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Kapitel 17

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Kaum hatte Paul es sich wieder auf der Couch bequem machen wollen, da hörte er wie jemand seine Wohnungstür aufsperrte. „Verdammt“ dachte sich Paul. Susanne kam zu ihm nach Hause und an sich hätte er sich darüber auch gefreut. Aber jetzt im Moment war es ihm einfach noch viel zu früh. Sicher hatte er heute nichts anderes mehr vor, doch er hätte sich lieber noch ein wenig auf das Gespräch mit ihr vorbereitet. Immerhin ging es dabei auch um ihre Beziehung, die auf dem Spiel stand. So stand er seufzend auf und ging ihr durch den Gang entgegen. Auf halber Strecke sah er, dass nicht Susanne in seine Wohnung kam. Vor ihm stand plötzlich eine Person, die wie ein Ninja-Kämpfer mit einem schwarzen Kampfanzug bekleidet war. Um den Kopf trug er ein gewickeltes schwarzes Tuch, sodass man das Gesicht nicht erkennen konnte. Der Verkleidete hatte offensichtlich nicht damit gerechnet, dass Paul zu Hause war. Als er Paul sah erschrak er auch und schrie kurz auf. Die Stimme des schwarzen Eindringlings hörte sich für Paul aber gar nicht an wie die eines Mannes. Jetzt fiel Paul auch auf, dass der Eindringling eher klein und zierlich gebaut war. Wie eine Frau. Wenn es eine Diebin war, dann war sie allerdings etwas auffällig und seltsam gekleidet.

Der Gedanke ob eine Frau oder ein Mann vor ihm stand dauerte den Bruchteil einer Sekunde zu lange. Ohne zu zögern ging die Person auf ihn zu. Aus einem Reflex heraus versuchte Paul seinem Angreifer einen Fausthieb zu verpassen. Doch der wich ihm blitzschnell aus und ehe er weiter denken konnte, sah er, wie die Person sich blitzschnell drehte und ihm dabei ein Bein entgegenstreckte das ihn im selben Moment auch schon am Kinn traf. Paul wurde augenblicklich schwarz vor Augen und sein Bewusstsein verabschiedete sich, ohne dass er auch nur die kleinste Chance auf eine Reaktion gehabt hätte.

Wie aus weiter Ferne hörte Paul das Aufheulen eines Motorrad-Motors, das Quietschen eines durchdrehenden Reifens und ein Gefährt entfernte sich mit hoher Geschwindigkeit. Paul öffnete ein Auge und spürte einen stechenden Schmerz in seinem Unterkiefer. Langsam kam die Erinnerung wieder. Er lag, mit seinem Bademantel bekleidet, auf dem Boden im Flur seiner Wohnung. Das Letzte woran er sich erinnern konnte, war ein Fuß auf der Höhe seines Gesichtes. Paul konnte sich kaum konzentrieren, so brummte ihm der Schädel.

Langsam setzte er sich auf und bemerkte, dass seine Wohnungstür weit offen stand. Gerade als er aufstehen wollte sah er, dass schon wieder eine Person in der Tür stand. War der Eindringling immer noch da? Oder war er oder sie wieder zurückgekommen? Paul versuchte, wie eine Krabbe, auf allen vieren auf dem Rücken sich in Sicherheit zu bringen. Doch er war zu langsam. Die Person stürzte auf ihn zu und beugte sich zu ihm hinunter. Paul drehte den Kopf zu Seite um einem Schlag auszuweichen, da hörte er auf einmal eine ihm wohlbekannte Stimme. Susanne sprach zu ihm „Hallo Schatz, was um Himmels Willen ist hier los?“ Paul drehte sich um und sah in Susannes wundervolle Augen. Sie kniete vor ihm und nahm vorsichtig seinen Kopf in ihre Hände. Dabei küsste sie ihn sanft auf die Wange. Paul stöhnte kurz auf – Susanne zuckte zurück. „Was ist los Schatz?“ wollte sie wissen. „Was ist hier geschehen?“ Paul rieb sich sein Kinn, das inzwischen die Farbe einer Pflaume annahm und antwortete „Ich wurde überfallen. Auf einmal stand eine ganz in schwarz gekleidete Person vor mir, die mich mit einem Fußtritt bewusstlos geschlagen hatte. Kurz bevor du in der Tür gestanden hast bin ich wieder zu mir gekommen.“ Susanne sah Paul entsetzt an. „Ich rufe sofort die Polizei an. Ist etwas gestohlen worden?“ Paul schüttelte den Kopf und meinte dann „Nein, hilf mir nur kurz auf und lass uns nachsehen, ob etwas fehlt. Dann können wir immer noch die Polizei holen.“ Susanne neigte ihren Kopf etwas zur Seite und sah Paul ungläubig an. „Du willst nicht die Polizei holen? Paul, was geht hier vor – Du verheimlichst mir doch etwas.“ Während sie das sagte half sie Paul auf die Beine und führte ihn ins Wohnzimmer, wo sie sich nebeneinander auf die Couch setzten.

„Ich warte“ das war alles was Susanne sagte. Paul rieb sich wiederholt sein Kinn. Aber diesmal war es weniger wegen der Schmerzen als aus Unsicherheit. Was sollte er Susanne jetzt alles erzählen? Er sah sie an und fing an zu erzählen. Er erzählte ihr, dass sie ja wusste was seine Gabe war. Susanne sah ihn an und grinste ein wenig. „Mein armer Schatz, natürlich kenn ich die ganzen Geschichten. Ich habe sie ja von klein auf mitbekommen. Aber was haben diese alten Kamellen mit dem Einbruch zu tun?“ Paul sah Susanne ernst an „Du glaubst mir nicht? Ich dachte, dass du nicht an mir zweifelst“ Susanne kniff die Augen zusammen, küsste Paul auf den Mund und streichelte ihm mit der Hand über den Kopf. „Ach Schatz, lass es doch gut sein. Ich glaube dir ja, dass du es irgendwie geschafft hast einige Menschen, sagen wir mal, zu beeinflussen. Aber du musst zugeben, dass du es ein wenig übertrieben hast mit dem was du uns dann erzählt hast.“ Paul war geschockt. Damit hatte er nun wirklich nicht gerechnet. Susanne hatte also all die Jahre von ihm gedacht, dass er sich nur wichtigmachen wollte? Das konnte nicht sein. Irgendwie hatte er nun schlagartig keine Lust mehr mit Susanne über alles zu reden. Geschweige denn ihr die ganze Wahrheit zu sagen. Wozu auch, sie würde ihm ja eh nicht glauben. Also sah er sie nur beleidigt an, zog einen Flunsch und meinte „Okay, wenn du meinst. Dann lass uns mal nachsehen ob etwas gestohlen wurde“. „Jetzt sei doch nicht gleich beleidigt“ meinte Susanne. „Ich bin nicht beleidigt, ich bin verletzt. Ich wollte dir einfach nur die Hintergründe erklären. Aber das kann ich immer noch machen. Lass uns jetzt mal nachsehen, ob wir die Polizei holen müssen.“ Normal hätte Susanne in so einer Situation nicht locker gelassen, doch es war eingebrochen worden und Paul war verletzt. Jetzt musste erst einmal herausgefunden werden, was wirklich passiert ist. Sie stand auf und schaute sich im Wohnzimmer um. Auf den ersten Blick sah alles unberührt aus. Und auch nach einer genaueren Durchsicht konnten sie nichts Fehlendes entdecken. Dann gingen sie noch einmal gemeinsam durch alle Zimmer und überzeugten sich davon, dass wirklich nichts fehlte. Als sie fertig waren setzten sie sich wieder ins Wohnzimmer auf die Couch und Susanne fragte Paul „Und jetzt? Was willst du machen?“ Paul antwortete „So wie es aussieht fehlt nichts. Der Einbrecher hatte wohl nicht damit gerechnet, dass ich zu Hause bin und ist gleich, nachdem er mich niedergeschlagen hatte, wieder abgehauen“. Dass es sich ganz klar um eine Einbrecherin gehandelt haben musste verschwieg Paul. Susanne sah ihren Freund streng an und meinte dann mit ernster Miene „Willst du wirklich nicht die Polizei holen?“ Paul schüttelte wortlos den Kopf.

Der restliche Abend verlief gesprächslos. Sowohl Paul, als auch Susanne waren irritiert über den jeweils anderen. Paul konnte es einfach nicht verstehen, dass ihm Susanne die ganzen Jahre über nicht geglaubt hatte. Sie musste wirklich gedacht haben, dass Paul sich nur wichtigmachen wollte. Und Susanne ihrerseits war über Pauls Reaktion entsetzt, dass er einfach keine Polizei holen wollte. Susanne stand in der Küche kochte, während Paul sich anzog und seine Beule am Kinn behandelte. Sie setzten sie sich gemeinsam an den Tisch und aßen zu Abend. Danach machten sie es sich auf der Couch bequem um etwas Fern zu sehen, doch es kam nichts Interessantes und so beschlossen sie etwas früher ins Bett zu gehen. Paul nahm sich noch ein Buch zur Hand und wollte etwas darin lesen, als das Telefon klingelte. Er nahm den Hörer ab und meldete sich mit seinem Namen. Ansich waren solche Anrufe nichts Außergewöhnliches. In seinem Job gab es immer etwas zu besprechen und auch spät abends kamen oft noch Anrufe von Produzenten oder der Marketingabteilung um irgendwelche Probleme zu diskutieren. Susanne hatte sich schon lange damit abgefunden. Ihr war klar, dass es wieder länger dauern würde und so legte sie sich auf die Seite und versuchte einzuschlafen. Als sie Paul plötzlich erschrocken sagen hörte „Hallo, wer zum Teufel ist da am Telefon?“ drehte sie sich um und sah wie Paul in sich zusammensackte. Er schien auf einmal jegliche Körperspannung zu verlieren, verdrehte die Augen und fiel so in sich zusammen, dass der halbe Oberkörper über die Bettkante hing. Sofort nahm Susanne den Hörer in die Hand und rief hinein, „Hallo, wer ist da am Telefon?“ Doch das Geräusch, dass aus der Telefonmuschel zu hören war, war keine menschliche Stimme. Sie hörte lediglich ein dumpfes „Bum Bum – Bum Bum“. Alles was sie hörte war das Trommeln eines Herzschlages.

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