. Aber schon zehn oder fünfzehn Minuten in Gottes Gegenwart können manchmal mehr bewirken als alles Abstrampeln und Bemühen unsererseits.

Für mich ist es eine Herausforderung und manchmal auch eine Willensfrage, solche Zeiten mit Gott zu finden und zu gestalten. Doch ich habe die Erfahrung gemacht, dass ich eine ausgeglichenere Mutter und Partnerin bin, wenn ich meine Stärke nicht in Aktivismus und meinen Fähigkeiten suche, sondern wirklich bei Gott. Ich wünsche mir, dass der Käfer aus dem Wald mich immer wieder daran erinnert, einfach nur mal dazusitzen, ruhig zu werden und alles, was mich bewegt, an Gott abzugeben.


Zum Weiterlesen:

Jesaja 40,12-31

Gebet:

„Vater im Himmel, du siehst, was ich alles für heute geplant habe. Bitte hilf mir, meine Aufgaben zu erledigen. Aber hilf mir auch, ein paar Minuten mit dir zu verbringen, wenn es die Kinder und der Alltag zulassen. Schenke mir einen Platz in deiner Gegenwart, an dem ich hören kann, wie du zu mir redest. Danke, dass du meine Stärke sein willst und dass ich nicht alles aus meiner eigenen Kraft heraus leisten muss. Amen.“

Tagesimpuls:

 Viele Menschen tanken Kraft in der Natur. Dort lassen sich unzählige Hinweise auf Gottes Schöpferkraft entdecken, mit der er dieses Universum lenkt und gestaltet. Wenn du heute draußen etwas siehst, das dich begeistert oder zum Staunen bringt, dann nimm doch bewusst Folgendes für dich in Anspruch: Gott kümmert sich mit der gleichen Unermüdlichkeit und Weisheit um dich und dein Leben, wie er die blühende Tulpe, die Kräfte eines Sommergewitters, den herbstlich nebeligen Wald oder die tanzenden Schneeflocken erschaffen hat.

Mach mal Pause, Mama!

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