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6. Kapitel

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Wenn Herr Sogalla nicht schielte und keine Halbglatze hätte und nicht gar so klein und dick und rundlich wäre, — dann wäre er ein hübscher Mensch.

Mit einem undefinierbaren Augenzwinkern steht er vor Alfred Köster. Man befindet sich in einem altmodischen Salon der Villa. Alfred hat ihm in kurzen Worten bereits die Vorgänge auseinandergesetzt.

„Noch einige Fragen, bitte!“ sagt Herr Sogalla.

„Fragen Sie immerzu!“

„Was halten Sie selbst von dem Schatten?“

Alfred betrachtet interessiert seine Fingernägel.

„Ich? Hm, — wahrscheinlich war es ein Einbrecher,“

„Sie glauben also, dass jemand da war?“

„Gewiss.“

„— — dass es keine Halluzination Ihres Vaters war?“

„Aber ich bitte — — Herr Doktor Thoma hat ja auch Spuren gefunden.“

„— — die ich aufnehmen werde. Es steht also fest: ein Schatten ist dagewesen. — Wie alt ist Ihr Vater?“

„Zwei- oder dreiundsechzig.“

„Er ist sehr vermögend?“

„Ja — allerdings.“

„Lebt nicht mehr mit Ihrer Frau Mutter zusammen?!“

„Woher wissen Sie das?“

„Genug, dass ich das weiss. Ihre Frau Mutter bewohnt eine Villa in Innsbruck. Sie befinden sich zeitweise dort, zeitweise hier bei dem Vater.“

„Ich staune — Herr Sogalla — —!“

„Eine Schwester von Ihnen befindet sich in einem Pensionat in Lausanne.“

„Richtig!“

„Ihr Vater ist ein etwas eigenartiger Forscher, der sich mit den Problemen der Raumschiffahrt schon seit Jahrzehnten beschäftigt. Sie lächeln bisweilen über seine Phantastereien — bewundern aber im Grunde doch seine optimistische Energie, die er sich bis ins hohe Alter bewahrt hat.“

„Ganz recht — ganz recht — aber — woher wissen Sie denn das alles — —?“

„Als Detektiv muss ich vieles wissen. Eine internationale Verbrecherbande, die im Auftrage eines anderen Forschers handelt, wird sich bemühen, die wichtigsten Papiere Ihres Vaters in die Hand zu bekommen.“

„Was? — Wieso? — — — Ich verstehe nicht —!“

Sogalla lächelt, ein wenig zynisch. „Sie verstehen mich nicht. Richtig — kann ich auch nicht verlangen. Es handelt sich lediglich um Hypothesen, — — aber es wäre doch eine Möglichkeit.“

„O ja — sehr romantisch — — romanhaft — — — Sie müssen doch aber Gründe haben — — — —“

„Lassen wir diese Dinge jetzt, Herr Köster. Ich will an die Arbeit gehen. Zunächst muss ich einmal mit Doktor Thoma zusammen kommen. Dann knüpfe ich meine Fäden.“

„Hören Sie, Herr Sogalla — — ich möchte mich an den Forschungen gerne beteiligen.“

„Hm — ob Sie nicht mehr verschlimmern als gutmachen werden?“

„Ich bitte Sie, Herr Sogalla!“ Alfred quält sich ein höfliches Lächeln ab.

„Lassen wir das bis später, Herr Köster!“ eifert der Detektiv und streicht sich über die Glatze, „zunächst mache ich alleine die Vorarbeiten. Mir ist schon manche Klärung gelungen. Durch mein eigenartiges Präventivsystem — —“

„Was ist denn das für ein sonderbares System?“

„Gehört jetzt durchaus nicht hierher, Herr Köster. Aber sehen Sie, wie ich schiele? Schon deshalb bin ich geeignet, — ich kann nach zwei verschiedenen Richtungen gleichzeitig schauen. Ich schiele nicht etwa nur, ich sehe mit beiden schielenden Augen in zwei verschiedenen Richtungen. Das zu können, hat mich jahrelange Übung gekostet. — Sie wollen vielleicht nun behaupten, dadurch sei ich auch leicht zu erkennen, aber — — sehen Sie, da hilft mir die Brille wieder. Die korrigiert das ganz, wenn es darauf ankommt.“

Er setzt eine grosse, kreisrunde Brille auf. Gleich sieht er völlig verändert aus, zumal er es in der Gewalt hat, seine Gesichtsmuskeln so zu verziehen, dass er kaum zu erkennen ist.

„Ja — Mimik, verehrter Herr Köster — das ist es! Ich will mich verpflichten, morgen mit Ihnen zusammenzutreffen, ohne dass Sie mich wiedererkennen. Wenn ich gar noch mit Bart und Perücke komme — und dann meine Brille —! Sehen Sie daran etwas Besonderes?“

„Nein.“

„Und doch, — hier, wo der Bügel ansetzt — — dieses winzige Spiegelchen — — es ermöglicht mir, unauffällig auch alle Dinge, die hinter mir vorgehen, genau zu beobachten.“

„Fabelhaft!“

„Nicht? — Doch nun habe ich genug aus der Schule geplaudert. Geschah auch nur, damit Sie zu mir Vertrauen fassen. Ich möchte besonders Ihr Vertrauen besitzen.“

„Haben Sie, Herr Sogalla — — hier meine Hand darauf!“

Der Schuss aus dem Schatten

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