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Das spirituelle Panorama
ОглавлениеBeten kann durch Gefühle begleitet werden, ist aber nicht Gefühl. Beten ist Begegnung. In der Begegnung rede ich nicht über Gott, vielmehr öffne ich mich ihm als Du. „Ich werdend spreche ich Du“ (Martin Buber). Und Er lässt mich Ich werden – heilend, erlösend!
Der Sozialpsychologe Lucas A. C. Derks spricht vom „sozialen Panorama“. Er ging der Frage nach, wie Menschen über Menschen denken, wie Menschen mental ihre sozialen Beziehungen repräsentieren, und kommt zum Ergebnis: in „Personifikationen“. Im Beitrag „Familiensysteme im sozialen Panorama“ (vgl. Derks L., Was ist das soziale Panorama?) gibt er die Anleitung, die Augen zu schließen und alle Menschen in der Welt um sich herum zu denken, dann sich auf einen bestimmten sozialen Kontext zu konzentrieren, z. B. die Familie, die Arbeit, um dann zu fragen: Wo? – links, rechts, oben, unten … In der Vorstellung „sieht“ man ein Beziehungspanorama, ein „soziales Panorama“.
Die Rede vom sozialen Panorama regte mich an, nicht nur nach meinem „sozialen“ Panorama, sondern auch nach meinem „spirituellen“ Panorama zu fragen. Meinen spirituellen Erfahrungsraum nehme ich täglich in der Meditation wahr: Ich sitze, bin ganz da in meinem Körper, der Atem fließt, der Bauch-Becken-Raum weitet sich mental bis ins Unendliche. In diesem „Großraum“ spüre ich eine Anwesenheit, eine Nähe, der ich vertraut bin und die ich mit „Jesus“ anspreche – eine „Personifikation“. „Jesus“ ist der, der bei mir ist und zugleich bei allen Menschen, die im Augenblick physisch zwar nicht zu sehen, dem Wissen nach aber gegenwärtig sind. In Jesus schließt sich der ganze Himmel auf und schließt sich die Erde auf mit allen Menschen. Der Himmel: Mit Jesus bin ich beim Vater, „im“ Vater, in seinem „Herzen“, beim „Abba“, dem Quell allen Sinns, aller Liebe und umfassenden Ordnung. Ich bin ganz zu Hause. Der Geist erfüllt den „Raum“. Der Geist ist wie die Luft, die Atmosphäre, der Hauch, der Sturm, der Wind, die Braut, zugleich wie der, der die Hochzeit organisiert, aber auch wie eine kraftvolle Frau und ein feinfühliger Mann. Und Maria ist wie der geisterfüllte „Raum“, in dem wir beim Vater und bei Jesus zu Hause sind. Das ist mein spiritueller Raum, mein Gebetsraum.
Dieser Gebetsraum durchdringt den konkreten sozialen Beziehungsraum, in dem ich Tag für Tag und Augenblick für Augenblick lebe. Der jeweilige „Nächste“ gerät in das Scheinwerferlicht meiner Aufmerksamkeit: wie wenn der Geist mich auf den „Nächsten“ aufmerksam machen würde. Spirituelles Panorama: Ich bin konkret hier und bleibe zugleich in meinem Gebetsraum. Ich bin auf Erden und zugleich im „Himmel“.