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8. Kapitel

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Vor der Anatomie geht Edith Kranz auf und ab. Alfred tritt ihr entgegen. Ein Leuchten blitzt in ihren traurigen Augen auf. Der kleine Mund ist zugespitzt. Innig reicht sie ihm ihre Hand entgegen.

„Da bist du!“

„Da bin ich! — Wie geht es dem Vater?“

„Keine Gefahr mehr.“

„Na — Gott sei Dank!“

„Du warst trotzdem im Hörsaal?“

„Ich versäume nicht gerne etwas. Der Professor blickt einen immer so streng an! — Aber vorher bin ich noch einmal beim Vater gewesen.“

„War er schon wieder zu sich gekommen?

„Nur einige Augenblicke, — da sah er mich an – so gütig! Du kennst meinen Bater nicht.“

„Sagte er etwas?

„Er lächelte müde — sehr müde. Dann kam ihm ein einziges Wort über die Lippen — — du weisst: er ist Philosoph, — verliert selten die Fassung, — — selten seinen Humor.“

„Na — und was sagte er?“

„Künstlerpech?“ — „Weiter nichts?“

„Weiter nichts.“

„Merkwürdig!“

„Hm — wie man’s nimmt.“

„Weiss die Mutter —?“

„Natürlich. Sie ist jetzt bei ihm.“

„Was sagte sie?“

Edith birgt ihr Köpfchen an seiner Schulter. Sie wird verlegen, atmet rasch, hastig.

„Sie meinte, dass gerade dein Vater es war — das — das sei ein Fluch, den — — den — — —“

„Nun — sprich doch!“

„Den unsere Liebe ausgewirkt habe.“

„Was? Deine Mutter weiss — —?“

„Oh — schon lange. Ich kann vor ihr kein Geheimnis haben.“

„Hm – hm – ein Fluch unserer Liebe, meint sie —?“

„Ja — meinte sie! Ich bin ihr entgegengetreten, beschwor sie — fast gab’s einen Zank.“

„O — du Gute!“

„Alfred — du hältst doch zu mir?“

„Unbedingt.“

„Du Lieber!“

„Komm — dort steht mein Wagen. Fahren wir etwas spazieren.“

„Wohin?“

„Ganz egal.“

„Ja — komm!“

Langsam gleitet der elegante Wagen dem Korso zu, überquert einige Seitenstrassen, um dann an den Stadtanlagen entlang zu fahren.

„Es kommt auch alles zusammen!“ sagt Alfred, mit seinen Boxerfäusten das Steuer umklammernd, „die Geschichte mit Vater — heute abend die Feier im Auto-Klub – – kommst du hin?“

„Nein. Ich kann doch nicht. Arbeit – Examen – ausserdem bin ich ja auch kein Mitglied. Wer sollte mich einführen?“

„Na ja. Gut. Du kommst also nicht.“

„Bist du böse?“

„Durchaus nicht. — Ich muss ja hin. In einigen Tagen findet das Rennen statt.“

„Du willst doch nicht etwa —?“

„Mitmachen? Selbstverständlich. Ein Sportsmann wie ich – – und das Autorennen nicht mitmachen!“

„Du brichst dir noch einmal den Hals dabei!“

„Wenn schon —!“

„Sei nicht so frivol!“ Sie blickt ihn mit ihren traurigen Augen wehmütig-ängstlich an.

„Ich will mir den Preis holen!“ sagt er, „den Schnelligkeitspreis, versteht sich.“

Sie geht nicht mehr darauf ein. Es hat keinen Zweck, ihm etwas entgegenzuhalten.

Der Wagen summt. Der Park liegt in leuchtendem Sonnenschein. Überall sieht man frohe Gesichter. Es ist sehr warm.

„Du musst mich nach Hause fahren — das heisst, in die Nähe!“ sagt Edith.

„Warum denn?“

„Ich muss doch noch arbeiten.“

„Arbeiten! Arbeiten! Bei solch einem herrlichen Wetter! Was hast du nötig zu arbeiten!“

„Mein Vater ist kein Millionär wie der deine!“

„Ah – richtig! Da wirst du also als Fräulein Doktor die Familie ernähren müssen!“

Schweigen. Es liegt über ihnen Gewitterschwüle. Spannung reisst an den Seelen – und eine seltsame Sucht, einander zu quälen.

Er fährt in die Nähe von ihrer Wohnung. Mit zusammengebissenen Zähnen.

„Ade also – bis morgen!“

Sie sucht seine Hand. „Ade! Und nicht böse sein!“

„Ei – warum denn?!“

Ein warmer, freundlicher Blick von Auge zu Auge – alles ist wieder gut.

Alfred fährt rasch nach Hause.

Der Schuss aus dem Schatten

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