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§ 1 Streitkultur:
Theologie zwischen Angriff und Verteidigung

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Mit dem Widerstreit der Positionen und Perspektiven in Sachen Religion ist von allen theologischen Disziplinen am stärksten die Fundamentaltheologie konfrontiert. Das Streitmotiv und das Schema „Angriff und Verteidigung“ sind ihr vertraut, seitdem sie – anfangs noch unter dem Stichwort „Apologetik“ – in der Neuzeit die Aufgabe unternommen hat, die Vertretbarkeit des christlichen Glaubens vor der skeptischen Öffentlichkeit und die Rechtfertigungsfähigkeit seines Geltungsanspruchs vor der Instanz der kritischen Vernunft zu demonstrieren. Dem ging ein Vorspiel im 2./3. Jahrhundert voraus, als sich christliche Theologen mit dem Bekenntnis zu Jesus Christus als „Sohn Gottes“ mit dem Vorwurf des Verstoßes gegen das erste Gebot des Dekaloges aus dem Bereich des Judentums auseinandersetzen mussten. Gleichzeitig hatten die Christen, welche die Teilnahme am römischen Staatskult verweigerten, sich des Verdachtes der Illoyalität und politischen Unzuverlässigkeit zu erwehren. Ihre Distanz zum Kaiserkult ließ sie obendrein als Kultur- und Menschenverächter, Toren und Barbaren erscheinen. Es brauchte erhebliche Zeit, bis das Christentum selbst für sich in Anspruch nehmen konnte, ein Hort der Kultur und Gelehrsamkeit zu sein. Zeit brauchte es auch, bis die Theologie eine elaborierte akademische Streitkunst hervorbrachte. Das vielfach und zu Unrecht für dunkel oder unaufgeklärt gehaltene Mittelalter bildet hier einen ersten Höhepunkt. Im Modell der scholastischen „Quaestiones“ (im Stil von Argumenten pro und contra) führt es zum systematischen Ausbau des theologischen Diskurses unter der Leitperspektive „fides quaerens intellectum“.2 Aber erst in der Zeit der konfessionellen Spaltungen sowie nach der Aufklärung ist es zur Etablierung der Fundamentaltheologie im Kanon der theologischen Fächer gekommen.3 Prägend war dabei eine Konstellation, welche die (katholische) Theologie nötigte, aus einer Defensivposition für den Geltungsanspruch von Glaube und Kirche einzutreten. In die Defensive war sie geraten durch konkurrierende Bestimmungen des Christlichen in der Reformation (und den aus ihr hervorgehenden Konfessionen), durch philosophische Reduktionen des der Vernunft noch zumutbaren Gehaltes von Glaubensaussagen und durch ideologie- bzw. kultur- und sozialkritische Delegitimierungen des Religiösen überhaupt.

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