Читать книгу Gedankenpiraten - Hardy Richard - Страница 14
Kapitel 12
ОглавлениеBis zu diesem Tag hatte er die Piratenjäger für fiktive Figuren in einer Geschichte in einem alten Buch gehalten. Vielleicht hatte es so etwas ja zu Zeiten der Inquisition gegeben – aber heutzutage? Paul starrte in das Buch. Mit einem Schlag veränderten sich die Spielregeln. Natürlich war ihm bewusst, dass sein Spiel gefährlich war und er musste vor der Polizei auf der Hut sein. Doch nie hätte er damit gerechnet, dass er einen direkten Gegner haben könnte, der ihn – oder seinesgleichen, jagen würde.
Paul las weiter in dem Buch. Piratenjäger waren, so stand es da, meist Geistliche oder Adelige, die es sich zur Aufgabe gemachten hatten das Böse, vom Teufel Besessene, zu vernichten. Doch sie selbst hielten sich im Hintergrund und warteten darauf, dass ihre Vasallen ihnen die Beute wie eine Fliege ins Spinnennetz trieben. Erst dann traten sie in Erscheinung um den Piraten zur Strecke zu bringen. Die Vasallen waren häufig in ihrem Stand tiefer. Aber auch ihn ihren Kreisen gab es bekannte Persönlichkeiten oder Adelige, die sich so ihr Seelenheil, oder auch finanzielle Vorteile erhofften. Sie verpflichteten sich ihr Leben der Jagd auf Piraten zu widmen.
Das Alles hörte sich für Paul wie Geschichten aus einer fremden und unwirklichen Welt an. So als ob er auf einmal vor einem Wolf stand, der mit ihm sprach und wissen wollte wohin er des Weges ginge. Paul legte das Buch wieder zur Seite, stützte seinen Kopf auf die Hände und überlegte. Er musste mehr über diesen Vasall der Piratenjäger erfahren. Wie war er ihm auf die Spur gekommen? Leider stand nichts über die Praktiken der Jäger in dem Buch. Sicher war es jetzt besser, wenn er sich in der nächsten Zeit nicht in fremde Körper einloggen würde. Irgendjemand da draußen wartete offensichtlich nur darauf, dass er einen Fehler machen könnte. Aber was wollte derjenige dann tun? Ihn bei der Polizei melden? Im Buch gab es ein Kapitel in dem Foltermethoden beschrieben wurden, wie Gedankenpiraten zum Sprechen gebracht wurden. Allerdings konnte Paul sich nur schwerlich vorstellen, dass es heutzutage noch echte Folterknechte gab.
Zumindest für die nächste Zeit, den Beschluss fasste er nun, würde er sein finanzielles Einkommen, ausschließlich mit seiner Arbeit als Programmchef eines TV-Senders bestreiten. Sicher würde ihm der Kick fehlen, den er immer verspürte, wenn er einen Clou plante und am Ende alles geklappt hatte. Wenn er das Adrenalin spürte, wie es sein Blut in Wallung brachte.
Ein schlechtes Gewissen hatte Paul nicht. Manchmal fühlte er sich sogar als eine Art moderner Robin Hood. Immerhin hatte er seine Opfer immer sorgsam ausgewählt. Gewisse Kriterien mussten erfüllt werden. Er wollte niemanden soweit schädigen, dass derjenige dann auch ruiniert wäre. Es durfte das Opfer schon schmerzen, das war in Ordnung, aber existenzgefährdend sollte es nicht sein. Außerdem zahlte in den meisten Fällen die Versicherung den Schaden. Dass das letztendlich auch die Allgemeinheit zahlen musste blendete Paul aus. Er fühlte sich absolut im Recht, denn die Unternehmen, die er um ihr Geld erleichterte, waren ihm in irgendeiner Art und Weise negativ aufgefallen. Paul war es dabei egal, ob sie dabei mit ihren Mitarbeitern unfair umgingen oder ihre Kunden betrogen. Für ihn rechtfertigte das schon, dass er ihnen eine „Lektion“ erteilen konnte.
So war es auch, als er nach seiner neuen Wohnung suchte. Der Makler, den er beauftragt hatte, versetzte ihn ein paar Mal und auch sonst glänzte er nicht gerade durch seinen Arbeitseifer. Da beschloss Paul kurzfristig die Provision auf seine eigene, ganz spezielle Art zu kürzen. Er brachte dem Makler die Provision, das waren immerhin fast 4000 Euro, in bar in sein Büro und lies sich den Erhalt quittieren. Der nahm es und packte das Kuvert mit dem Geld in eine Tresor-Schublade in seinem Schreibtisch, drehte den Schlüssel im Schloss der Schublade zwar rum, lies ihn aber stecken. Beim Verlassen des Büros ließ Paul sich von dem Makler noch bis zur Tür begleiten. Auf dem Weg dorthin verabschiedete er sich zwar freundlich, aber auch auffällig, bei der Sekretärin. Er ging zu seinem Wagen, der nur unweit vom Maklerbüro entfernt stand und setzte sich bequem, halb liegend, auf die Rückbank. Durch die abgedunkelten Scheiben konnte ihn jetzt niemand mehr sehen. Dann loggte er sich in den Makler ein. Er öffnete die Schublade und sah, dass nicht nur seines, sondern noch eine ganze Menge andere Geldkuverts darin lagen. Paul entnahm das gesamte Geld und verstaute es in einem großen Kuvert, das auf dem Schreibtisch lag. Er öffnete das Bürofenster und warf das Briefpaket in die darunterliegende Wiese. Dann machte er es sich am Schreibtisch bequem, dass der Makler denken musste er sei nur kurz eingenickt. Paul loggte um, holte sich das Kuvert von der Wiese und fuhr nach Hause. Von dem Makler hatte er nie wieder etwas gehört.
Doch jetzt hatte sich die Situation grundlegend verändert. So wie es schien begann nun ein Katz und Maus Spiel. Und Paul hasste es die Maus zu sein. Also schmiedete er einen Plan. Zuerst musste er versuchen herauszubekommen, wer sein Verfolger war. Aber dazu musste er erst einige Vorbereitungen treffen und einen Köder auswerfen.