Читать книгу Die Kaiserzeit von Augustus bis Diocletian - Heinz Bellen - Страница 51

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Die Stadt Rom litt natürlich unter den Wirren, die seit Neros Tod einander ablösten. Sogar die Natur schien ihren Unwillen über die schrecklichen Dinge, die sich sozusagen täglich abspielten, kundzutun. Vor Othos Auszug zum Kampf gegen Vitellius schwoll plötzlich der Tiber so gewaltig an, daß die Pfahlbrücke (Pons Sublicius) beim Forum Boarium einstürzte. Die Überschwemmung brachte viele Häuser zum Einsturz und hatte auch noch eine Hungersnot im Gefolge (Tac. hist. 1, 68, 2). Dann kamen mit Vitellius Unmengen Soldaten in die Stadt und blieben mehrere Monate. Es half nicht viel, daß Vitellius 20 000 von ihnen für die Prätorianergarde und die cohortes urbanae bestimmte (16 bzw. 4 Kohorten zu 1000 Mann, Tac. hist. 2, 93, 2), haufenweise trieben sich die übrigen in der Stadt herum. Da sie großenteils in der ungesunden Gegend des Vaticans kampierten, griffen Krankheiten um sich und führten zu zahlreichen Todesfällen. Als schließlich im Oktober 69 das germanische Heer, wie man die Truppen des Vitellius in Rom nannte, zum Kampf gegen die Legionen Vespasians ausrückte, bot es ein geradezu jämmerliches Bild (Tac. hist. 2, 99, 1).

„Legionen Vespasians“ im eigentlichen Sinne waren es nicht, gegen die das Heer des Vitellius zu Felde zog, vielmehr handelte es sich um die in Pannonien (2) und Mösien (3) stationierten Legionen, die Vespasians Partei ergriffen hatten. Vespasians „eigentliche“ Legionen (3) standen in Judäa; sie waren zusammengestellt worden, um den Jüdischen Krieg zu führen (oben S. 60). Judäa, Syrien und Ägypten bildeten das Zentrum der Macht Vespasians, hier hatte seine Erhebung stattgefunden, genauer: in Alexandria durch die Initiative des praefectus Aegypti Ti. Iulius Alexander, der am 1. Juli 69 seine beiden Legionen den Eid auf Vespasian schwören ließ (Tac. hist. 2, 79, 1). Vorhergegangen war schon Ende April 69 der Versuch einer Kaiserwahl durch die drei mösischen Legionen: Sie hatten nach Othos Tod Vespasian zum Imperator erhoben (Suet. Vesp. 6, 1 – 3). Seitdem war er als Kaiser ‘im Gespräch’, und er selbst mußte Überlegungen anstellen, wie er sich gegenüber Vitellius verhalten sollte, dessen Prinzipatsübernahme er mißbilligte (Jos. bell. Iud. 4, 10, 2). An Gehorsam gewöhnt, ließ er seine Truppen den Eid auf Vitellius schwören (Tac. hist. 2, 74, 1). Dann aber wurde er geradezu bestürmt, die Herrschaft an sich zu reißen.

Die Kaiserzeit von Augustus bis Diocletian

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