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9. Erntedank feiern – am besten jeden Tag

Schmecket und sehet, wie freundlich der Herr ist. Wohl dem, der auf ihn trauet! Psalm 34,9; LUT

Unsere Kinder gehen in einen evangelischen Kindergarten, in dem auch die Feste des Kirchenjahres gefeiert werden. Im Herbst helfen die Kleinen zusammen mit den Erzieherinnen und Erziehern dabei, den Altar der Kirche für das Erntedankfest zu schmücken. Dafür bringen die Kinder je nach Möglichkeit Erntedankgaben mit, die dann in einen Leiterwagen gepackt und zur Kirche gebracht werden. Mir ist es wichtig, dass meine Söhne verstehen, woher unsere Lebensmittel kommen und welch ein Geschenk es ist, dass wir so viele und so reichlich davon haben. Aus diesem Grund hatte ich zugesagt, ein Körbchen mit Äpfeln, Birnen, Nüssen und Schokolade (die gehört für mich auch dazu!) vorzubereiten.

Als es dann aber so weit war, empfand ich meine Zusage als Last. Der Kleine war mal wieder krank, unsere Katze lag im Sterben, und ich fühlte mich müde und überfordert. Und so nahm ich ein Bad in Selbstmitleid, während ich in der Küche saß und einen kleinen Korb mit herbstlich bemalten Servietten auslegte, damit ich das Obst darin arrangieren konnte. Da fiel mein Blick zufällig aus dem Fenster, und mit einem Schlag waren meine trüben Gedanken wie weggewischt: Ein blauer Herbsthimmel wölbte sich über wunderschön gefärbten Laubbäumen, und die Sonne schien mitten in diese Pracht hinein. Seltsam, ich war doch vorher schon draußen gewesen, aber da hatte ich diese Schönheit nicht wahrgenommen. Hatte mich meine Gefühlslage dafür blind gemacht?

„Loben zieht nach oben und Danken schützt vor Wanken“ – in diesem alten frommen Sprichwort steckt viel Weisheit. Leider bin ich eine ziemliche Anfängerin, was die Umsetzung angeht. Oft habe ich schlicht keine Lust, mich dazu aufzuraffen, nach guten Dingen in meinem Leben zu suchen, wenn mir nach Klagen zumute ist. Ist es nicht gekünstelt, krampfhaft nach etwas zu suchen, für das ich dankbar sein kann? Andererseits weiß ich, dass es ganz objektiv gesehen tatsächlich viel Gutes in meinem Leben gibt, selbst wenn ich mich nicht so fühle: unser Zuhause, meine Familie, Freunde, die Sicherheit und den Reichtum unseres Landes, seine gute medizinische Versorgung, Supermärkte, die randvoll gefüllt sind, unser Auto. Oder ein wunderschöner Herbsttag, durch den Gott mir sagt, dass er mich nicht vergessen hat.

Veronika Smoor, Mutter von zwei Mädchen, beschreibt in ihrem Buch Heiliger Alltag, wie sie während eines Jahres ständig von Infekten geplagt wurde. Als es sie wieder einmal erwischt hatte, und sie in einem Meer aus schlechter Laune und Jammern zu versinken droht, wird sie aktiv: „Die einzige Medizin, die mir jetzt helfen kann, ist Dankbarkeit. Ich überwinde mich und verpasse meinem Selbstmitleid einen mentalen Tritt in den Allerwertesten. […] Ich beginne an diesem Morgen eine Dankbarkeitsliste zu schreiben. Ich muss es schwarz auf weiß sehen, dass solche Tage mehr sind als nur eine Ansammlung aus Selbstmitleid, Mühen und Plagen.“6

Am Ende des Tages stehen auf dieser Liste so banale Dinge wie: Flanellbettwäsche, Kräutertee, unverhoffte Hilfe, ein gefüllter Kühlschrank, Kinderlachen, Nickerchen, Elektrolyte, Pesto, schöne Filme, ein hilfsbereiter Ehemann. Alles nichts Weltbewegendes, eher kleine Selbstverständlichkeiten, die dabei helfen, einen Krankheitstag angenehmer zu machen. Doch am Abend hat sich die Stimmung der Autorin verändert: „Mein Magen ist immer noch nicht in Ordnung, aber mein Herz ist es. Dort pocht es: danke, danke, danke.“

Dankbarkeit soll nichts Aufgesetztes sein. Es gibt Zeiten, in denen müssen Gefühle wie Trauer, Angst oder Wut verarbeitet werden. Bei einer Mutter, die eine durchwachte Nacht hinter sich hat, fließen vielleicht zuerst Tränen der Erschöpfung, bevor ihr Blick frei werden kann für die guten Dinge im Leben.

Wie beim Erntedankfest geht es beim Danken mehr um die grundsätzliche Bereitschaft, das zu sehen, wofür man danken kann, und es dann zu tun. Es ist der Blickwinkel, der über meine Haltung entscheidet: Lasse ich mich im mühsamen Klein-Klein des Alltags von meinen Schwierigkeiten runterziehen und bleibe im Selbstmitleid stecken, oder möchte ich ein dankbarer Mensch sein?


Zum Weiterlesen:

Psalm 104

Gebet:

„Vater im Himmel, du beschenkst mich jeden Tag mit kleinen und großen Dingen. Bewahre mich davor, das als selbstverständlich hinzunehmen, und hilf mir, Dankbarkeit einzuüben. Wo ich mir selbst nur noch leidtue, da öffne mir die Augen für das Schöne und Gute in meinem Leben. Amen.“

Tagesimpuls:

 Durch ein Gespräch in unserem Hauskreis angeregt, habe ich eine Zeit lang jeden Abend drei Dinge aufgeschrieben, für die ich im Blick auf den vergangenen Tag dankbar war. Vielleicht möchtest du das ebenfalls ausprobieren?

 Du kannst deine persönliche Dankesliste in ein hübsches Heft oder in dein Tagebuch schreiben, im Kalender notieren oder im Handy als Notiz abspeichern. Beobachte dabei, was diese Dankbarkeitsübung mit dir macht oder wie sie deine Wahrnehmung verändert.

Mach mal Pause, Mama!

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