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Die „Falle“ – unsere Studentengaststätte

Die älteste und traditionsreichste Studentenkneipe Greifswalds war die „Falle“. Wegen der zahlreichen historischen Bilder an den Wänden und der interessanten Gäste – meist Studenten anderer Fachrichtungen – war sie auch bei uns sehr beliebt. Allerdings sollten wir als ehemalige Studenten der Kasernierten Volkspolizei (KVP), damals einer Neuheit in der Universitätsstadt, sie nach Ansicht unserer Dienststellenleitung nicht betreten. Sie befand sich in der Fischstraße 8, ihr damaliger Inhaber war Bruno Krauskopf. Irgendjemand musste Lothar, Herwig, Kay und mich, alle vier stolze, frisch gekürte „Kandidaten der Medizin“ des fünften Semesters, dazu motiviert haben, an diesem Ort der reichen Studententradition etwas Schriftliches zu hinterlassen. Tatsächlich trugen wir uns mit einem frivolen Trinkspruch in ein uns vorgelegtes Album der sehr schönen Gaststätte ein:

„Gryps, 29.1.56

Der Herr, der die Bäume begipfelt,

der Herr, der die Männer bezipfelt,

der Herr, der die Frauen gespalten,

lang möge er uns diesen Trunk erhalten.

Prostata, Prostata, es lebe die Gebärmama!

cand. med. Herwig Zichel

cand. med. Kay Blumenthal

cand. med. Lothar Peter

cand. med. Heinz Schneider (ein Dunkles)“

Nach über 55 Jahren konnten wir uns – mittlerweile hochbetagte Altersrentner – nicht einmal im Ansatz mehr an das Ereignis der schriftlichen Fixierung des lustigen Trinkspruchs erinnern. Erst der Medizinhistoriker Prof. Günter Ewert, ein einstiger Kommilitone aus dem damaligen dritten Semester, fand in einem kurzfristig von einem Kollegen ausgeliehenen Buch des einstigen Fallenwirts unsere damalige Eintragung auf gelbem Albumpapier. Als wir unseren Frauen kürzlich stolz diesen Trinkspruch präsentierten, hielten sie den Inhalt für „typisch schweinisch“. Da die Schrift eindeutig als uns zugehörig erkennbar war, konnten und wollten wir unsere Mittäterschaft an der Eintragung des Reims auch nicht leugnen. Insgeheim waren wir selbst als alte Männer sogar etwas stolz auf dieses wiederentdeckte unbekannte Schriftstück aus längst verflossener Jugendzeit, die leider nie mehr zurückkehrt.

Wie die damals sicher recht fröhliche Zeche aussah und endete, wissen wir heute nicht mehr. Auch ist uns der Verfasser des gut formulierten Gedichts unbekannt, während die letzten Zeilen mit den geschlechtsdifferenten Sexualorganen Prostata und Gebärmama sicher von uns selbst stammten.

Noch heute denken wir gerne an die schöne Hansestadt Greifswald zurück, in der wir von unseren tüchtigen Professoren nicht nur eine sehr gute, praxisorientierte Ausbildung erhielten, sondern auch eine schöne Studentenzeit erleben durften, an die wir mit großer Freude zurückdenken. Manche von uns fanden hier auch ihr persönliches Glück, eine Greifswalderin, eine zuverlässige Partnerin fürs Leben.

Die Normalität des Absurden

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