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Unter Männern - Teil 1

Den ganzen Vormittag hatte ich in einem Gartencenter zugebracht und Pflanzen für meinen Garten geordert. Ich musste dringend im Grün Hand anlegen, wenn der Sommer ein Erfolg werden sollte. Es gab so wahnsinnig viel zu tun.

Wie ein Kind freute ich mich auf die Arbeit in der duftenden Erde mit dem Pflanzen und Jäten. Es war ein herrlicher Ausgleich nach den vielen drinnen verbrachten Monaten.

Und auch in den Gartencentern schwirrte es nun von Kunden, die sich ebenso auf die Arbeit draußen freuten, wie ich, die Pläne schmiedeten und nicht nur Pflanzen, sondern auch jede Menge Dekoartikel erstanden.

Es war gegen zwölf, als ich das Knurren meines Magens bemerkte und deswegen auf die Uhr sah. Da ich mal wieder keine Lust zum Kochen hatte und fand, ich müsste diesen Tag mit einem guten Essen krönen, rief ich im »La Caleche« an, um einen Tisch zu bestellen.

Es war zu diesem Zeitpunkt noch ein absoluter Geheimtipp unter allen, die etwas auf sich hielten. Man kannte mich bereits sehr gut dort, um nicht zu sagen – ich war jetzt eine Art Stammgast. So bekam ich ohne großes Federlesen meinen Lieblingstisch etwas abseits vom Geschehen, wo ich die anderen Tische sehen konnte, ohne selbst allzu sehr im Mittelpunkt zu stehen.

***

Gerade überquerte ich die Regent’s Street, als ich eine mir sehr vertraute Lockenmähne in der Menge erspähte.

»Jay?«

Die Mähne hielt inne und sah sich suchend um. Wie die Sonne auf diesen blonden mit einem leichten Rotstich versehenen Wellen funkelte. Wie Bernstein wirkte sein Haar an diesem Mittag und ich war nicht die Einzige, die diese Pracht bewunderte, wie ich an den Blicken der anderen Passanten erkannte.

»Emma!« Er strahlte, als habe er gerade ins Weihnachtszimmer geschaut.

Sofort bahnte er sich seinen Weg durch die anderen Fußgänger und blieb dann vor mir stehen. Es war beinahe süß, wie er etwas unsicher vor mir stand, nicht wusste, wie er mich begrüßen sollte.

Da nahm ich ihm die Entscheidung ab und schloss ihn in meine Arme. Himmel, wie hart diese Muskeln selbst durch den dicken wattierten Anorak hindurchdrangen. Seine Zunge glitt in meinen Mund – sehr kess – und ich erwiderte seine Leidenschaft ohne zu zögern. Augenblicklich lag seine Hand ungebührlicherweise auf meinem Po und knetete meine Pobacken.

»Hast du Hunger?«, gurrte ich leise in sein Ohr.

»Und wiiiiee …«, raunte Jay lüstern zurück.

»Essen habe ich gemeint«, lachte ich.

Er sah zu mir herab und nickte dann zögerlich.

»Ich will gerade essen gehen. Kommst du mit?«

Jay sah sich um, als suche er etwas. Dabei wusste ich nur allzu gut, was er befürchtete. Mit Sicherheit hatte er kein Geld, um in ein Restaurant zu gehen.

»Hieße es, die Emanzipation auf eine zu harte Probe zu stellen, wenn ich dich zum Essen einladen würde?«

Er legte den Kopf leicht schräg und überlegte.

»Du darfst es mir anschließend – zu Hause – auch zurückzahlen …«

Im gleichen Moment erhellte ein breites Lächeln sein Gesicht. »Einverstanden!«

So betraten wir nebeneinander das »La Caleche« und wurden sofort an meinen Stammplatz geführt. Der Kellner ließ sich keine Gefühlsregung anmerken, als er den ziemlich alten Parka entgegennahm.

»Gibt’s ein Limit?«, fragte Jay lächelnd, als seine erste Erkundung über die Seiten der Speisekarte geendet hatte. Er rechnete wohl insgeheim damit, dass er hier mit einem Glas Wasser im Magen hinausspazieren würde.

»Kein Limit. Du bestellst, auf was du Lust hast.«

»Du stehst aber gar nicht auf der Karte!«, sagte plötzlich eine mir nicht unbekannte Stimme. Augenblicklich starrten wir den an den Tisch Getretenen überrascht an.

Derek!

Wenn ich mit allem gerechnet hätte – mit ihm nicht!

Er lächelte auf uns herunter. Seine hochgewachsene, schlanke Gestalt steckte in einer sehr engen schwarzen Jeans. Dazu trug er ein blütenweißes Hemd ohne Krawatte und darüber ein schwarzes Dinnerjackett mit seidenglänzenden Aufschlägen. Seine olivenfarbenen Augen, die mich wider Willen stets so faszinierten, lagen eingebettet in ein rundes Gesicht, mit Tendenz zum Oval, das umwallt war von dunklen Locken. Gegen die Strahlkraft dieser Augen kamen nur die Lippen an, die von einem vollen Schwung waren, die so manche Frau neidisch gemacht hätten.

»Willst du uns nicht bekannt machen, Emma-Liebes?«, sagte er zuckersüß.

»Aber natürlich. Das ist Jay … Jay … das ist Derek.«

Derek schenkte mir einen weniger charmanten Blick und fügte hinzu: »Derek McLeod.«

»Was Derek damit betonen möchte, ist die Tatsache, dass sein Vater jener George McLeod ist, dem die größte Anwalts-Kanzlei in London gehört und der sozusagen mein Arbeitgeber ist.«

Jay machte ein ernstes Gesicht und sagte verhalten: »Ich kenne George McLeod«

»Garçon!« Derek hob eine Hand. »… Noch ein Gedeck, bitte.« Dann lächelte er mich diabolisch an. Genauso blickte wohl die Schlange auf das Kaninchen. »Darf ich mich zu euch setzen? Ich störe doch nicht bei irgendwas, oder?«

»Aber nein«, flötete ich. »Wo doch dein Daddy indirekt hier alles bezahlt, wir also sozusagen alle im George-McLeod-Fanclub sind …«

Er hatte unser Tête-à-Tête versaut und genoss es. Mein Zorn aber wuchs umso mehr, als ich sah, wie genervt Jay wirkte. Er hielt es offensichtlich kaum aus, an einem Tisch mit einem McLeod zu sitzen. Und es war offensichtlich nur seiner Zuneigung zu mir geschuldet, dass er nicht augenblicklich ging.

Jay schwieg lange. Anstatt bei dem geduldig wartenden Kellner zu bestellen, presste er seine Kiefer aufeinander und sah aus, als müsse er all seine Kraft zusammennehmen, um Derek keine reinzuhauen. Die Situation drohte zu eskalieren, als mir Dereks letzter Auftritt mit seiner Flamme in den Sinn kam, die er partout mit Hinweis auf seinen Vater in meinem Apartment vögeln wollte. Daran erinnerte ich mich von Moment zu Moment detaillierter, bis ich fast nicht mehr an mich halten konnte.

»Ich … gehe schnell noch eine rauchen, bevor das Essen kommt«, erklärte Jay, und noch ehe ich etwas sagen konnte, war er verschwunden.

Gut. Dann konnte der Tanz jetzt beginnen!

Anwaltshure 2 | Erotischer Roman

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