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f.Der Geist der Vollendung

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Der Geist Gottes wirkt – wie bereits dargelegt – durch die gesamte Geschichte dieser Welt hindurch. Er ist in der Schöpfung als Geist allen Lebens wirksam, sodass wir eine Analogie zwischen seinem Wirken in der Schöpfung und der Neuschöpfung annehmen dürfen. Er wirkt in der Geschichte Israels und seine umfassende Ausgießung wird bereits in der alttestamentlichen Prophetie mit der Verheißung des Geistträgers, des Messias verknüpft. Der Geist wirkt in Christus; er ist es, der bei ihm in der Todesverlassenheit ist und der ihn zum neuen Leben auferweckt. Jesus verheißt die Geistausgießung, ohne die eine Christusverbindung nach seinem Tod und seiner Auferstehung nicht möglich wäre. Der Geist wird zum Pfingstfest ausgegossen und wirkt seitdem als Geist der Sendung in der Gemeinde Jesu und in der Welt. Der holländische Theologe H. Berkhof schreibt:

„Wir bekennen, dass der Geist in weltweitem Maßstab in den Kirchen und in der missionarischen Bewegung am Werk ist, zugleich aber beschränken wir seine Wirkung auf die gläubigen Kirchenglieder und auf die durch die Mission Bekehrten. Im Gegensatz zu dieser gängigen Meinung glaube ich, dass der Einfluss des Geistes als aktive Gegenwart Jesu Christi in der Welt viel weiter reicht, als wir meinen.“74

Das Geisteswirken beschränkt sich also keineswegs nur auf den Ort der Kirche und Mission, sondern es weist darüber hinaus auf die Vollendung allen Lebens in Gott hin. Im Wirken des Geistes sind somit die Schöpfung und die Neuschöpfung, als „Beginn der Erlösung“ und als „Vollendung der Schöpfung“ zu deuten.75 Der gegenwärtige und zukünftige Äon sind eine Schöpfung desselben Gottesgeistes. Der Geist zielt auf die Vollendung des Heilsgeschehens, auf die kommende Welt. Der Geist wird als Gabe „am Ende der Tage“ verheißen, der Tage, die nach der Auferstehung und dem Pfingstereignis angebrochen sind. Durch den Geist erfahren wir hier schon die Kräfte des kommenden Äons (Hebr 6,5). Der an Jesus Christus Glaubende und Gerechtfertigte ist zugleich auch Miterbe des erhöhten Christus. In dem Werk der Rechtfertigung und Heiligung hat der Beginn, das „Vorspiel der Vollendung“ (H. Berkhof) begonnen.

Paulus verwendet in diesem Zusammenhang die griechischen Begriffe aparche und arrabon. Aparche (Röm 8,23) erinnert an die „Erstlingsfrucht“, die Menschen im alttestamentlichen Bund Gott brachten. Der Begriff im NT weist einen Unterschied auf, denn hier geht es um eine Gabe, die Gott den Menschen bringt. Sie weckt in den Geistbegabten die Sehnsucht nach der Vollendung. Diese Sehnsucht, die möglicherweise immer mehr zunimmt, je stärker das Wirken des Geistes erfahren wird, führt jedoch nicht in eine Verzweiflung, sondern sie weckt die gestaltende Kraft der Hoffnung im Glaubenden (Röm 5,5). Noch kräftiger wird der gleiche Gedanke durch den Begriff arrabon ausgedrückt. (2Kor 1,22; 5,5; Eph 1,14). Arrabon ist ein griechisches Lehnwort aus der semitischen Handelssprache. Es war gleichbedeutend mit „Anzahlung“ oder auch „Bürgschaft“. Luther übersetzt „Unterpfand“.

Die gegenwärtigen Geisterfahrungen weisen somit auf die entscheidenden eschatologischen Ereignisse hin, auf die Wiederkunft Christi, die Auferstehung der Toten, das Gericht, das Anschauen Gottes in Christus und die neue Welt. Der Geist Gottes gibt den Glaubenden die Zusicherung, dass der Tod nicht das letzte Wort haben wird. Das Leben der Kinder hier auf der Erde ist endlich, auch das Leben derer, die die Gabe des Geistes empfangen haben. Die Erlösung des Leibes steht noch bevor (vgl. Eph 1,17; Röm 8,22ff). Die Kraft der Auferstehung Christi, die auch hier und jetzt schon als Kraft seines gegenwärtigen Geistes erfahren wird, vermag unendlich viel mehr zu wirken, dass nämlich unser Leib umgestaltet und der „göttlichen Natur teilhaftig“ wird (2Petr 1,4). Dieser neue Leib, der gleich dem Auferstehungsleib Jesu nicht mehr an Raum und Zeit gebunden sein wird und eine andere fleischliche Qualität hat, bekommt für den vom Geist erfüllten Menschen hier und jetzt schon einen Realitätsbezug (1Kor 15; Phil 3,2). Hier und jetzt erfährt der Christ durch den Geist Gottes bereits das Charisma des ewigen Lebens, allerdings nur als ein Angeld und im Verborgenen (Kol 3,3; Röm 6,23; Gal 6,8). Ewiges Leben ist eine Gnadengabe Gottes, die wir hier schon empfangen, die sich aber erst im neuen Äon in ihrer Leiblichkeit und ihrem ganzen Umfang äußern wird76. „Meine Lieben, wir sind schon Gottes Kinder; es ist aber noch nicht offenbar geworden, was wir sein werden. Wir wissen aber: wenn es offenbar wird, werden wir ihm gleich sein; denn wir werden ihn sehen, wie er ist“ (1Joh 3,2).

Die eschatologische Dimension des Wirkens des Geistes Gottes ist jedoch nicht nur für den individuellen menschlichen Bereich zu sehen, auch im Gericht Gottes über die Nationen wird er seine Wirksamkeit erweisen77. Er ist der Geist, der alles zur Vollendung führt.

„Von Anfang an richtet sich der Geist nicht auf ein ‚Jenseits‘, sondern auf ein ‚Morgen‘, und zwar auf den Morgen, der in der Auferstehung Jesu Christi endlich ans Licht getreten ist: die eschatologische ‚Pneumatisierung‘ der ganzen Schöpfung, wobei die ganze im Geist Gottes geschaffene und erhaltene Welt im neuschaffenden Geist über sich hinaus geführt und dadurch verwandelt wird, dass sie durch den Sohn in die Gemeinschaft des trinitarischen Gottes aufgenommen wird.“78

Der Geist Gottes wirkt nicht nur in der Schöpfung, in der Zeit des Alten Bundes, in dem Messias, Geistträger und Geisttäufer Jesus oder in seiner Gemeinde der Gläubigen, sondern er wirkt durch alle Zeiten hindurch in unterschiedlicher Dichte und Intensität im Kosmos. Eine missionale Pneumatologie spürt diese umfassende Sendung des Geistes auf und artikuliert sich damit als eine Theologie der Welt, der Geschichte, der Kultur, der Politik, ja, des gesamten Lebens.79

Geist Gottes - Quelle des Lebens

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