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4.5.4 Ein Jugendhaus fehlt
ОглавлениеIm Bereich Paderborn-Ost gab es kein geographisches Zentrum und noch weniger ein eigenes Jugendhaus als Treffpunkt für die Jugend des Kommissariates. Als Diasporagebiet war das Kommissariat in der Vergangenheit immer von Paderborn aus versorgt worden bzw. das Kommissariat hatte sich nach dort orientiert. Als nach dem Krieg in Hardehausen ein neues Jugendhaus für das Erzbistum entstanden war, war dieses zunächst auch für die Jugendlichen aus dem Ostteil des Bistums als Anlaufstelle gedacht. Aber neben den geographischen Gegebenheiten und den sich daraus ergebenden Transportproblemen stellten die abzusehenden politischen Veränderungen wohl die größte Hürde für die Jugend des Kommissariates Magdeburg dar. Dennoch nahm eine ganze Reihe der Jugendlichen aus dem Kommissariat den aufwändigen Weg nach Hardehausen auf sich. Überwiegend fuhren aber nur besonders engagierte Jugendliche zu den Veranstaltungen in Hardehausen, zumeist die Gruppen- oder Dekanatshelfer des Kommissariates. Hier wurden Weiterbildungen für die Helfer angeboten und der Erfahrungsaustausch unter den Jugendlichen ermöglicht.368 Auch wenn sich die Probleme beim Aufbau der Jugendseelsorge in Ost und West schon bald unterschieden, konnten die Jugendlichen vieles an neuen Anregungen für die Arbeit in den eigenen Gemeinden mitnehmen.
Die ersten überregionalen Schulungen für Jugendliche aus dem Kommissariat im Jahr 1946 mussten in entfernteren katholischen Begegnungsstätten in Berlin oder in Friedrichroda stattfinden,369 bevor mit dem Konrad-Martin-Haus in Bad Kösen ein bistumseigenes Tagungshaus zur Verfügung stand, das bald zum wichtigsten Bildungshaus des Kommissariates wurde. Unter anderem konnte es auch für die Jugendseelsorge genutzt werden.370 Mit den neuen politischen Bedingungen und dem Neuaufbau der Jugendseelsorge im Ostteil des Erzbistums nach dem Krieg war vor allem für Helferschulungen und Jugendbegegnung ein eigenes Zentrum nötig geworden. Aber auch als Identifikationsort für die Jugendlichen des Kommissariates wurde ein eigenes Jugendhaus unerlässlich. Die Suche danach erwies sich als schwierig. Ein katholisches Jugendhaus im Schloss Goseck371 zu errichten, zeigte sich ebenso wenig umsetzbar wie die Idee einiger Seelsorger, mit dem Konrad-Martin-Haus in Bad Kösen ein „Hardehausen für Paderborn-Ost“ aufzubauen.372 H. Aufderbeck hatte sich demgegenüber schon früh die Huysburg als Haus für die Jugendseelsorge gewünscht.373 Im Mai 1948 kaufte zwar das Kommissariat die Huysburg. Doch die ersten Schwierigkeiten traten schon wenige Wochen später auf, als die FDJ von Oschersleben einen Nutzungsanspruch anmeldete,374 der auch vom Rat des Kreises unterstützt wurde. Beide Stellen forderten die Rücknahme der staatlichen Genehmigung für den Immobilienkauf.375 Letztendlich konnten aber alle Interventionen der FDJ nicht verhindern, dass mit der Huysburg ein religiöses Zentrum für das Kommissariat Magdeburg gefunden war, das allerdings nicht ausschließlich von der Jugend genutzt werden konnte. Ab 1949 standen der Jugendseelsorge sechs Räume für ihre Arbeit auf der Huysburg zur Verfügung.376 Doch war die Bewirtschaftung der Huysburg in dem vorgefundenen baulichen Zustand durch die Jugendseelsorge auf Dauer nicht möglich. Es hätte ein sehr hoher finanzieller Aufwand geleistet werden müssen, um das Anwesen in der gewünschten Art nutzen zu können.377 Außerdem fehlte es an Mitarbeitern, mit denen der Betrieb dieser Einrichtung als Jugendhaus hätte gewährleistet werden können.378 Angesichts des sich anbahnenden Interessenkonfliktes mit dem sich ebenfalls auf der Huysburg etablierenden Priesterseminar, musste sich die Jugendseelsorge schon bald um eine Alternative bemühen. Ohne eigenes Jugendhaus waren Jugendseelsorger in den Nachkriegsjahren dazu gezwungen, verstärkt auf „Wanderschaft“ in die Gemeinden zu gehen, um ihre Arbeit leisten zu können. Erst 1954 konnte eine befriedigende Lösung in Roßbach gefunden werden.