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Оглавление3. Ängste einer Mutter
Hütet euch davor, auf ein einziges dieser Kinder herabzusehen. Denn ich sage euch, dass ihre Engel im Himmel meinem himmlischen Vater stets besonders nahe sind. Matthäus 10,10-11; NLB
Ich habe eine blühende Fantasie und das ist nicht immer von Vorteil, wenn man Kinder hat. Vor allem abends, kurz vor dem Einschlafen, passiert es mir immer wieder, dass sich vor meinem inneren Auge irgendwelche Schreckensszenarien abspielen: Mein Kind ertrinkt in einem reißenden Fluss. Mein Kind stürzt einen steinigen Abhang hinunter. Mein Kind wird von einem Auto angefahren. Und vielleicht die schlimmste Vorstellung von allen: Mein Kind gerät in die Hände böser, gewissenloser Menschen.
Kinder sind in vielen gefährlichen Situationen hilflos oder arglos und verstehen nicht, warum etwas gefährlich ist oder was mit ihnen passieren könnte. Gleichzeitig haben sie ein großes Bedürfnis nach Schutz und Geborgenheit, das wir als Eltern gerne stillen. Gerade deswegen sind solche Szenarien für uns Erwachsene Horrorvorstellungen. Wir wissen, was den Kleinen passieren kann, und können sie doch nicht vor allem und zu jeder Zeit beschützen.
Vielleicht magst du einwenden, dass es relativ unwahrscheinlich ist, dass gerade meinem Kind so etwas Schreckliches zustößt. Das stimmt. Es stimmt auch, dass wir als Mütter und Väter für den Schutz unserer Kinder beten und sie Gott anvertrauen können. Jesu Aussage, dass Kinder einen Engel haben und dieser Gott besonders nahesteht, ist ungeheuer tröstlich.
Wie viele Eltern können eine Geschichte davon erzählen, in der wohl genau dieser Engel in Aktion getreten ist und ihr Kind vor Schlimmerem bewahrt hat (auch wenn wir den Part des Engels darin meistens nicht sehen und vielleicht auch Schwierigkeiten haben, an ihn zu glauben). Wir sprechen dann gerne von einem Wunder. Aber es gibt eben auch immer wieder die Geschichten, die kein Happy End haben, in denen ein Wunder ausbleibt.
Ich weiß und glaube, dass Gott meine Söhne bewahren will und bewahren kann. Aber ich weiß auch, dass das keine Garantie dafür ist, dass ihnen nie etwas zustoßen wird. Diese Spannung und Ungewissheit auszuhalten, fällt mir nicht leicht. Drei Gedanken helfen mir dabei, trotzdem immer wieder Vertrauen in Gottes Liebe und Fürsorge einzuüben:
1 Ich selbst kann meinen Kindern keine hundertprozentige Sicherheit bieten. Das steht nicht in meiner Macht und würde meine Kinder auf Dauer auch auf ungesunde Art und Weise einschränken. Das Sprichwort: „Angst ist ein schlechter Ratgeber“, gilt auch in Bezug auf die Kindererziehung.
2 Gott erspart uns nicht alles Leid, aber er lässt uns darin nicht allein. Eine Bekannte von mir hat ihr Kleinkind durch den plötzlichen Kindstod verloren. Sie sagte mir, dass das Wissen darum, dass Gott selbst seinen Sohn am Kreuz verloren hat und ihren Schmerz deswegen nachvollziehen kann, für sie in dieser schweren Zeit ein großer Trost war.
3 Gott lässt vielleicht zu, dass unsere Kinder leiden müssen, aber er lässt auch sie darin nicht alleine. Reinhard Schlitter, der Vater des 2010 entführten, missbrauchten und ermordeten Mirco, schreibt in seinem Buch: „Wir sind überzeugt: ‚Wo das Böse ist, ist auch das Gute nicht fern. Gott war bei Mirco, als er litt. Er litt mit ihm, weil er es hasst, wenn Kindern etwas Schlimmes angetan wird. Ich bin mir sicher, Gott hat bitterlich geweint, als er Mirco gesehen hat. Ich hoffe und glaube, dass Gott Mirco in seinen letzten Minuten beigestanden hat, dass er seine Nähe spüren konnte. Ich glaube und hoffe, dass Mirco auf eine gewisse Weise beschützt und aus der Situation herausgenommen wurde. Doch wir können es nicht wissen.‘“1
Es bleibt für mich herausfordernd, meine beiden Jungs Gottes Schutz anzuvertrauen, mich nicht in Angst und Sorgen um sie zu verlieren. Aber ebenso möchte ich mich an jedem Tag freuen und Gott dankbar sein, an dem ihnen nichts passiert ist, den wir frei und sorglos genießen konnten.
Zum Weiterlesen:
Matthäus 18,1-11
Gebet:
„Vater im Himmel, meine Kinder sind das Kostbarste, was ich habe. Die Vorstellung, dass ihnen etwas passieren könnte, ist furchtbar. Bitte bewahre und beschütze du sie beim Spielen, im Kindergarten, in der Schule, im Straßenverkehr. Hilf mir, meine Kinder, so gut ich es kann, für gefährliche Situationen sensibel und stark zu machen. Danke aber auch für die vielen Tage und Jahre, in denen wir schon sorglos und beschützt leben konnten! Amen.“
Tagesimpuls:
Ist dir bewusst, dass Kinder bei Gott einen sehr hohen Stellenwert haben?
Was könnte dir dabei helfen, diese Tatsache in deinen Umgang mit ihnen, aber auch in deine Sorgen um sie einfließen zu lassen?
Mircos Eltern haben sich zum Beispiel nach dem Unglück bewusst dafür entschieden, ihre beiden anderen Kinder nicht übermäßig zu behüten, sondern ihnen ein normales Leben in Freiheit zu ermöglichen. Darin sind sie für mich ein Vorbild geworden.