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Lärmtrauma
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Ein Lärmtrauma – Synonym: schalltraumatischer Lärmschaden – entsteht durch die Einwirkung von hoher Schall-Energie auf das un geschützte Innenohr.
Intensität und Dauer der Lärm-Schalleinwirkung bestimmern dabei den Schädigungsumfang.
Einteilung
Die Einteilung – Differenzierung – eines Lärmtraumas erfolgt in Abhängigkeit von Intensität und Dauer der einwirkenden Schallpegel nach folgender Systematik:
1. Knalltrauma (s.u.)
2. Explosionstrauma
3. Akutes Lärmtrauma
4. Chronisches Lärmtrauma
Ätiologie und Pathomechanismen
Bei einem Lärmtrauma, meist mit Tinnitus verbunden, ist das Ohr einer Lärmbelastung ausgesetzt, die ähnlich laut ist wie beim Knalltrauma (s.u.), die aber länger auf das Ohr einwirkt.
Die Lautstärke liegt in der Regel mindestens bei 100 Dezibel (dB).
Beispiele für derartige Lärmbelastungen sind Diskotheken- und Konzert-Besuche sowie lautes Kinderspielzeug, tief fliegende Flugzeuge und Feuerwerkskörper aber auch Lärm bei einigen Berufstätigkeiten.
Die „lärmgefährdesten Berufs“ sind:
Tätigkeiten im Bereich von Flugzeugabfertigung – bis 140 dB
Straßenbau-Arbeiten – ca. 120 dB
Barkeeper, Diskotheken – ca. 110 dB
Fabrikarbeiter und Mitarbeiter in landwirtschaftlichen Betrieben – ca. 105 dB
Brauerei-Mitarbeiter – ca. 100 dB
Orchestermusiker – ca. 95 dB
Zahnärzte und Zahnarzthelfer – ca. 90 dB.
Im Gegensatz zum Knalltrauma sind bei einem Lärmtrauma meist beide Ohren betroffen.
Bei einmaligem Lärmtrauma, z.B. ein einmaliger Besuch eines sehr lauten Konzertes, kommt es durch den „Schall-Stress“ zu Stoffwechselstörungen in den Sinneszellen des im Innenohr gelegenen Hörorgans („Schnecke“ – Cochlea). Dies zieht eine Funktionsstörung der Sinneszellen nach sich, die jedoch noch rückbildungsfähig ist. Erst bei sehr langer oder häufiger Lärmbelastung kommt es durch das Lärmtrauma zu Funktionsstörungen, die dauerhaft sind.
Neben den Funktionsstörungen kann es zudem zu einer direkten mechanischen Beschädigung der Sinneszellen kommen, die auf den hohen Schalldruckpegeln beruht, die im Rahmen des Lärmtraumas auf die Sinneszellen einwirken.
Als Ursachen für Hörschäden durch Lärm werden die mechanische Zerstörung von Innenohr-Haarzellen und/oder eine Störung der Feindurchblutung im Innenohr angesehen.
Eine bleibende Hörschädigung zeigt sich durch:
Probleme, leise Signale zu hören. verzerrtes Hören, besonders von lauten Signalen.
Lärmschwelle – Hörschwelle
Wie laut ist schädlich?
Dass dauerhafter Lärm krank macht, und dass hohe Lautstärken das Gehör dauerhaft schädigen ist definitiv.
Stellt sich eien weitere Frage:
Wie schnell wird Krach/Lärm zum Gesundheitsrisiko?
Nachstehend „Schallquellen“ und dabei vorliegende Dezibel:
180 db – Spielzeug-Pistole, unmittelbar am Ohr abgefeuert
170 db – Ohrfeige direkt aufs Ohr oder Böller zu z.B. Sylvester, der in Höhe des Schulter bzw. des Kopfes explodiert
160 dB – Airbag-Entfaltung in unmittelbarer Kopf-Nähe
150 dB – Hammerschlag in einer Schmiede (z.B. auch in einem sogen. ‚Hammerwerk‘) aus ca. 5 m Entfernung
130 dB – lautes Hände-Klatschen aus ca. 1 m Entfernung
120 dB – „Schmerzschwelle“: Gehörschaden schon bei kurzer Einwirkung möglich
100-110 dB – Schallpegel in Diskotheken und Bars, ‚Martinshorn‘ aus 10 m Entfernung
100 dB – Pegel bei Musikhören über Kopfhörer, Presslufthammer in 10 m Entfernung
85 dB – Hörschaden bei Einwirkungsdauer von 40 Stunden in der Woche möglich
85 | Hörschaden bei Einwirkdauer von 40 Stunden pro Woche möglich |
70 | Dauerschallpegel an Hauptverkehrsstraße tagsüber |
65 | erhöhtes Risiko für Herz-Kreislauf-Erkrankungen bei dauernder Einwirkung Dauerschallpegel an Hauptverkehrsstraße nachts |
50 | Kühlschrank aus 1m Entfernung |
40 | Lern- und Konzentrationsstörungen möglich |
35 | sehr leiser Zimmerventilator bei geringer Geschwindigkeit |
25 | Atemgeräusche in 1m Entfernung |
0 | Hörschwelle |
Auswirkungen und mögliche Folgen, Symptome
Als Folge einer akuten Lärmbelastung kommt es bei fast allen Patienten mit Lärmtrauma zu einem Tinnitus auritum (s.u.).
Zudem klagen viele Betroffene über eine Hörminderung. Diese bringt es wiederum mit sich, dass Verständnisschwierigkeiten bestehen, insbesondere in einer lauten Umgebung, z.B. mit lauter Hintergrundmusik oder mehreren Gesprächen.
Weitere mögliche Symptome des Lärmtraumas sind ein „Wattegefühl“ der Ohren sowie Ohrenschmerzen.
Lärm kann das Gehör grundsätzlich schädigen.
Folgen sind morphologische, also strukturelle und/oder funktionelle Schäden im Ohr, wobei der Grad der Schädigung abhängig von der Intensität und Dauer des Lärms sowie der individuellen Empfindlichkeit auf Lärm ist.
Prognose
Die Beschwerden, die sich aufgrund eines Lärmtraumas ergeben, bilden sich in der Regel innerhalb von 24 Stunden wieder zurück.
In der Folge sollte jedoch darauf gechtet werden, das Gehör nicht erneut solchen starken Lärmbelastungen auszusetzen – insbesondere im Berufsleben –, um weitere Funktionsstörungen der Sinneszellen zu vermeiden.
Das durch Lärm geschädigte Ohr kann bis zu einige Wochen benötigen, bis es sich wieder vollständig regeneriert hat.
Das chronische Lärmtrauma verläuft nicht fortschreitend.
Bei einem Knalltrauma bessern sich die Beschwerden innerhalb der ersten Tage. Eine Progredienz der Erkrankung tritt in der Regel nicht ein.
Diagnostik
Die Diagnose ergibt sich bereits aufgrund der (Berufs-)Anamnese.
Weitere diagnostische Maßnahmen:
1. HNO-ärztliche Untersuchung
2. Hörteste
Therapie
Absolutes „MUSS“ für den Betroffenen:
Die Lärmquellen soweit als nur möglich zu meiden!
Bei berufs-bedingter Lärmexposition sollte stets ein „Gehörschutz“ – Kapselgehörschutz bzw. Gehörschutz nach EN 352-1 – getragen werden!
Die Standard-Therapie stellt sich wie folgt dar:
1. Schulmedizinische Optionen
a. Corticoid-Infusion als „Corticoid-Puls (oder Stoß)-Therapie”
[i.d.R. über 3 Tage Prednisolon 500-250-100 mg]
Ggfls unter Zugabe von
b. Rheologika
[u.a. Naftidrofuryl oder Gingko biloba]
2. Biologisch-naturheilkundliche Optionen
a. Sauerstoff-Therapie
bes.
b. Hyperbare Sauerstoff-Therapie