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7. Kapitel

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Alfred begibt sich zum Untersuchungsrichter. Der ist nicht da. Der junge Sportsmann muss warten.

Assessor Tesmar, mit den Geschäften des Untersuchungsrichters betraut, ist zum Krankenhause gefahren. Er steht vor dem Chefarzt. Der zuckt die Achseln:

„Bedaure — Herr Doktor Kranz ist noch nicht vernehmungsfähig. Unmöglich. Morgen vielleicht — vielleicht auch erst übermorgen.“

„Nur einige kurze Fragen —!“

„Es geht nicht!“

Assessor Tesmar begibt sich, ein wenig verärgert, in sein Büro zurück. Hier findet er Alfred vor.

„Was wünschen Sie?“

„Mein Name ist Köster. Mein Vater — —“

„Ach ja — Ihr Vater — — diese verdammt verzwickte Geschichte! Der Schuss auf den Schatten — — ist ja lächerlich, — lächerlich, hören Sie?? Ist der Physiker Doktor Kranz etwa ein Schatten? Für mich nicht!“

„Verzeihen Sie, Herr Assessor — —“

„Verzeihen Sie, — — verzeihen Sie! Was soll ich verzeihen? Dass Ihr Vater dem anderen den Brustkorb zertrümmert hat — —?“

Alfred ballt unwillkürlich die Faust. „Sie reden wie ein albernes Kind, Herr Assessor!“

Tesmar springt auf ihn zu: „Was unterstehen Sie sich?!!“

„Gar nichts. Es ist Ihre Sache, objektiv zu untersuchen, weiter nichts!“

„So — häh — — Sie wissen, was meine Sache ist! Sehr schön. Ich bin mit dem Erschossenen gestern Abend auf einer Gesellschaft zusammengewesen — —“

„— — und da haben Sie gewiss viel getrunken. Nun haben Sie einen Kater und sind schlechter Laune — und lassen sie einfach an mir aus. — Laufen Sie doch nicht so wie ein Tiger hier im Zimmer herum. Setzen Sie sich! Es sind doch Stühle genug da!“

Der Assessor starrt Alfred an. Er kommt jetzt ganz aus der Fassung.

„Setzen — ich — Sie — wieso? — Häh — Wasser!“

Er giesst aus einer Karaffe ein Glas voll, trinkt es in einem Zuge aus.

„Haben Sie meinen Vater vernommen?“ fragt Alfred.

„Nein.“

„Warum nicht?“

„Noch keine Zeit gehabt. Ausserdem: audiatur et altera pars!“

„Hahahaha! Et prima?“

„Ich habe das Protokoll hier von Kommissar Weidemann.“

„Was? Dieser unfähige Kopf ist immer noch tätig?“

„Unfähiger Kopf? Häh — was erlauben Sie sich?“

„Meiner Mutter war seinerzeit eine goldene Uhr mit Platinarmband verloren gegangen — —“

„Was soll das, — das gehört nicht hierher!“

„Erlauben Sie: Weidemann wurde gerufen und mit der Klärung der Sache beauftragt — —“

„Das interessiert mich ja gar nicht. Sie langweilen mich direkt. Was wollen Sie denn überhaupt?“

„Mein Vater — — —“

„Was geht mich Ihr Vater an?! Die Sache wird ihren Gang gehen — beruhigen Sie sich nur!“

„Ich will meinen Vater sprechen!“

„Will? Sie wollen? Sie haben gar nichts zu wollen.“

Beide Männer messen sich mit feindseligen Blicken.

Dann macht Alfred eine Wendung zur Türe und geht, ohne ein weiteres Wort zu verlieren, hinaus. Die Tür knallt ins Schloss.

Auf dem Gang begegnet er Doktor Thoma. Der hat ein Einsehen und führt ihn zu seinem Vater.

Der alte Köster sitzt völlig zusammengebrochen da. Alfred erfasst seine Rechte.

„Vater — ich habe Brangheimer verständigt.“

„Gut, mein Sohn. Das war relativ sehr vernünftig.“

„Den Untersuchungsrichter spielt ein Assessor Tesmar — ein ekelhafter Geselle. Anscheinend schleppt er die Sache hin.“

„Hm — was macht Doktor Kranz?“

„Ich habe beim Krankenhaus angerufen. Er ist noch völlig apathisch. Aber er bleibt am Leben.“

„Na, Gott sei Dank! — Was hast du da in der Mappe?“

„Einige Zeitschriften, gegen die Langeweile — und hier etwas Wäsche, — dein Rasierapparat.“

Der Professor schaut seinen Sohn gross an.

„Wird es — denn wirklich — — so lange dauern?“ fragt er mit schwankender Stimme.

„Wer kann das wissen, Papa! Es ist eine unangenehme Geschichte. Ich werde natürlich mein Möglichstes tun, um dich freizubekommen.“

„Glaubst du an meine Schuld?“

„Nein, Vater — was denkst du!“

„Dass ausgerechnet Weidemann mich vernehmen musste!“

„Der scheint dich auch bei dem Tesmar schön angestrichen zu haben. Das ist es eben. Du könntest vielleicht schon längst wieder frei sein, wenn diese Menschen nicht so kurzsichtig wären. Warten wir nun, was Brangheimer machen wird.“

„Ach — es ist furchtbar! Warum musste ich auch auf den Schatten schiessen!“

„Vater — da fällt mir ein — — ich habe einen Detektiv engagiert, — — der wird dem Schatten schon Leben einblasen!“

„Na — hoffen wir’s. Das wird immerhin relativ schwierig sein.“

„Lass nur, Papa — — es kann dir ja eigentlich nichts passieren.“

„Aber die dumpfe, stickige Luft hier — ich halte das wirklich nicht lange aus. — Ist in der Villa alles in Ordnung?“

„Alles, Papa.“

„Die Papiere — du weisst — —“

„Ja ich weiss — sei unbesorgt!“

„Der neue flüssige Brennstoff – – das Problem ist gelöst, — man könnte gleich an den Bau der Rakete gehen. Und ausgerechnet in diesem relativ entscheidenden Augenblick —!“

„Papa — du kommst ja bald wieder frei!“

„Hoffen wir’s!“

Der Schuss aus dem Schatten

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