Читать книгу Denk mal! - Helmut H. Schulz - Страница 10
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Zeus sei Dank, wir sind auf dem Rückweg, der Frühling hat das Land mit frischem Grün gesegnet, die Winde gehen leicht und gelinde über unsere Köpfe hinweg. Wir reiten auf merkwürdigen Tieren, deren Rücken mit zwei Buckeln verunstaltet ist. Jason und die anderen Schiffsherren reiten auf guten Pferden. Die Lasttiere sind mit Kisten und Säcken beladen, deren Inhalt wir zwar nicht kennen, der aber sehr kostbar sein muss. Und die Tochter des Barbarenkönigs ist bei uns, das dicke Mädchen mit dem hübschen aber verlebten Gesicht. Jason scheint in sie verliebt, oder er gibt vor, es zu sein. Sie halten sich während des Rittes dicht beieinander und führen einen Jüngling mit sich, der, an Händen und Füßen gefesselt, auf dem Pferd angebunden ist. Auch seine Augen sind von einer Binde verdeckt. Mein Simon sagt: »Ich bin besorgt, dass sie diesen Sohn des Aietes töten wollen, und das wird ein Unglück sein und uns alle treffen, denn ohne Zweifel werden wir von dem Barbarenkönig verfolgt. «
»Wenn das stimmt, und es wird wohl stimmen, dann hätte Jason einen Schatz geraubt, die Königstochter entführt und den Sohn des Königs als Geisel genommen? «
»Glaube was du willst, o Kleon, aber erst wenn du wieder in Korinth unter deinem schützenden Dach und unter Menschen bist, wirst du Gewissheit haben, « erwiderte meine Wachältester. »Die Seefahrt ist von alters her darauf gerichtet, Länder und Städte zu plündern, und ihre Bewohner auszurotten. So auch hier. Diese vielen Kisten dürften einen kostbaren Schatz enthalten, aber dich werden sie um deine drei Obolen täglich bescheißen, o Kleon. Was ich indessen nicht begreife, ist, weshalb wir diese Medea wie eine Königin behandeln, die leibliche Schwester dieses armen Absyrtus, den sie sicher zu einem üblen Zweck mitführen. «
Ich hatte wenig Lust, über diese Dinge nachzugrübeln, meine Augen suchten den Horizont nach einem Zeichen ab, nach Seevögeln oder einem blauen Streifen. Nichts ersehnte ich mehr als Wasser, das blauer Wasser des Okeanos, bin ich doch Seemann, habe mit diesen Räubereien nichts gemein und übrigens ist das sitzen auf diesen buckligen Tieren alles andere als ein Vergnügen.
Wir sind unter Segel und auf dem Meer. Jason trieb zur Eile und versprach uns einen Aufschlag auf die Heuer, falls wir ihn und seine Schätze, sowie die beiden Geiseln und natürlich uns selber retteten. Wir luden diese verfluchten Höckertiere ab, die so erstaunlich ausdauernd waren, keinen Durst kannten, während den Pferden bald der Atem ausgeht, wenn sie nicht genügend Wasser bekommen. Dann sahen wir die Segel der Schiffe des Aietes hinter uns am Horizont auftauchen. Jason befahl, der Riemen auszulegen; er selbst zog sich mit den Schiffsherren, mit dieser Medea und dem Sohn des Aietes nach achtern zurück. Schließlich geschah etwas Rätselhaftes; wir gingen an einem Felseneiland vor Anker, obschon die Schiffe der Barbaren näher kamen. Jason und die Schiffsherren betraten mit der Medea und dem Absyrtus Land und wir verloren sie aus dem Blick. Auf den feindlichen Schiffen gingen die Segel nieder; offenkundig verhandelte Jason mit Aietes um unseren freien Abzug. Bei Sonnenaufgang, nach einer bange durchwachten Nacht setzten wir erneut Segel und gingen Anker auf. So hatte Jason also im Sinn gehabt, Absyrtus gegen unsere Freiheit einzutauschen. Seit der Nacht an der Felseninsel ward der Knabe nicht mehr an Bord gesehen. Wenn die Gottheit will, dann sind wir gerettet.