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30. Bern (Schweiz), August 2011

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Nach dem Anruf schrillten bei ihm sämtliche Alarmglocken. Die Boten waren verunglückt und ein Oberdussel von Polizist hatte versucht, den Koffer zu öffnen. Dass das passierte, wollte er nicht. Aber die Selbstvernichtungsvorrichtung war der letzte Ausweg, um sie und die Boten vor jeder Entdeckung zu schützen. Ihre geheimsten Anweisungen und Unterlagen wurden im engsten Kreis immer nur von Boten persönlich überbracht. Das Telefon war absolut tabu, um ihre Pläne und Ideen zu besprechen. Die Geschäftsstelle war deshalb perfekt ausgerüstet. Bei einem Umbau vor vier Jahren hatten sie im Untergeschoss einen großen geheimen Trakt anlegen lassen, der auf den offiziellen Bauplänen nicht existierte. Bei der Baufirma aus Italien wurde genau darauf geachtet, dass sie keine Arbeiter lieferte, die deutsch sprachen: Die Baupläne für den Geheimtrakt stammten von ihm. Offiziell wurde lediglich ein zweigeschossiger Anbau erstellt. Seine Zwillingsschwester, die perfekt italienisch gelernt hatte, hatte die Steuerung der Bauarbeiter übernommen und sorgte dafür, dass die geheimen Baumaßnahmen nie an die Öffentlichkeit drangen. Letzte Hand, um den Zugang in den Geheimtrakt zu verstecken, legten sie selbst an. Die neuen Räume waren auch dringend nötig geworden. Unregelmäßig tagte das kleine, geheime Gremium. Deshalb enthielt der Geheimtrakt einen eigenen Sitzungsraum für zwölf Personen. Daneben gab es einen Schlafraum, Bad, Toilette, eine kleine Küche, ein Büro mit allen notwendigen Geräten und Einrichtungen und einen Vorratsraum. Der Computerraum war verhältnismäßig klein und entsprechend vollgestopft. Er hatte sich schon längst in die hochsicheren Datennetzwerke der Kantonspolizei eingehackt. Deshalb verfolgte er ständig alle aktuellen Meldungen im Polizeinetz, auch die Eilmeldung heute Vormittag zu dem Unfall in Vitznau. Die Autonummer des Unfallfahrzeugs im Polizeiprotokoll elektrisierte ihn. Es war der Wagen der beiden Boten. Über seine gefälschte Internetadresse telefonierte er mit Pedro, dem Ersatzboten in Luzern und schickte ihn als Polizisten getarnt zur Unfallstelle. Auf keinen Fall durfte der Aktenkoffer in falsche Hände geraten. Und ausgerechnet jetzt passierte dieses Malheur. Der Tod eines Polizisten würde viel Aufmerksamkeit erregen, vor allem in der Öffentlichkeit. Die Polizei würde von sich aus einen großen Aufklärungsdruck erzeugen, weil ein Mann aus den eigenen Reihen gestorben war. Er sah aber keinen Anlass zur Sorge. Niemand war in der Lage, eine Spur zur Organisation zu verfolgen, dazu hatte er zusammen mit seiner Schwester zu viele Sicherheitsbarrieren eingebaut. Die Rückmeldung von Pedro, dass der Inhalt des Aktenkoffers komplett vernichtet worden sei, beruhigte ihn und bestätigte die Richtigkeit seiner Vorsichtsmaßnahmen. Aus der Identifizierung der Toten und eventuellen Ermittlungen zu ihrem Lebenshintergrund würden keine Spuren zu der Organisation führen. Die beiden Boten führten ein völlig normales Leben, es war daran nichts Außergewöhnliches. Sie teilten beide ihre Leidenschaft für das Angeln und waren offiziell auf dem Weg zu einer Baustelle. Niemand, auch nicht ihre Frauen und nächsten Familienangehörigen, wusste von dem Botenauftrag, den die beiden für die Organisation durchführten.

Der Immanuel-Plan

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