Читать книгу Die Lady und der Admiral - Hans Leip - Страница 11
Russische Schiffe; ein Revolutionär an Bord.
ОглавлениеEs lag auch ein russisches Geschwader im Hafen. Vier Fregatten, davon drei zu 50 Kanonen, eine zu 40 und eine Brigantine zu 10. Insgesamt etwa 2000 Mann Besatzung. Das deuchte dem Helden sicherer. Er war Privatmann und hatte das Recht, vorsichtig zu sein. Das Heldentum der Privatmänner heisst Vorsicht.
Freilich sahen die Kästen finster aus und waren es auch. Und die Königin stellte Nelson zur Rede, warum der Foudroyant nicht nach Ancona gekommen (als ob er ein Luftballon sei), und sie war ungnädig über die Engländer, verliess jedoch angstvoll die heiteren Kabinen des österreichischen Lustkreuzers und verkroch sich mit ihrem engeren Hofstaat unter die schmutzigen Decks des Flaggschiffs Nawarschia, wo denn auch Nelson und die Hamiltons abblieben. Mindere Charaktere, wie beispielsweise Mutter Cadogan und Fräulein Knight, wurden auf die übrigen Schiffe verteilt und hatten es besser.
Auf dem Flaggschiff Nawarschia war ein Offizier, der das Kommando führte, weil Graf Voinowitsch, der Geschwaderchef, teils betrunken, teils seekrank zu sein pflegte. Er hiess Capaci und war aus Neapel, wo er unter Caracciolo am Umsturz teilgenommen hatte, aber entkommen und in die russische Marine eingetreten war.
Und er freute sich, dass ein Wind aufkam, der geeignet war, die Gedärme zu beunruhigen. Und als alles drüber und drunter lag zwischen den düsteren, fauligen, mit zerrissenen Segelbahnen notdürftig abgeteilten, von Ratten und Kakerlaken reichlich bevölkerten Schiffsräumen, da sagte er offen und laut, dass dies alles ein Paradies sei gegen die Kerker zu Neapel oder Messina. Und dass es einen gerechten Ausgleich gebe.
Der sterbenskranken Königin in der elenden Kajüte des Kommandanten Voinowitsch blieben diese Reden nicht verborgen, aber hier war ihre Macht zu Ende, und Lord Nelson war zu erfahren in den internationalen Möglichkeiten auf See, als dass er unnötige Worte verschwendete. Es hiess ausharren. Und der Wind blies aus allen Trompeten. Die Adria schäumte wie ein tollgewordener Waschbottich. Als sollte die ganze schmutzige Wäsche der Jahrhundertwende in eins gewaschen werden.
Die Hamilton wimmerte, Capaci würde das Schiff absacken lassen. Der kleine Lord, noch munter, sah sich daraufhin an Deck die Boote an. Sie waren allesamt wie Teesiebe. Capaci dennoch sah nicht aus, als würde er mit ihnen als Opfer seiner Überzeugung und seiner Rache sterben. Und der Privatmann Nelson prüfte strengen Auges die Segelstellung und hätte gern das Kommando übernommen.
Aber der Hund von Capaci verfolgte den mastaufgewandten Blick des kleinen Admirals, kam freundlich die Schanze entlang und sagte höflich: „Hier gibt’s nicht zu henken, Herr Engländer!“