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a.Der Geist des Sohnes

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Die Beziehung zwischen dem Heiligen Geist und Christus ist im NT in einer doppelten Weise dargestellt. Zum einen können wir zu der Auffassung gelangen, dass Jesus Christus der Träger des Geistes, der angekündigte Messias, ist. Der Geist „ruht“ auf dem Gesalbten, das wird bei seiner Geburt, seiner Taufe, in seinen Wundertaten und in seiner Ankündigung der Geistausgießung deutlich (Mt 1,20; 4,1; 12,28; Lk 4,14; 10,21; Apg 1,2; Apg 10,38; Röm 1,4). Das Wirken Jesu Christi ist nur möglich, weil der Geist Gottes ihn dazu befähigte. Der Geist war auf Jesus, und das nicht nur in einem begrenzten Maß, sondern in der ganzen Fülle (Joh 3,34).

Zum anderen finden wir Aussagen, die Christus als den Entsender des Geistes zeigen. Paulus kann sogar davon sprechen, dass der „Herr“ selber der lebendig machende Geist ist (2Kor 3,17).81 Er bezeichnet den Geist als „Christi Geist“ oder als „Geist des Sohnes“ (Röm 8,9; Gal 4,6; Phil 1,19). Der Geist wird vom Vater „im Namen“ Jesu gesandt (Joh 14,26) bzw. Jesus selbst wird als der gesehen, der den Geist senden wird (Joh 15,26; 16,7; Lk 24,49). Jesus wird also als Geistgeleiteter und auch als Geistsendender beschrieben.

Wer aus dieser Aussage ein hierarchisches oder monarchisches Trinitätsverständnis ableitet, wird hier allerdings irregeleitet. Die Sendung ist im Sinn einer Freisetzung zu verstehen und nicht im Sinn einer nachgeordneten Rangfolge. Der Sendende ist dem Gesandten nicht übergeordnet oder bestimmend vorgesetzt. So gesehen müsste ja Jesus selbst, der vom „Geist gezeugt ist“, ebenfalls dem Geist subordiniert sein. Noch deutlicher wird diese differenzierte Deutung zwischen Sendung und Subordination (Unterordnung) im Verhältnis Jesu zum Vater. Besonders Johannes stellt heraus, dass Jesus sich in eine vollkommene Abhängigkeit vom Vater begibt. Er empfängt seine Rede, seine Vollmacht und seine Herrlichkeit allein aus dem Vater (Joh 5,19ff; 6,57; 14,9ff, 16,15). Gerade in dieser Abhängigkeit wird die Autorität Jesu begründet, die als eine „Einheit“ mit dem Vater gekennzeichnet ist. Der Vater selbst zeugt von Jesus und Jesus zeugt vom Vater (Joh 8,18f). Jesus ehrt den Vater und der Vater ehrt Jesus (Joh 8,49.54). Der Vater und Jesus sind eins (Joh 10,30.38; 14,10). Der Vater wird im Sohn verherrlicht und der Sohn im Vater (Joh 14,13; 17,1ff). Die Sendung des Sohnes vom Vater wird also nicht im Sinn einer Dominierung des Vaters gegenüber dem Sohn oder im Sinn einer Subordinationsauffassung gedeutet, sondern als ein Ausdruck der Einheit. Unterordnung wird als ein Einheitsbegriff verstanden und nicht als ein hierarchischer Terminus.

Gemäß dieser „trinitarischen Logik“ kann aus der Aussage, dass Jesus, gemeinsam mit dem Vater, der Geist-Sender ist, nicht theologisch abgeleitet werden, dass der Geist Gottes nur als „Dritte Person“ der Gottheit zu verstehen sei oder dass er Christus in einem hierarchisch-monarchischem Verständnis untergeordnet sei. Der Geist Gottes ist immer auch der Geist Christi und der Geist des Vaters. Der Geist wird immer auf Christus und sein Erlösungswerk hindeuten, er wird immer Kreuz und Auferstehung aufleuchten lassen. Der Geist Gottes wird die Worte, die Lehre Jesu „weiterlehren“. Jesus sagt in seinen Abschiedsreden:

„Ich hätte euch noch viel mehr zu sagen, aber jetzt würde es euch überfordern. Wenn aber der Geist der Wahrheit kommt, hilft er euch dabei, die Wahrheit vollständig zu erfassen. Denn er redet nicht in seinem eigenen Auftrag, sondern wird nur das sagen, was er gehört hat. Auch was euch in Zukunft erwartet, wird er euch verkünden. So wird er meine Herrlichkeit sichtbar machen; denn alles, was er euch zeigt, kommt von mir. Was der Vater hat, gehört auch mir. Deshalb kann ich mit Recht sagen: Alles, was er euch zeigt, kommt von mir“ (Joh 16,12–15).

Die Lehre des Geistes wird niemals der Lehre Jesu widersprechen oder sie in einer widersprüchlichen Weise ergänzen. Die Einheit Jesu Christi mit dem Geist wird durch die doppelte neutestamentliche Aussage in der Christologie markiert: Der, auf dem der Geist ruht und bleibt, der Messias, ist auch der, der den Geist mit dem Vater sendet und der mit dem Geist tauft (Joh 1,33).

Anhand dieser Überlegungen liegt es nahe, die Lehre von Christus aus einem pneumatischen Gesichtspunkt zu entwerfen, das heißt, „die Person und das Werk Jesu Christi als die Folge und den Anfangspunkt, als die Mitte der Leben schaffenden Gegenwart Gottes, der Werktätigkeit des Geistes unter den Menschen zu begreifen.“82 Die Versuche, eine pneumatologische Christologie zu entwerfen, sind dennoch in der Theologiegeschichte relativ selten. Der Geist ist weit mehr, als nur eine Gabe oder eine Energie, die von Christus gesandt wird. Er ist handelndes Subjekt, der Identifikator mit dem Christus. So, wie der auferstandene Christus sich mit dem Geist identifiziert in seiner Zusage der Gegenwart „Ich bin immer bei euch, bis das Ende dieser Welt gekommen ist“ (Mt 28,28). Christus ist gegenwärtig, wo der Geist gegenwärtig ist (1Joh 2,24). Da, wo der erhöhte Herr sein Wort an die Gemeinden richtet, ist zu hören „was der Geist den Gemeinden sagt“ (Offb 2,7 u. ö.). Der Geist ist der irdische Repräsentant des erhöhten Herrn. „Im Geist wird der auferstandene Eine offenbar in seiner Auferstehungsmacht.“83 Eine pneumatologische Christologie kann vor den Gefahren eines Christomonismus bewahren84. Der Geist Gottes ist immer auch der Geist Jesu Christi.

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