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187. Ferdinand Meyer147

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August/September 1829

Als ich im Jahre 1829 das Seebad in Helgoland gebrauchte, lernte ich daselbst Heinrich Heine kennen, der, nach erfolglosen Versuchen im Süden, sein schon damals sehr zerrüttetes Nervensystem durch den mächtigen Wellenschlag der Nordsee wiederherzustellen hoffte. – Obgleich unsere politischen und religiösen Ansichten sich schnurstracks entgegenstanden, so fühlten wir uns dennoch sehr bald zueinander hingezogen; und da es uns nie an anderm Stoff zur Unterhaltung fehlte, so war es uns ein Leichtes, Gespräche, die auf jenes Feld führten, zu vermeiden – ich muß gestehen, daß Heines sprudelnder Witz, der an manchen komischen Gestalten, die sich zur Zeit in Helgoland aufhielten, reiche Nahrung fand, sowie seine jüngst zuvor erschienenen Reisebilder, ganz besonders aber sein Buch der Lieder, einen eigenen Zauber auf mich ausübten, so daß ich seinen Umgang jedem andern vorzog. – Daß Heine mich besonders liebgewonnen hatte, mochte wohl daher kommen, daß ich mich gleich zu Anfang unserer Bekanntschaft erboten hatte, ihm bei einem Pistolenduell mit einem Herrn N. aus Hamburg, den er durch seinen beißenden Witz beleidigt hatte, zu sekundieren. – Aus dem Duell wurde indes nichts, wir aber waren dadurch Freunde geworden.

Die Veranlassung zum Duell war folgende: Heine, der mit Herrn N. in demselben Hause wohnte, hatte diesem, der ohne Reisegepäck, nur auf kurze Zeit, nach Helgoland gekommen war, seinen Frack geliehen, um der damals gefeierten Sängerin S. aus Hamburg, die ebenfalls in Helgoland badete, einen Besuch zu machen. Vor Herrn N.s Ankunft hatte Heine der S. den Hof gemacht, sich nachher aber von ihr zurückgezogen; wogegen N. alsbald ihr eifrigster Verehrer wurde. Als die S. bei Gelegenheit, wo die Geschichte des geliehenen Fracks zur Sprache kam, darüber scherzte, daß sich die Herren einen Frack in Kompagnie hielten, antwortete Heine sehr beißend, er pflege es so zu halten, daß Herr N. das aufnehme, was er, der Heine, ablege. – Hierauf blieb nun freilich dem N. nichts anderes übrig, als Heine zu fordern. – Ich weiß nicht mehr genau, wie sich die Sache ausglich, doch ist es mir erinnerlich, daß Heine die Lacher auf seiner Seite behielt.

[Im Sommer 1830 verkehrte Heine ebenfalls in Helgoland mit zwei Sängerinnen aus Hamburg, Wilhelmine Schröder-Devrient und Fräulein Siebert; die Namen nennt sein Brief an Charlotte (Hirth, Nr. 279). Eine von beiden mag auch für den Sommer 1829 in Betracht kommen.]

Gespräche mit Heine

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