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Gelebtes Beten

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Der Evangelist Lukas formuliert im Zusammenhang mit der Taufe Jesu am Jordan: „Und während er betete, öffnete sich der Himmel“ (Lk 3,21). Beim Beten erfährt sich Jesus mit dem Himmel, das heißt mit seinem Vater verbunden. Im Gebet ist sich Jesus seiner selbst bewusst bzw. wird er sich seiner tiefer bewusst. „Er betete in der Einsamkeit“ (Lk 9,18), bevor er die Jünger fragt, für wen sie ihn halten, und ihm Petrus antwortet „für den Messias Gottes“. Die Verklärungserfahrung deutet der Evangelist Lukas als Gebetserfahrung: Jesus stieg mit Petrus, Johannes und Jakobus „auf einen Berg, um zu beten. Und während er betete, veränderte sich das Aussehen seines Gesichtes“ (Lk 9,28f). Im Gebet leuchtet auf, wer er ist. Jesus hört vom Erfolg der 72 Jünger. Und was tut er? „In dieser Stunde rief Jesus, vom Heiligen Geist erfüllt, voll Freude aus: Ich preise dich, Vater, Herr des Himmels und der Erde …“ (Lk 10,21). Er betet. Im Gebet drückt er seine Freude aus. In der Stunde, da er den Seinen sein Vermächtnis hinterließ, nahm er das Brot und „sprach das Dankgebet“ (Lk 22,19). Das tiefste Geschehen kommt aus dem Beten. Man kann sagen: Jesu ganzes Tun und Sprechen kommt aus der Haltung des Gebets, aus seiner Beziehung zum Vater. Im Johannesevangelium ist es ausdrücklich gesagt: Jesus verkündet, was er „von Gott gehört“ (Joh 8,40) hat. Jesus ist im Vater und der Vater ist in ihm (vgl. Joh 10,38). Zu Philippus sagt Jesus: „Wer mich gesehen hat, hat den Vater gesehen“ (Joh 14,9). Im Hochgebet seines Lebens (Joh 17) ist der Atem der Seele Jesu zu spüren. Im Beten ist Jesus beim Vater zu Hause. In der größten Not seines Lebens wendet sich Jesus an den Vater: „Mein Gott, mein Gott, warum hast du mich verlassen?“ (Mk 15,34) und übergibt ihm sein Leben (vgl. Lk 23,46).

Jesus vollzieht sein Leben betend. Die jüdischen Gebetstexte, vor allem die Psalmen, waren auch seine Gebetstexte. Durch sein Leben, in seinem Sterben, hat er diese Gebete nicht nur ausgesprochen, sondern durchlebt. Jesus war in seinem „Pascha“ gelebtes Beten. Er betete nicht nur „In deine Hände befehle ich meinen Geist“, er hat dieses „Sich-Empfehlen“, diese Hingabe vollzogen, mit Geist, Seele und Leib. Er hat vollzogen, was er gesagt hat. Die Worte sind hörbar und als Psalmworte identifizierbar, aber sie sind Ausdruck des geistigen, seelischen und körperlichen Zustandes, in dem er sich gerade befindet.

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