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1. DER STOLZ VON TRAVERSAN

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Vergangenheit 5772 v. Chr. / 12.402 da Ark

Nert Kuriol da Traversan machte sich klar, dass in dieser Stunde das Schicksal seines Volkes entschieden wurde. Er war 89 Arkonjahre alt und damit kein junger Mann mehr. Aber er war jung genug, um Angst vor dem Tod zu empfinden.

Mit Sorgfalt legte er seine Raumrüstung an. Wenn er seinem Feind gegenübertrat, dann wollte er angemessen gekleidet sein, seinem Stand entsprechend. Er war der Baron von Traversan, ein Nert, und er wollte seinem Besucher zeigen, dass er Stolz besaß.

»Einen Spiegel!«, kommandierte er barsch.

Zwei Bedienstete hielten ihm ein Kristallglas vor, das einen hochgewachsenen Mann in blauschwarzem Panzer zeigte, mit weißblondem wallendem Haar und einem kurzgestutzten, silbrigen Vollbart. Der polierte Harnisch zeigte eingeätzte Szenen aus der Mythologie der She‘Huhan-Sternengötter. Ein knielanger Cape-Umhang ergänzte das Bild, hellblau mit da-Traversan-Wappen in Gold und Silber.

»In Ordnung«, entschied er, eine Spur milder gestimmt als noch Sekunden zuvor. »Also! Wo ist Pyrius Bit?«

»Der Sonnenkur wartet nebenan auf der Schattenterrasse, Erhabener.«

»Wie lange schon?«

»Eine halbe Stunde. Er wirkt bereits sehr ungeduldig.«

Ein feines Lächeln stahl sich in Kuriols Gesicht.

»Das scheint mir zwar keineswegs lange genug – aber nun denn.«

Nert Kuriol da Traversan durchschritt die Wandelhalle, die zur sonnenabgewandten Seite des Palastes führte. Er hätte gern seine Tochter dabeigehabt, Prinzessin Tamarena, die jeden Gedanken erahnen konnte, oder Irakhem, den höchsten Kommando-Offizier des Systems. Er wollte jedoch nicht, dass Pyrius Bit ihn für schwach hielt. Alles hing davon ab, ob er eine Stärke vortäuschen konnte, die Traversan in Wahrheit nicht besaß.

Psychologie … eine letzte, kaum reale Möglichkeit.

Kuriol öffnete die Tür. In seinem Blick stand eine kaum verhohlene Verachtung; exakt jenes Maß, von dem er sich einen Vorteil erhoffte.

»Pyrius Bit. Wie schön, Euch zu sehen.«

Seine Stimme troff vor Sarkasmus.

»Ich grüße Euch ebenfalls, Kuriol. Und ich hoffe, Ihr habt die richtige Entscheidung getroffen. Nicht diesen …«, Bit schien nach Worten zu suchen, »… diesen Unsinn, den man mir übermittelt hat.«

Nert Kuriol da Traversan registrierte, dass Pyrius Bit die ihm zustehende Anredeform Erhabener verweigerte. Über Höflichkeit ließ sich streiten; Kuriol entstammte immerhin einem alten Adelsgeschlecht. Dafür war Bit von Imperator Reomir IX. zum Kur, zum Verwalter, des Brysch-Sektors erhoben worden. Und dazu gehörte auch der Planet Traversan. Da er außerdem ein Sonnenträger war, was einem hohen militärischen Rang entsprach, nannte er selbst sich Sonnenkur Pyrius Bit.

Kuriol musterte den fetten, kleinen Mann voller Abscheu. Er war ein degenerierter Adliger der übelsten Sorte, vollgestopft mit Drogen und ungesunder Nahrung, genusssüchtig und ohne Rückgrat. Vor dem Gesetz des Imperators besaß Pyrius Bit jedoch die Befehlsgewalt. Wenn es sein Wille war, Traversan zu ruinieren, dann stand das Recht auf seiner Seite.

Kuriol hätte die Richter des Imperiums anrufen können. Bevor aber auf dem fernen Gerichtsplaneten Celkar ein Urteil gefallen war, würde sein Volk in Hunger leben. Der alte Nert von Traversan hatte viel gesehen; doch er war fest entschlossen, eine solche Katastrophe niemals zuzulassen. Arkonidische Kugelraumer hatten die halbe Milchstraße unterworfen. Es war nicht recht, wenn im Schatten der stählernen Riesen Elend regierte.

»Eure Entscheidung, Kuriol!«, drängte Pyrius Bit. »Ich muss es wissen!«

»Meine Entscheidung steht fest. Ich sehe keinen Grund, meine Aussagen zu korrigieren.«

»Der Imperator fordert zusätzliche dreißig Prozent Steuern. Traversan muss bezahlen. Daran kann niemand etwas ändern.«

»Wir bezahlen dieses Geld nicht. Traversan ist nicht arm. Aber dann werden wir es sein.«

»Nert Kuriol … Ihr wollt Euer Volk doch nicht mit dieser entsetzlichen Naivität in den Tod treiben?«

Traversan verfügte über neunzig militärisch gerüstete Raumschiffe. Pyrius Bit konnte dagegen jederzeit das Doppelte mobilisieren; außerdem brauchte er nur den Imperator um Hilfe zu rufen. Das ferne Arkon pflegte einen rüden Umgang mit seinen Kolonien. Kuriol hatte Widerstand schon oft im Feuer der Impulskanonen ersterben sehen.

Der alte Nert gab sich einen Ruck, dann erklärte er: »Es bleibt dabei. Wir werden unsere Abgaben nicht um diesen Satz erhöhen.«

»Euch sind doch die Konsequenzen klar?«

Pyrius Bit drehte sich wie zufällig um und blickte auf die Trichtertürme und Parklandschaften der Hauptstadt Erican hinaus. Hinter den modern anmutenden Zentrumsvierteln ragten drei Kugelgebirge auf: die 500-Meter-Schlachtkreuzer der Fusufklasse, mit denen Bit gekommen war. Als Demonstration der Macht benutzten sie nicht den siebzig Kilometer entfernten Raumhafen, sondern standen direkt am Stadtrand.

»Natürlich kenne ich die Konsequenzen. Ihr dürft Euch dessen gewiss sein. Und nun geht. Ich werde Euch nicht aufhalten.«

Nert Kuriol hatte einen Moment lang daran gedacht, den Sonnenkur festzusetzen. Mit ihm als Geisel hätte er vielleicht noch einmal verhandeln können.

Doch er war ein Mann von Ehre, ein Traversaner, und er wusste, dass er im Namen seines Volkes handelte.

Pyrius Bit wurde plötzlich wütend.

»Kuriol! Ich befehle Euch …«

Der alte Nert holte aus. Er versetzte dem fetten, unfähigen Kerl, der vor ihm stand, eine schallende Ohrfeige.

Bit verstummte. Sein Gesicht wurde so weiß wie sein Haar. Seine Augen fingen vor Erregung an zu tränen.

»Nert Kuriol«, stammelte er fassungslos. »Das hat Folgen.«

Rebellen gegen Arkon

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