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25. Vitznau (Schweiz), August 2011

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Die beiden Männer wirkten angespannt. Paul Terzinger, der den Renault Megane steuerte, blickte konzentriert, mit erhobenem Kinn und zusammengekniffenen Augen nach draußen. Der heftige Regen steigerte sich zu einer Sintflut, die dem Fahrer trotz der hektisch hin und her rasenden Scheibenwischer die Sicht fast unmöglich machte.

„Paul, wenn Du willst, fahre ruhig langsamer. Oder warte am Straßenrand, bis das Gewitter vorbeigezogen ist“, sagte der Beifahrer beruhigend. Er schaute ebenso angestrengt durch die Wasserwand, erahnte die Kontur der Straße und erkannte ab und zu einen Markierungsstein oder die Leitplanken. Auf der linken Straßenseite verlief die steil ansteigende Felswand. Ein gleißendes Licht schoss plötzlich durch die Wasserschleier auf sie zu.

„Pass auf, Paul!“ rief der Beifahrer entsetzt aus.

„Tu ich doch!“ raunzte der Fahrer zurück, wich dem entgegenkommenden Fahrzeug aus und riss dabei das Steuer heftig auf die rechte Seite. Der Wagen reagierte schlingernd.

„Dieses verflixte Wetter kann uns nicht aufhalten, Mario!“, bestärkte der Fahrer seinen Durchhaltewillen.

„Dann fahr aber vorsichtig! Du weißt, dass wir eine heikle Mission erfüllen.“

„Keine Sorge“, beruhigte der Fahrer die Nerven seines Kollegen.

Ein Blitz schlug in unmittelbarer Nähe auf der Seeseite ein und das augenblicklich folgende donnernde Krachen ließ das Fahrzeug erzittern.

„Wenigstens sind wir hier drin sicher wie in Abrahams Schoß“, murmelte der Beifahrer.

Die Sintflut ging in einen heftigen Schauer über. Dicke, taubeneigroße Wassertropfen prasselten jetzt auf die Karosserie. Es dröhnte, als ob tausend Füße gleichzeitig über das Auto liefen. Dann krachten erste Hagelkörner auf das Dach. Der Fahrer beschleunigte, obwohl er die Straße nur ahnte.

„Warum wirst Du schneller? Mach doch langsam!“, rief der Beifahrer energisch aus und drehte sich verärgert zum Fahrer.

„Gleich da vorne könne wir uns unterstellen. Ich beeile mich, damit wir es noch schaffen, bevor der Hagel richtig beginnt.“

Das Trommeln auf dem Blech steigerte sich zu einem unerträglichen Dröhnen, die Lautstärke erreichte den Pegel eines startenden Jets. Eiskörner bedeckten die Straße. Der Renault schoss in die letzte enge Kurve vor einer langen Geraden. Paul Terzinger sah die rotierenden orangefarbigen Warnleuchten des voll beladenen Strohtransporters erst im letzten Augenblick. Viel zu hastig versuchte er, auszuweichen. Der Renault reagierte auf dem Eisteppich viel zu träge und schob lediglich das Heck ein wenig herum. Beide Männer rissen ihren Mund auf und wollten ihr Entsetzen hinausschreien. Nie verließ ein Laut ihre Kehlen. Der Wagen prallte ungebremst und frontal auf den Sattelschlepper. Die Wucht stieß den Renault zurück. Der Sattelschlepper traf ihn erneut auf der Seite und warf ihn wie einen Pingpongball gegen die Felswand. Der Renault kam auf dem Dach wieder herunter. Der Sattelschlepper rutschte auf den Hagelkörnern ungebremst weiter und quetschte den Renault schließlich frontal gegen den Felsen. Die Karosserie wurde wie eine billige Kartonschachtel zusammengefaltet. Das rhythmische Blinken der orangefarbigen Warnleuchten wurde von der Eisschicht auf der Straße gespenstisch verstärkt.

Der Immanuel-Plan

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