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3. Kapitel

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Noch in der gleichen Nacht fängt man mit Kösters Vernehmung an. In einem kahlen, unfreundlichen Dienstzimmer sitzt er dem Kommissar Weidemann gegenüber. Weidemann ist auf den Professor nicht gut zu sprechen. Köster hatte ihn einmal in einer Diebstahlssache zu Hilfe gerufen. Dabei hatte der Kommissar sich nicht schlecht blamiert, und diese Blamage vergass er dem Alten nicht.

„Also wer sind Sie?“ beginnt die Vernehmung.

„Aber Herr Kommissar — wir kennen uns doch schon so lange!“

„Das gehört nicht hierher. Wenn ich Sie frage, müssen Sie antworten. Wer sind Sie?“

„Professor Köster!“

„Der Mondprofessor — aha!“

„Bitte, Herr Kommissar – das gehört schliesslich auch nicht hierher.“

„Unterbrechen Sie mich nicht! Verstanden? – Geboren?“

Köster nennt sein Geburtsdatum. Auch die anderen Fragen nach seinen Personalien beantwortet er mit einer weinerlich klagenden Stimme.

Weidemann blickt dem niedergeschmetterten, menschenscheuen Gelehrten schadenfroh ins Gesicht.

„Sie geben zu, auf Ihren erbittertsten Gegner vorsätzlich geschossen zu haben?!“

Kösters Gestalt beginnt zu vibrieren. Er zittert an allen Gliedern.

„Nein — nein!“ ruft er aufspringend, „ich wusste ja gar nicht, auf wen ich schoss.“

Der Kommissar lacht verhalten auf. „Das behaupten Sie! Warum schossen Sie denn überhaupt?“

„Es war ein Schatten — — ein relativ deutlich sichtbarer Schatten.“

„Schatten! Schatten! — Wo war der Schatten?“

„Auf meiner Veranda. Ich musste ein Verbrechen vermuten.“

„Wenn Sie schon vermuten!“

„Herr Kommissar — — — ich habe in Notwehr gehandelt. Niemand kann mir daraus einen Strick drehen.“

„Papperlapapp — — wir müssen uns an den Tatbestand halten. Der Doktor Kranz ist Ihr grimmigster Gegner. Vor einigen Tagen haben Sie noch in einem Fachblatt einen geharnischten Artikel gegen ihn losgelassen — — Sie warfen ihm Unsachlichkeit, Unfähigkeit vor. Das weiss man doch in der ganzen Stadt.“

„Ich habe aber noch nicht einmal das Vergnügen gehabt, ihn persönlich kennenzulernen.“

„Das dürfte für Sie wohl auch schwerlich ein Vergnügen geworden sein.“

„Da urteilen Sie verkehrt, werter Herr — —“

„Werter Herr? Wer ist werter Herr? Ich bin für Sie der Herr Kommissar!“

„Also — Herr Kommissar: wir Gelehrten bekämpfen uns häufig in unseren Schriften. Aber das schliesst nicht aus, dass wir dennoch persönlich relativ gut miteinander verkehren können. Wie beispielsweise die Rechtsanwälte — —“

„Rechtsanwälte gehören jetzt nicht hierher. Wir wollen doch bei der Sache bleiben. Sie geben zu, geschossen zu haben, — Sie verwundeten Ihren heftigsten Gegner lebensgefährlich, — — das genügt mir vollkommen, um in Ihnen einen gemeingefährlichen Verbrecher zu sehen.“

„Ja ja — Sie sind wirklich ein logisches Phänomen, Herr Kommissar!“ bemerkt Köster in einem Anflug von Galgenhumor.

Weidemann springt mit funkelnden Augen auf. „Was bin ich?“ schreit er, „Sie wagen obendrein frech zu werden, Sie mondsüchtiger Phantast, Sie!“

„Ich weigere mich, noch weiterhin mit Ihnen zu reden. Dem Untersuchungsrichter werde ich Rede und Antwort stehen, — sonst niemandem.“

„Das ist denn doch eine Unverschämtheit! Wenn ich Sie dienstlich frage — —“

„Fragen Sie immerzu. Kein Wort mehr werde ich antworten.“

„Sie — Herr — —“

„Was — Herr? Ich bin für Sie Professor Köster, nicht wahr?“

„Sie reissen sich mit Ihren Frechheiten nur noch mehr hinein. Verstehen Sie mich?!“ Weidemann klingelt. Ein Beamter erscheint.

„Führen Sie den Mann hinaus. Untersuchungshaft!“

Der Schuss aus dem Schatten

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