Читать книгу Gedankenpiraten - Hardy Richard - Страница 11
Kapitel 9
ОглавлениеDie rote LED-Anzeige auf dem Anrufbeantworter im Flur blinkte und zeigte 3 neue Nachrichten an. Paul legte den Koffer auf den Schuhschrank neben der Garderobe und hörte sich die Ansagen an. Sein Vater hatte angerufen und wollte wissen, wie es ihm ginge. Und er sollte ihn endlich wieder mal zurückrufen. Als zweites hörte er eine Nachricht von Susanne ab. Sie teilte ihm kurz mit, dass sie etwas länger in der Praxis bleiben müsse, da noch ein Notfallpatient dazwischen gekommen sei. Als er die dritte Nachricht abhörte zuckte Paul zusammen. Eine unbekannte tiefe Reibeisen-Stimme meldete sich: „Hallo Paul. Ich bin dir auf der Spur. Eines Tages wirst du einen Fehler machen und dann werde ich da sein und dich kriegen und dann wirst du für alles bezahlen“. Erschrocken wich Paul von dem Anrufbeantworter zurück, als ob dieser ihn angreifen würde. Was sollte dieser Anruf? Handelte es sich nur um einen dummen Scherz von einem Bekannten, der lustig sein wollte? Aber diese Stimme war Paul absolut nicht bekannt. Verstört und nachdenklich holte er sich einen Drink aus seiner Bar im Wohnzimmer und setzte sich an den großen, wuchtigen Holzesstisch.
Oder vielleicht war es ein Neider, der ihm nur Angst einjagen wollte? In seiner Position wurde die Luft langsam dünn und es gab bestimmt viele die auf seinen Posten scharf waren. Als er damals zum Programmchef erklärt wurde waren einige seiner Kollegen verblüfft. Warum ausgerechnet er, der jüngste Bewerber, der auch noch keinerlei Erfahrungen von einem Senderbetrieb hatte, diese Stelle bekam war nicht wirklich nachvollziehbar. Nur Paul wusste, wie es dazu kam, schließlich hatte er etwas nachgeholfen.
Er hatte sich für den Posten beworben, als er gerade Redaktionsleiter von einem Wissensmagazin war, das seine damalige Produktionsfirma für den Sender herstellte.
Und dank dieses Postens hatte er auch mit dem damaligen Programmchef und seinen Stellvertretern zu tun. Einer dieser Stellvertreter, Kai Windberger, vertraute Paul eines Tages an, dass der Posten des Chefs freiwerden würde, da der Inhaber zu einem anderen, größeren Sender als Senderchef wechseln und die Karrieretreppe hochsteigen werde. Kai und Paul waren schon fast so etwas wie Freunde geworden, da sie gemeinsam das Format, welches Paul betreute, aufgebaut und erfolgreich gemacht hatten. Und nun wollte Kai die Chance ergreifen und den Leitungsposten übernehmen.
Zuerst hatte Paul keine Ambitionen zu einem Sender zu wechseln. Er wollte lieber sein Format betreuen und noch erfolgreicher machen. Doch ganz langsam, wie bei einem Deich, der Welle für Welle weicher wird und schließlich bricht, wurde ihm bewusst, was er als Programmchef alles erreichen könnte. Und dieser Gedanke gefiel ihm immer besser. Doch, das wusste er von Kai, der Abgabetermin für eine Bewerbung war bereits verstrichen. Und wenn er sein neu gestecktes Ziel erreichen wollte, dann musste Paul sich schleunigst etwas einfallen lassen.
Er setzte sich hin und schrieb seine Bewerbung, die er aber nicht per Post absenden, sondern direkt beim richtigen Adressaten abgeben wollte. Einen Termin ausmachen brachte nichts, dass wusste er aus Erfahrung. Die Sekretärin würde ihn mit Sicherheit abwimmeln. Immerhin war das ihre Aufgabe. Und außerdem, warum sollte sie ihm jetzt noch, nachdem die Frist bereits verstrichen war, einen Termin geben? Es gab keinen Grund. Doch Paul hatte einen Plan. Er ging mit seinen Unterlagen in das Verwaltungsgebäude des Fernsehsenders. Dort ließ man ihn auch ohne weiteres durch die Sicherheitseinrichtungen passieren, da er als Redaktionsleiter durchaus bekannt war. Er fuhr mit dem Aufzug in den 5. Stock. Hier war die Geschäfts- und Senderleitung vertreten. Er marschierte den langen Gang entlang, bis er in das Vorzimmer des Geschäftsführers kam. Die Sekretärin saß hinter einem halbrunden Schreibtisch, der fast wie eine Theke wirkte. Als sie Paul sah, lächelte sie freundlich und meinte mit zuckersüßer, aber bestimmter Stimme, dass sie ihren Chef jetzt nicht stören dürfe. Paul lächelte genauso freundlich zurück und erklärte ihr, dass er nur vorbeigekommen sei um sie zu begrüßen und ihr etwas vorbei zu bringen. Dann zog er eine Schachtel unter seinem Mantel vor und legte diese mit den Worten „Ich hoffe Sie mögen Süßes“ auf den Tisch. Es waren handgemachte Pralinen und natürlich wusste jeder im Sender, dass die rechte Hand des Geschäftsführers diese Pralinen liebte. Ohne auf eine Reaktion zu warten drehte Paul sich um, wünschte noch einen schönen Tag und schritt direkt in den Gang um die nächste Ecke.
Was er wissen wollte, hatte er gesehen. Durch die Milchglasscheibe konnte er sehen, dass der Geschäftsführer alleine an seinem Schreibtisch saß und offensichtlich beschäftigt war. Er ging den Gang weiter, betrat die Toilette, setzte sich in eine Kabine und konzentrierte sich kurz. Wenige Augenblicke später sah er sich an einem Schreibtisch sitzen, auf dem ein dickes Kuvert lag. Der Geschäftsführer war anscheinend gerade dabei den Umschlag zu öffnen, als Paul sich über dessen Bewusstsein schob. Jetzt musste Paul, im Körper des Geschäftsführers, nur noch auf die Toilette gehen und seine Bewerbung holen um sie dann ganz oben auf den Schreibtisch zu legen. So würden seine Chancen sicher steigen. Doch als er vom Schreibtisch aufstehen wollte überkam ihn die Neugierde. Zu gerne wollte er wissen, was in dem Kuvert war. Er zog den Inhalt heraus und es verschlug ihm fast den Atem.
Es waren die Bewerbungen seiner Mitstreiter auf den angestrebten Posten als Programmchef, die dem Geschäftsführer von der Personalabteilung mit der Hauspost zugesandt wurden. Mit dabei war ein Brief der Abteilung, dass dies die restlichen Bewerber waren. Der Rest wurde schon aussortiert. Manchmal muss man eben Glück haben, dachte sich Paul. Er war genau zur richtigen Zeit am richtigen Ort. Er nahm die Bewerbungen und blätterte sie kurz durch. Auch die von seinem Bekannten Kai war mit dabei. Ist er also tatsächlich ins Finale gerutscht. Paul nahm die Bewerbungen, die seiner Meinung nach am vielversprechendsten waren um den Posten zu bekommen an sich und versteckte sie in seinem Sakko. Dann ging er aus dem Büro, nickte der Sekretärin kurz zu, und ging weiter auf die Toilette direkt in die Kabine, in der er selbst noch saß. Er steckte die Bewerbungen in seinen Koffer und nahm die eigene heraus um sie wieder im Sakko zu verstauen. Dann ging er zurück ins Büro, schloss die Türe hinter sich und atmete kräftig durch. Alles lief noch viel besser, als er sich es jemals erhofft hätte. Dann nahm er seine eigene Bewerbung und legte sie zu den restlichen, weniger aussichtsreichen, ins Kuvert.
Eine Woche später bekam er einen Anruf der Geschäftsleitung, dass er bitte zu einem Gespräch im Sender vorbeikommen sollte. Und schon zwei Wochen später wurde er zum Nachfolger ernannt.
Sicher hatte er seinem Glück damals ordentlich auf die Sprünge geholfen, aber ganz ohne Arbeit und Fleiß hätte er es auch nicht geschafft. Immerhin arbeitete er hart und viel. Und so manche Nacht opferte er um den Sender weiter erfolgreich zu machen. Aber ganz ohne nachzuhelfen hätte er diesen Posten wohl nicht so schnell bekommen. Und falls das einer seiner damaligen Mitbewerber irgendwie herausbekommen hätte, dann gäbe es mehr als einen Grund um sich jetzt an ihm zu rächen. Das könnte durchaus ein Motiv für einen solchen Anruf seien.
Paul nahm einen großen Schluck von dem 30 Jahre alten Whisky, stellte das Glas auf den Tisch und lehnte sich zurück. Wie als ob er sich selbst aus einem bösen Traum wecken wollte, schüttelte er den Kopf. Womöglich bildete er sich das Alles nur ein und es handelte sich doch nur um einen üblen Scherz, oder ein Versehen. Weiter konnte er auch nicht mehr darüber nachdenken. Er hörte, wie ein Schlüssel ins Türschloss gesteckt und herumgedreht wurde. Susanne kam nun endlich nach Hause. Siedend heiß schoss es Paul durch den Kopf, dass er das Geld aus seinem Clou vom Vormittag noch gar nicht im Safe deponiert hatte. Schnell ging er Susanne entgegen, die gerade den Flur betrat, nahm sie in die Arme und küsste sie auf den Mund. „Hallo Schatz, wie war dein Tag?“ fragte Susanne ihn. „Ganz gut, aber sehr anstrengend. Ich muss nur noch kurz ein paar Papiere in den Safe legen, dann würde ich dich gerne zum Essen einladen“. „Gerne, ich gehe nur kurz unter die Dusche“ antwortete Susanne erfreut. Dann nahm Paul den Koffer vom Schuhschrank und ging damit in sein Büro. Als er das Wasser der Dusche rauschen hörte, öffnete er zuerst den eingemauerten Safe und dann den Koffer. Bis jetzt hatte er noch nicht einmal gezählt, wie hoch seine Beute ausgefallen war. Er nahm das erste Bündel Geld heraus und zählte es durch. Das machte er dann schließlich auch noch mit dem gesamten Inhalt des Koffers. Es waren insgesamt 167.000 Euro. Mehr als er gedacht hatte. Er nahm eine grüne Blechkiste, die etwa die Größe einer Schuhschachtel für Stiefel hatte, aus dem Safe, legte das Geld hinein und packte sie zurück in den Tresor. Dann nahm er ein Notizbuch heraus, schrieb den Betrag mit dem Datum hinein und legte auch das Buch wieder zurück. Schließlich schloss er den Safe ab und setzte sich auf das Designersofa um sich für ein paar Minuten bei leiser Jazz-Musik zu entspannen.
Nur kurze Zeit später kam Susanne aus dem Bad. Im Gegensatz zu den meisten anderen Frauen, die Paul kannte, war sie tatsächlich dazu in der Lage das Badezimmer nicht für Stunden zu belegen. Mit einem Handtuch, das sie sich gekonnte um den Körper gewickelt hatte, ging sie elegant auf Zehenspitzen ins Schlafzimmer um sich anzuziehen. Dort hatte sie ihren eigenen Schrank und Paul sorgte dafür, dass er immer mit neuen, teuren Designerklamotten bestückt war. Susanne protestierte dann zwar oft kurz, dass sie auch für sich selber sorgen könnte, doch natürlich freute sie sich auch darüber, dass ihr Freund so großzügig zu ihr war. Ihr war bewusst, dass er als Programmchef sicher nicht zu knapp verdienen würde, auch wenn er darüber nicht sprach. Wie sonst hätte er sich diesen ausgefallenen und teuren Lebensstil leisten können. Und im Gegensatz zu vielen Kollegen seiner Branche, hatte Paul keinerlei Schulden bei Banken – dessen war sich Susanne sicher. Und deshalb musste sie auch kein schlechtes Gewissen haben, wenn er Geld für sie ausgab.
Paul sah von der Schlafzimmertüre aus zu, wie seine Freundin sich anzog. Und Susanne wiederum genoss die bewundernden Blicke ihres Freundes. Also spielte sie mit ihm und lies provozierend das Handtuch fallen. Paul lächelte sie an und sah ihren makellosen nackten Körper von oben bis unten an. Susanne konnte seine Blicke fast spüren, und es erregte sie zu sehen, wie Paul auf ihren Anblick reagierte. Sie drehte sich langsam von ihm weg und ging lasziv zum Schrank. Sie schob die gläserne Schiebetüre zur Seite, drehte ihren Kopf kurz zu Paul und blinzelte ihn an. Paul stand immer noch in der Türe und freute sich über das Spiel, das Susanne gerade mit ihm trieb. Sie holte ein paar Wäschestücke aus dem Schrank und legte sich halb sitzend auf das große Doppelbett. Sie hatte sich für dunkelblaue Spitzenunterwäsche entschieden. Zwischen Daumen und Zeigefinger hielt sie einen Hauch von Nichts. Einen knappen String-Tanga der nur im Notfall eine Hand ganz bedecken könnte. Sie streifte ihn sich über die langen schlanken Beine und zog ihn über die Hüften. Ihre rasierte Blöße war jetzt nur knapp mit dem fast durchsichtigen Stoff bedeckt und verhüllte aber trotzdem immer noch so viel dass die Phantasie genügend Spiel hatte um von der umliegenden Realität komplett abzulenken. Susanne legte sich ganz auf den Rücken, nahm das nächste Kleidungsstück und zog ein Bein an. Dann begann sie unglaublich langsam und mit der Geschmeidigkeit einer Wildkatze sich einen halterlosen Strumpf überzuziehen. Langsam verhüllte sie die sanften Kurven ihrer Beine in einem erotischen Nachtblau. Gekonnt streckte sie das Bein in die Luft und strich sich mit beiden Händen noch einmal darüber. Paul genoss jede Sekunde die Show seiner Freundin. Um diesen Anblick würden ihn jetzt viele Männer beneiden. Das wusste er und in diesem Gedanken schwelgte er. Dann widmete sich Susanne ihrem zweiten Bein. Gekonnt streifte sie sich auch den zweiten Strumpf über und streckte nun beide Beine in die Luft. Für einen ganz kurzen Moment spreizte sie die Beine und gewährte Paul noch einmal einen Blick auf ihre ganze Schönheit. Dann, mit einem kurzen Ruck, stand sie vom Bett auf, ging auf Paul zu, sah ihm tief in die Augen, fing an zu lachen und sagte „Ich hab ja so einen Hunger“. Paul musste auch lachen, gab Susanne zuerst einen Kuss und dann noch einen sanften Klapps auf den Po. „Dann mach dich mal etwas schneller fertig. Griechisch oder zum Italiener?“. Susanne entschied sich für den Griechen um die Ecke. Dorthin konnte man zu Fuß gehen und musste nicht auf ein gutes Glas Wein zum Essen verzichten.