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2.6 Neuordnung der Himmelsrichtungen
ОглавлениеDurch eine Polwende wird die Erde sozusagen auf den Kopf gestellt. Die Bewohner der vormaligen Nordhalbkugel sehen dann den südlichen Sternenhimmel über sich mit dem Kreuz des Südens, und die Bewohner der ehemaligen Südhalbkugel den nördlichen Sternenhimmel mit dem großen Bären und dem Polarstern.
Wie nehmen die Menschen diese Neuigkeit auf? Verschieden - je nachdem, ob sie den Sternenhimmel gerne betrachten oder ob er ihnen gleichgültig ist.
Für den astronomisch nicht Gebildeten, der von einem südlichen Sternenhimmel gar nichts weiß, erscheint am Himmel alles neu. Er erblickt nun Sternbilder, die er vorher nie gesehen und nie gekannt hat. Deshalb wird er glauben: Gott hat einen neuen Himmel erschaffen! So wird es sich auch der Visionär der Johannes-Offenbarung nach der Polwende erklärt haben.
Der astronomisch Ungebildete wird auch an den bisherigen Himmelsrichtungen festhalten. Norden bleibt für ihn Norden, obgleich sich dort der südliche Sternenhimmel wölbt. So muss es auch ein Sonnenwunder für ihn sein, die Sonne nun im Westen anstatt im Osten aufgehen zu sehen.
Anders der astronomisch Gebildete. Wenn er das Kreuz des Südens erblickt, weiß er, dass das nun der südliche Sternenhimmel ist, und deshalb sieht er sich genötigt, die Nordrichtung in Süden umzubenennen. Zugleich wird er auch Osten in Westen umbenennen, und die Sonne geht für ihn im neuen Osten auf. Dann ist für ihn die Himmelswelt wieder in Ordnung.
Um ein Chaos von Himmelsrichtungen in den Köpfen der Menschen zu vermeiden, ließ nach der letzten Polwende z. B. der Kaiser von China die Himmelsrichtungen für sein Reich neu festlegen. So ähnlich wird man sich nach einer künftigen Polwende auf einer internationalen Konferenz einigen müssen, wie die Himmelsrichtungen dann benannt werden sollen.
Wenn Sie dies gelesen haben, wird Ihnen der Schädel brummen vor lauter Himmelsrichtungen. Darum nehmen Sie am besten Anschauungsunterricht an Ihrem Globus. Stellen Sie rechts vom Globus eine Lampe auf, die die Sonne sein soll. Dann drehen sie die Erdkugel so, dass der Lampenschein als Sonne im Osten aufgeht, also über Asien hinweg nach Europa scheint.
Diese Drehrichtung - von links nach rechts - muss wieder dieselbe sein, nachdem Sie den Globus auf den Kopf gestellt haben, um die Polwende zu imitieren. Europa ist nun nicht mehr oben am Globus, sondern unten. Das Lampenlicht scheint, wenn die Sonne aufgeht, jetzt vom Atlantik her auf Europa. Sie sehen, die Sonne geht tatsächlich im Westen auf!
Wollen Sie es dabei belassen, oder sollen die Himmelsrichtungen umbenannt werden?