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3.4 Platos Lehre im Vergleich mit nachatlantischer Kulturentwicklung
ОглавлениеMit dem 6. Jahrtausend trat eine Erwärmung ein (Atlanticum), die neue Räume für die Besiedlung freigab. Wie die Archäologie ergraben hat, vollzog sich nach und nach der überging zum Ackerbau, zuerst im Nahen Osten - die „neolithische Revolution“. Das deckt sich mit der ersten Periode der Austrocknung in der Sahara. Diese nacheiszeitliche Wärmeperiode hat sich in der Überlieferung als eine sorgenfreie, glückliche Zeit erhalten, als ein goldenes Zeitalter oder als Paradies der Urväter der heutigen Menschheit. Es dürfte die erste Zeit gewesen sein, wo - nach Plato - die Sonne im Westen aufging; eine Zeit ohne Arbeit und Mühe, weil alles in Fülle gedieh. Dem Menschen waren alle Sorgen durch göttliche Fürsorge abgenommen, wenn wir Plato folgen wollen. Die Menschheit befand sich sozusagen in einem Kindheitsstadium ohne eigene Verantwortung.
Wie im Kapitel 1.5 beschrieben, kam es zu Beginn der Paradieszeit, im 6. Jahrtausend, zur ersten Polwende. Eine ältere große Kultur war in einer Katastrophe untergegangen: Atlantis-Poseidonis! Plato ist im „Staatsmann“ auf das frühere Atlantis überhaupt nicht mehr eingegangen, sondern hat eine andere Kulturgeschichte entworfen, wie die Menschheit sich wie ein junger Mensch unter göttlicher Anleitung entwickelt. In solcher Konzeption steckt tiefe Erkenntnis. Ich habe in meiner Schrift über Präzession und Weltzeitalter diesen Gedanken wieder aufgenommen und bis in die Zukunft, bis in das hohe Alter dieser Menschheit weitergeführt.10
Nach meiner chronologischen Rekonstruktion dauerte das Klimaoptimum nur gut ein Jahrtausend, bis die Menschheit dann einen wesentlichen Fortschritt in ihrer Entwicklung erreichte. Das belegt der überging zur Bronzezeit, die in Vorderasien schon gegen Ende des 5. Jahrtausends v. Chr. einsetzte. Die Bronze bezeugt Metallbearbeitung und damit den Beginn einer höheren Technik. Das dokumentiert eine höhere Eigenständigkeit. Die Menschheit war nun über die frühe Kindheit hinaus, war nicht mehr ein göttlicher Fürsorgefall, begann alsbald auch Keilschrift zu lernen, kam im 4. Jahrtausend sozusagen ins Schulalter.
Zu Beginn der „Schulzeit“ - wenn wir es so nennen wollen - hat sich die zweite Polwende ereignet. Nach Plato zog sich die Gottheit von der kompletten Fürsorge zurück und entließ die Menschheit in die Freiheit, nach eigenem Willen zu lernen. Das geschah etwas vorschnell, könnte man rückblickend feststellen, denn der Versuch sollte ja in einem Niedergang und schließlich in einer Katastrophe enden - der Sintflut! Man könnte das mit einer Pubertätskrise der Menschheit vergleichen. Die Gottheit war genötigt, das Steuer vorübergehend wieder selber in die Hand zu nehmen - 3. Polwende. Nach Begründung neuer Hochkultur, die in der Pyramidenzeit gipfelte, erhielt die Menschheit endgültig die Selbstbestimmung ihres Erwachsenseins
(4. Polwende). Das hat nun fast fünf Jahrtausende vorgehalten. Allerdings wurde nur durch das Leben und Sterben Jesu Christi ein erneuter Niedergang aufgehalten, der jetzt aber nach fast 2.000 Jahren eine fünfte Polwende, d. h. ein abermaliges Eingreifen der Gottheit dringend erforderlich macht.
So möchte ich den Gedanken Platos fortführen, um den Sinn der bevorstehenden Wende als Alterskrise aufzudecken.