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Groddek: "Die Drei"

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Ich komme wieder auf die Drei zurück. Wenn die Drei in der Mythologie so eine große Rolle gespielt hat, dann natürlich auch in der Psychologie. Georg Groddeck findet einen Zugang dazu, wie es ihm eigen ist. Er erzählt bzw. erinnert eine Begebenheit aus seiner Kindheit mit der Amme Berta. Als sie ihn verlassen muss, schenkt sie ihm zum Abschied einen kupfernen Dreier. Groddeck (1923/1979, S.25) wörtlich: "Und ich weiß genau, dass ich, statt wie sie wollte, Zuckerzeug dafür zu kaufen, mich auf die steinerne Treppe der Küche setzte und das Dreierstück auf den Stufen rieb, damit es glänzte. Seitdem hat mich die Zahl Drei verfolgt. Wörter wie Dreieinigkeit, Dreibund, Dreieck, haben etwas Anrüchiges für mich, und nicht nur die Wörter, auch die Begriffe, die damit verbunden sind, ja ganze Ideenkomplexe, die ein eigensinniges Knabenhirn darum herum gebaut hat. So ist der heilige Geist als Dritter schon in früher Kindheit von mir abgelehnt worden, die Lehre von den Dreieckskonstruktionen ist mir in der Schule eine Plage gewesen und die einst vielgepriesene Dreibundpolitik wurde von mir von vornherein getadelt. Ja, die Drei ist eine Art Schicksalszahl für mich geworden. Wenn ich mein Gefühlsleben rückschauend betrachte, so sehe ich, dass ich, so oft mein Herz sprach, als Dritter in ein bestehendes Neigungsverhältnis zweier Menschen eingedrungen bin, dass ich stets den einen, dem meine Leidenschaft galt, von dem anderen getrennt habe, und dass meine Neigung erkaltete, sobald mir das gelungen war. Ja, ich kann verfolgen, wie ich, um diese schwindende Neigung am Leben zu erhalten, von neuem einen Dritten zugezogen habe, um ihn wieder zu verdrängen. So sind in einer und gewiss keiner unwichtigen Richtung die Affekte des Doppelverhältnisses zu Mutter und Amme und der Kampf des Abschieds ohne Absicht, ja ohne Wissen von mir wiederholt worden; eine nachdenkliche Sache, die zum mindestens zeigt, dass in der Seele eines dreijährigen Kindes seltsam verworrene und doch einheitlich gerichtete Dinge vor sich gehen." Der Leser wird sich vielleicht fragen, warum ich an dieser Stelle so ausführlich Groddeck zitiere. Angesprochen hat mich wohl das "schlüpfrige". Und dazu fällt mir ein, dass zur selben Zeit als wir uns den Namen gaben in Berlin ein recht bekanntes Pornolokal den selben Namen trug. Wir hatten das bei der Namensfindung ganz vergessen, wurden aber sehr bald darauf gestoßen als des Nachts öfter Anrufe bei uns ankamen, die dachten wir wären der Puff gleichen Namens. Die Groddeck-Geschichte leitet auch das Buch "Dreiecksgeschichten" des Familientherapeuten Michael Buchholz ein.

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